Datenschlag
Dieser Text ist unter http://www.datenschlag.org/umfragen/ zu finden.
Wie wurden die Ergebnisse gewonnen?
Diese Umfrage war vom 5. Juni 2000 bis zum 13. April 2001 auf der Datenschlag-Website
zugänglich. In dieser Zeit gingen relativ konstant etwa 10 ausgefüllte Fragebögen pro
Tag ein. Auf einigen Mailinglisten und in den "Schlagzeilen" war auf die Umfrage
hingewiesen worden.
Woher stammen die Fragen?
Die Fragen stammen zu einem großen Teil aus der ersten soziologisch orientierten
deutschen Studie an Sadomasochisten, die ab 1974 von Andreas Spengler durchgeführt wurde.
Leider ist der damals verwendete Fragebogen nicht veröffentlicht; wir mussten die Fragen
so gut wie möglich aus den Ergebnissen der Studie extrahieren. Spätere Studien haben
Spenglers Fragestellungen zum Teil übernommen, so dass wir bei der Auswertung mit etwa
vier anderen Untersuchungen aus den letzten 25 Jahren vergleichen können. Stellenweise
wurde die Fragestellung leicht aktualisiert oder es wurden zusätzliche
Auswahlmöglichkeiten eingefügt.
Aber die Ergebnisse sind doch gar nicht repräsentativ ...
Die Ergebnisse der früheren Umfragen waren genausowenig repräsentativ. Aber wenn man
mehrere unterschiedliche Stichproben vergleicht, die nicht der Gesamtbevölkerung
entsprechen, kann man wenigstens feststellen, ob die Ergebnisse stark voneinander
abweichen oder sich ziemlich ähnlich sehen. Mehr können wir als unbezahlte
Laienfeldforscher nicht leisten.
Folgende Untersuchungen haben wir zum Vergleich herangezogen:
Spengler 1977
Spengler wählt insgesamt 388 Kontaktannoncen von Männern und Paaren, nicht aber von Frauen oder Prostituierten, aus "spezialisierten sadomasochistischen Magazinen" - auch aus dem homosexuellen Bereich - aus und schreibt die Inserierenden an. Im heterosexuellen Bereich dürfte es sich dabei um das Flagellantenmagazin "freies forum für erziehungsfragen" gehandelt haben. Im Verlauf der Studie suchen drei weitere (homo- und heterosexuelle) Clubs und Organisationen selbständig den Kontakt zu Spengler, so dass weitere 489 Fragebögen direkt an Clubmitglieder verteilt werden können. Insgesamt werden 245 Fragebögen ausgefüllt; 100 aus der "Annoncen"-Stichprobe und 145 aus der "Clubmitglieder"-Stichprobe.
(Spengler, Andreas: "Sadomasochisten und ihre Subkulturen", Campus Verlag, Frankfurt am Main / New York 1979)Breslow, Evans & Langley 1985
Die Autoren bitten sechzehn US-amerikanische Magazine, die sich entweder ausschließlich oder teilweise an Sadomasochisten wenden, ihren Fragebogen abzudrucken. Nur ein Verlag willigt ein, und der Fragebogen wird 1982 den Magazinen Letters und Sugar and Spikes beigelegt. Zusätzlich bekommen etwa dreihundert Personen, die Kontaktanzeigen im SM-Kontaktmagazin Latent Image geschaltet haben, den Fragebogen zugesandt. Eine kleine Anzahl von Fragebögen wird in SM-Läden und einem Club ausgelegt. Der Fragebogen enthält 40 Fragen. 182 Fragebögen werden von 130 Männern und 52 Frauen ausgefüllt. 12 Frauen (23%) und 10 Männer (7,7%) geben dabei an, in der SM-Prostitution tätig zu sein; ihre Angaben werden in der Studie nicht mit ausgewertet.
(Norman Breslow, Linda Evans, Jill Langley: "On the Prevalence and Roles of Females in the Sadomasochistic Subculture: Report of an Empirical Study", Archives of Sexual Behavior 14 (1985), S. 303-317)Breslow, Evans & Langley 1986
Breslow, Evans & Langley vergrößern die männliche Stichprobe der oben genannten Untersuchung, indem sie 1984 weitere Inserenten in elf SM-Magazinen anschreiben. Versendet wird der gleiche Fragebogen wie oben.
(Norman Breslow, Linda Evans, Jill Langley: "Comparisons Among Heterosexual, Bisexual, and Homosexual Male Sado-Masochists", Journal of Homosexuality 13(1), 1986, S. 83-107 )Moser & Levitt 1987
Charles Moser und Eugene E. Levitt befragen 1978 (sic) 178 Männer und 47 Frauen. 71 Männer und 23 Frauen sind Teilnehmer der SM-Gruppe Eulenspiegel Society in New York und 18 Männer und 11 Frauen Teilnehmer der SM-Gruppe Society of Janus in San Francisco. Ein Mann und sechs Frauen erfahren von der Studie und bieten ihre Teilnahme an. Weitere 88 Männer und 7 Frauen füllen einen im S/M Express, einem SM-Magazin, abgedruckten Fragebogen aus. Der verwendete Fragebogen enthält 57 Fragen.
(Charles Moser, Eugene E. Levitt: "An Exploratory-Descriptive Study of a Sadomasochistically Oriented Sample", The Journal of Sex Research 23 (1987), S. 322-337)Wetzstein 1993
Eine Forschergruppe der Universität Trier interviewt insgesamt 143 Personen. Auf welche Art die Befragten rekrutiert wurden, geht aus der Studie nicht klar hervor, aber ein Großteil der Befragten stammt wohl aus dem Umfeld des "S/M Sündikat Hamburg", der aktivsten Hetero-SM-Gruppe der frühen neunziger Jahre.
(Thomas A. Wetzstein u.a.: "Sadomasochismus - Szenen und Rituale", Rowohlt, Hamburg 1993)Levitt, Moser & Jamison 1994
Levitt, Moser und Jamison befragen 47 Frauen, um ihre Ergebnisse mit denen von Breslow, Evans und Langley (1985) zu vergleichen. Über drei Viertel der Befragten wurden bei Treffen der zwei großen SM-Gruppen der USA rekrutiert, der Society of Janus in San Francisco und der Eulenspiegel Society in New York. 11 Befragte werden wegen der großen Zahl ihrer angegebenen Partner und ihres hohen Einkommens als mutmaßliche Prostituierte angegeben, aber in die Auswertung miteinbezogen.
(Eugene E. Levitt, Charles Moser, Karen Jamison: "The Prevalence and Some Attributes of Females in the Sadomasochistic Subculture: A Second Report." Archives of Sexual Behavior 4 (1994), S. 465-473)Gloria Brame 1999
Gloria Brame, die Autorin von "Different Loving" führt vom 30. September bis zum 15. November 1999 auf ihrer Website www.gloria-brame.com die Umfrage "BDSM/Fetish Demographics Survey" durch. Der Fragebogen wird von 6997 Personen ausgefüllt.
(http://www.gloria-brame.com/domidea/survey.html)
Zur Auswertung:
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