Der Papiertiger: Codes |
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Der Papiertiger ist eine Enzyklopädie des Sadomasochismus, zusammengestellt von Datenschlag. Hier erklären wir Begriffe aus dem SM-Bereich und stellen sie in den Zusammenhang der sadomasochistischen Subkultur und ihrer Traditionen.
Codes werden von Sadomasochisten meist zu zwei Zwecken benutzt:
1. Anzeigen der SM-Orientierung in einer SM-neutralen oder gar -feindlichen Umgebung, sprich, um Gleichgesinnte zu finden.
2. Um die eigenen Vorlieben, insbesondere die bevorzugte Rolle als Top oder Bottom, zu signalisieren.
Sicherheitsworte wie Mayday werden unter Safeword und Slowword behandelt.
Es existiert kein allgemein anerkannter Code, an dem man Sadomasochisten erkennt. Besonders die homosexuellen Sadomasochisten identifizieren sich relativ stark mit der aus den USA stammenden Leather Pride Flag, die aber wiederum bei heterosexuellen Europäern noch eher unbekannt ist.
die Leather Pride Flag |
Vom AK Vernetzung stammte 1993 ein Vorschlag, einen
(Z)weigeteilten Kreis, die linke Hälfte in Schwarz, die rechte silberfarben, umrahmt von einem schwarzen Ring
als Logo anzunehmen (S/M-Szene Intern 1/1993), der sich in der Subkultur jedoch nicht durchsetzten konnte.
Eine gewisse nationale Verbreitung in Deutschland und Österreich hat der Ring der O aus der Verfilmung der Geschichte der O erlangt, siehe dort. Da dadurch in der Öffentlichkeit unauffällig die Neigung allgemein und unter Sadomasochisten selbt die Vorliebe für eine Rolle als Top oder Bottom bekanntgegeben wird, hat der Ring im Moment vielleicht die größten Chancen, sich zumindest im deutschsprachigen Raum in der nichtkommerziellen heterosexuellen Subkultur durchzusetzen.
Einige andere Codes arbeiten mit Anstecknadeln, wie das im HCB Handbuch vorgeschlagene Erniedrigungszeichen aus der Musik, sprich, das kleine b und als Gegenstück das #. Hier sind auch eine Reitgerte oder Handschellen anzutreffen. Keines dieser Abzeichen ist besonders verbreitet.
Ein neuerer Vorschlag basiert auf dem Wort Top als Bezeichnung für den dominanten Teil und die engl. Zweitbedeutung des Wortes Kreisel. Eine Anstecknadel symbolisiert dabei nicht nur sadomasochistische Neigungen, sondern gleichzeitig die Top/Bottom Orientierung: Ein stehender (sich drehender) Kreisel ist dabei Top, ein umgedrehter Kreisel Bottom und ein auf der Seite liegender Switch. Im Gegensatz zu deutlicheren Anstecknadeln wie Handschellen oder Reitgerten kann man sich für Nichtsadomasochisten bei dieser eher eine unauffällige Erklärung ausdenken. Erfinderin dieses Codes soll Mistress Nan sein, Autorin von My Private Life1, im deutschsprachigen Raum wird er nicht verwendet.
1995 wurde von Quagmyr ein weiteres Emblem vorgeschlagen, das seitdem vor allem im Internet international eine relativ weite Verbreitung fand. Es ist z.B. die Grundlage des Logos von SMart Rhein-Ruhr e.V..
das BDSM Emblem von Quagmyr |
Näheres zu diesem Symbol findet sich unter Emblem Project, The.
Eine immer wieder erwähnte Methode zur Demonstration der Vorlieben in Sachen Praktiken/Sex ist der von der Schwulen geprägte Hanky-Code. Da Taschentücher in der Hosentasche fast schon stereotyp die Nebenbedeutung Homosexualität haben, ist die Verbreitung aber bei Heterosexuellen eher gering, wenn auch einige der Hanky-Farben verstanden werden.
Daneben gibt es auch Codes wie Gelbe Banane oder auch Gelber Punkt, mit denen signalisiert werden kann, dass das bei Diskussionen in der Öffentlichkeit das Thema für anwesende Vanilles zu deutlich geworden ist. Diese Codes hatten nur eine regionale Verbreitung, inzwischen sind sie weitgehend unbekannt.
Es bestehen auch sprachliche Codes, die es Sadomasochisten erlauben sollen, sich in einer Vanille-Umwelt zu erkennen. Am auffälligsten sind sie in Kontaktanzeigen, wo aufgrund von SM-feindlichen Beschränkungen der Zeitungen häufig verklausuliert inseriert werden muss (näheres siehe dort). Solche Codes sind sehr alt, sie werden schon bei Magnus Hirschfeld erwähnt.
Literaturhinweise:
1 Nan, Mistress:
My Private Life: Real Experiences of a Dominant Woman [Details]
Synonyme: Erkennungszeichen
Auf diesen Eintrag verweisen: bizarr, devot, dominant, Erniedrigungszeichen, Hanky-Code, Internet, Kontaktanzeigen, Kreisel, Links, Motorradclub, Rechts, Ring der O, Sadomasochismus, Safeword, Severin, Sklavenvertrag, Slaveset, SMart Rhein-Ruhr e.V., Subkultur, Top, Total Power Exchange
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Stand: 08.10.2001.
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