Der Papiertiger: Paraphilie |
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Der Papiertiger ist eine Enzyklopädie des Sadomasochismus, zusammengestellt von Datenschlag. Hier erklären wir Begriffe aus dem SM-Bereich und stellen sie in den Zusammenhang der sadomasochistischen Subkultur und ihrer Traditionen.
Medizinisches Fachwort für alle "krankhaften" Formen des Geschlechtslebens; früher meist als Perversion bezeichnet. Eine zynischere Definition, insbesondere von Homosexuellen hervorgebracht, ist: Alles, was nicht den klassischen heterosexuellen Geschlechtsverkehr darstellt. Tatsächlich haben sich die Kriterien für die Diagnose Paraphilie im Laufe der Zeit drastisch verändert1, vgl. auch DSM und die allgemeine geschichtliche Besprechung unter Sadismus und Masochismus.
Der Begriff stellt einen neuen Versuch dar, eine wertneutrale Bezeichnung einzuführen, was schon früher mit z.B. deviant versucht wurde; wie damals ist zu vermuten, daß dieser Versuch scheitern wird. Inzwischen wird die Homosexualität als einzige der ehemaligen Perversionen nicht mehr als Paraphilie klassifiziert, wobei Sadomasochisten seit 1994 nicht mehr in jedem Fall unter die neuen Diagnosekriterien von DSM-IV fallen (siehe DSM)2. Die geschichtliche Entwicklung der medizinischen Vorstellungen zu diesem Thema wird unter Algolagnie und Geschichte der Forschung behandelt, der gegenwärtige Stand unter Sadomasochismus.
Den Paraphilien werden gewisse gemeinsame Eigenschaften zugeschrieben, wie Koexistenz oder Vorgeschichte von mehreren Paraphilien, (wie z.B. ein gleichzeitiges Auftreten von Sadomasochismus und Transvestismus); Leidensdruck und Entsetzen über paraphile Phantasien; und ein häufigeres Auftreten in Zeiten von Stress oder Konfliktsituationen. Gängige Vorstellung der Forschung ist es auch 2000 noch, dass Paraphilien bei Frauen nur äußerst selten auftreten.
Parallel zu einer realitätsnäheren Klassifikation kommt es nach und nach auch zu einer weniger dogmatischen Indikation zur Therapie. Schrieb noch 1962 V.E. Frhr. v. Gebsattel im Geleitwort zur Psychopathologie der Sexualität3 (wo er auch nicht müde wurde, die besondere Bedeutung der christlichen Werte für die Sexualmedizin hervorzuheben):
Eine sexuelle Perversion [...] ist immer behandlungsbedüftig, auch nahezu immer krankheitseinsichtig.
geht ein Arzt, der auf dem neuesten Stand der Forschung ist, inzwischen nur dann von einer möglichen Notwendigkeit zur Therapie aus, wenn bei dem Betroffenen ein Leidensdruck besteht, der nicht durch simple Maßnahmen wie die Aufnahme von Kontakt zu anderen Sadomasochisten zu beseitigen ist, oder er eine Gefahr für die Allgemeinheit darstellt. In vielen Fällen ist der Leidensdruck entscheidend für die Diagnose.
Literaturhinweise:
1 Simon, William:
Deviance as History: The Future of Perversion [Details]
2 American Psychiatric Association (Hrsg.):
Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders. Fourth Edition (DSM-IV) [Details]
3 Giese, Hans:
Psychopathologie der Sexualität [Details]
Synonyme: Perversion
Auf diesen Eintrag verweisen: deviant, DSM, Exhibitionismus, Geschichte der Forschung, Leidensdruck, Medizin, Sadismus und Masochismus, Sadomasochismus, Sarilomanie, Stand der Forschung, Subkultur, Transvestismus, Voyeurismus, Zoomimik, Zoophilie
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Stand: 30.10.2000.
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