Der Papiertiger: Kinder |
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Der Papiertiger ist eine Enzyklopädie des Sadomasochismus, zusammengestellt von Datenschlag. Hier erklären wir Begriffe aus dem SM-Bereich und stellen sie in den Zusammenhang der sadomasochistischen Subkultur und ihrer Traditionen.
Unter Sadomasochisten herrscht durchgehend die Meinung, daß Kinder, ob ihre eigenen oder fremde, nicht Zeugen ihrer Spiele werden sollen. Da Sadomasochismus per Definition nur zwischen mündigen Erwachsenen stattfinden kann, ist jede Beteiligung oder auch nur Anwesenheit eines Minderjährigen bei einem Spiel nicht kindgerecht und daher zu verurteilen. Die enorm hohen Anforderungen von sadomasochistischen Praktiken an die emotionale Reife und das Vertrauen der Partner gebieten, daß Kinder erst im späten Jugendlichenalter mit den Neigungen ihrer Eltern konfrontiert werden - falls überhaupt.
Das Hauptproblem vieler Sadomasochisten als Eltern ist daher, wie man die eigene Sexualität und die Elternrolle unter einen Hut bekommt, ohne daß man den einen oder den andern Bereich aufgeben muß.
Verheimlichen kann bei Kleinkindern durch konsequentes Aufräumen, Wegschliessen und Hochstellen von Spielzeugen, Zeitschriften und Kleidung relativ einfach erreicht werden. Aus Gründen der Sicherheit sollten einige gefährlichere Spielzeuge und vor allem alles, was verschluckt werden kann, sowieso sofort nach der Benutzung an einen sicheren Ort verstaut werden. Klammern, die für einen Erwachsenen nur schmerzhaft sind, können bei einem spielenden Kind ernsthafte Verletzungen hervorrufen.
Was von Erwachsenen oft nicht ernst genug genommen wird ist die Fähigkeit selbst 12-Jähriger, mit Computern umzugehen:
Alle Materialien, die auf einem Rechner mit einem Betriebssysten ohne Password-Schutz abgelegt sind, sollten entweder verschlüsselt oder auf herausnehmbaren Datenträgern wie Wechselplatten gespeichert sein. Ein einfaches "Verstecken" der Dateien ist ein Trick, den die meisten Kinder schon vor ihren Eltern lernen.
Mehr zu sadomasochistischen Medien unter BPjS.
Daneben sollte klar sein, daß körperliche Zeichen wie Striemen von Kindern als Zeichen einer Misshandlung gesehen werden können, auch wenn sie nichts dazu sagen. Kinder können noch schwerer als Erwachsene eine sadomasochistische Inszenierung von den Zeichen einer möglichen Misshandlung eines Elternteils trennen. Auch hier sollte konsequent alles getan werden, um zu verhindern, daß sich das Kind diese Frage überhaupt stellen muss.
Ist das Kind Zeuge eines Spiels geworden, hängt es sehr von dem Spiel wie auch von der Reaktion der Eltern ab, wie die Situation verarbeitet wird. Besonders bei Rollenspielen aus dem DS Bereich haben Kinder wenig Probleme, ein Spiel als ein Spiel zu begreifen. Da es noch nicht weiß, daß die Gesellschaft es für falsch hält, wenn Erwachsene Pony spielen, kann das größte Problem sein, daß es auch mal auf Papis Rücken reiten will oder neidisch ist, weil es nicht von vorne herein mitspielen durfte.
Spiele mit einem grösseren Anteil von SM sind da schon weitaus schwieriger. Schon Vanillesex ist für Kinder nicht immer richtig zu verstehen. So sagt Rosemeier1 richtig:
Es kommt vor, das Kinder in einem Alter, in dem sie bewusst Sexualität noch nicht richtig einordnen können, ihre Eltern während des Sexualverkehrs beobachten und die Mutter als bedroht ansehen und ihr zu Hilfe eilen wollen. Sie können die erotischen Anteil des elternlichen Verhaltens noch nicht von den aggressiven unterscheiden.
Beim Sadomasochismus kommen dann noch Praktiken dazu, die selbst viele erwachsene Vanilles ausserhalb eines erklärenden Kontextes nicht von Gewalt unterscheiden können. Wo laut gestöhnt, fester geschlagen oder gar Blut fliessen soll, sollten Kinder nicht einmal im Haus sein - oder die Erwachsenen nicht.
Wie bei vielen Erlebnissen, bei denen die meisten Erwachsene sofort ein schweres Trauma bei Kindern erwarten würden, hängt sehr viel davon ab, wie die Erwachsenen auf eine Entdeckung reagieren. Eltern, die von ihrem Verhalten dem Kind zeigen, daß irgendwas hier aussergewöhnlich oder gar falsch ist und sich in ihren Erklärungsversuchen widersprechen, werden mehr Schaden mit einer "objektiv" weniger schlimmen Situation anrichten als wenn beide Partner zusammen dem Kind erklären, daß es sich um ein "Erwachsenenspiel" handelt, daß nichts für Kinder ist und nicht viel Wirbel veranstalten.
Es sollte dabei aber berücksichtigt werden, dass sich Kinder ausserordentlich leicht für das Verhalten ihrer Eltern schämen, wenn sie das Gefühl haben, dass das elterliche Verhalten "nicht richtig" sei. Daher ist es wohl unabdingbar, daß Kinder nicht dauernd oder gar absichtlich mit "eigenartigem" Verhalten konfrontiert werden.
Der beste Schutz bleibt hier die Vorbeugung und wie bei den anderen Notfällen kann hier von den Eltern erwartet werden, daß sie sich vorher Gedanken darüber gemacht haben, wie sie reagieren würden, wenn ihr Kind in ein Spiel hineinplatzt, auf einmal mit einem Erwachsenenspielzeug in der Hand in der Tür steht oder ein Heft aus dem Schrank vor dessen Füsse fällt. Dem Kind sollte sowieso vorher eingetrichtet worden sein, daß man Spielkammeraden nicht schlägt, fesselt oder auf eine andere Art misshandelt. Nicht, weil Kinder sadomasochistischer Eltern eine solche Belehrung besonders nötig haben, sondern als Teil jeder normalen, auf Sicherheit gerichteten Erziehung.
Der wirklich beste Schutz ist, wie eigentlich immer, auch hier eine Beziehung zwischen den Eltern, die offen und für demonstrativ durch gegenseitige Liebe und Respekt gekennzeichnet ist. Einem Kind, dem von klein auf vorgelebt wurde, daß Gewalt niemals zur Lösung von Problemen herhalten darf und wo die Achtung vor dem Partner an erster Stelle steht, wird auch ein versehentliches Beobachten eines Spiels - nachbereitet durch eine entsprechend feinfühlige Erklärung der Eltern - nicht viel anhaben können.
Für Diskussionen um die spezifischen Probleme von Sadomasochisten mit Kindern hat sich die Gruppe SMel gegründet. Sie will laut Selbstdarstellung folgendes bieten:
Erfahrungsaustausch und Diskussionen zum Thema "SM & Eltern-Sein".Ein Forum für SM-Eltern: Mütter, Väter und solche, die es noch werden wollen; AlleinerzieherInnen und Paare - alle, die sich mit Fragen wie z.B. "Was sage ich wie und vor allem wann meinem Kind?" beschäftigen.
Literaturhinweise:
1Dieser Literaturverweis ist noch ungültig.
Wir arbeiten dran.
Auf diesen Eintrag verweisen: SMel
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Stand: 26.02.2003.
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