Der Papiertiger: Tape Gag |
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Der Papiertiger ist eine Enzyklopädie des Sadomasochismus, zusammengestellt von Datenschlag. Hier erklären wir Begriffe aus dem SM-Bereich und stellen sie in den Zusammenhang der sadomasochistischen Subkultur und ihrer Traditionen.
Engl. für einen aus Klebeband bestehenden Knebel. Solche Knebel sind trotz ihrer grossen Verbreitung auf Bildern und Filmen nicht ganz leicht herzustellen. Voraussetzung ist aber auch bei guter Technik, daß das Klebeband besonders gut klebt und daß das Gesicht des Bottom sauber (keine Schminke, Barthaare, Cremes, etc) und trocken ist.
Der klassische Tape Gag besteht aus zwei Teilen: Klebestreifen, die unter dem Kinn von einem Ohr zum anderen laufen und den Mund geschlossen halten, und weiteren Streifen, die die Lippen versiegeln. Auch wenn es aus der Inszenierung heraus meist etwas unpassend ist, sind die ersten Streifen aus Gründen der Sicherheit immer die Kinnstreifen. Alle folgenden Streifen sollten mit ihren Enden auf ihnen enden, damit im Notfall durch das Abziehen dieser Streifen der gesamte Knebel entfernt weden kann. Die Kinnstreifen tragen auch die Hauptlast der Aufgabe, den Mund geschlossen zu halten. Sie gehen fächerförmig von dem Knochenvorsprung vor dem Ohr unter dem Kiefer auf die andere Seite, wobei Streifen, die näher an der Kinnspitze verlaufen, effektiver sind. Die Mundstreifen sind meist nicht in der Lage, einem entschlossenen Bottom daran zu hindern, den Mund frei zu bekommen, was Grund genug sein kann, auf Kieferstreifen zu verzichten: Notfalls kann der Bottom sich immer befreien. Normalerweise laufen die Mundstreifen als zwei oder drei waagerechte Streifen über die Lippen geklebt, gefolgt von zwei diagonalen Streifen, die jeweils unter dem Auge beginnen und sich über die Lippen überkreuzen.
Als Material wird in den USA klassischerwesie die industrial strength eines genormten, 3 - 5 cm breiten silbernen Gewebebandes (Duct Tape verwendet). Es ist auch in Deutschland unter dem Handelsnamen Gaffa-Tape oder Panzerband erhältlich. Eventuell sollte man sich allerdings auf medizinische Klebebänder beschränken, da sie für Hautkontakt geschaffen und getestet wurden. Die drei verbreitetsten Formen sind Leukosilk S, seidig, gewebt und daher leicht mit den Fingern abzureissen, Leukopore, papierartig, sehr dünn und schlecht klebend, und Leukoplast, zäh und wasserabweisend, mit glatter Oberfläche. Anfänger sollten eher Leukopore nehmen, da es fast von selbst zerreißt und leicht entfernt werden kann. Allerdings nimmt es dadurch viel von der Erfahrung eines Tape Gags.
Bei einer Pflasterallergie sind alle Spiele mit Klebeband zu meiden. Das Abreißen eines Tape Gag kann je nach Material durch die ausgerissenen Haare ziemlich schmerzhaft sein.
Die Vorteile des Tape Gag gegenüber anderen Knebel-Arten sind eine geringere Wahrscheinlichkeit, daß durch ein Objekt hinter der Zahnreihe der Würgereiz ausgelöst wird; ist die Nase frei, besteht kaum Gefahr, daß die Atemwege verlegt werden; Verletzungen an den Zähnen oder der Mundschleimhaut durch Teile des Knebels werden vermieden; der Bottom kann problemlos seinen Speichel schlucken. Der klassische Tape Gag kann bei freier Nase und sauberer Anbringung Stunden getragen werden. Größte Gefahr bei einem Tape Gag ist, ähnlich wie bei anderen Knebeln, das Erbrechen.
Siehe allgemeinen Eintrag unter Knebelspiele.
Für eine Variante des Tape Gags kann durchsichtiges Klebeband verwendet werden, was die gepreßten Lippen sichtbar läßt (siehe1 auf Seite 194 für ein Photo von Berquet, Gilles (s. Eintr.: Erotic Art Museum Hamburg) einer Frau in Y-Stellung). Das Klebeband kann auch für Schriftzüge (z.B. Aufforderungen) oder aufgemalte Lippen verwendet werden. Eine extremere Klebetechnik ist, bei aufgesetzter Badehaube die ersten beiden Streifen waagerecht ganz um den Kopf zu wickeln und den Streifen unter dem Kinn über den Kopf senkrecht zur anderen Seite zu führen. Dabei dürfen die Kiefer nicht zu fest zusammengepresst werden, und die Zeit, die für eine Entfernung des Knebels gebraucht wird, steigt drastisch an. Dringend abzuraten ist von Tape Gags, bei denen zusätzlich Gegenstände in den Mundraum gebracht wird, da das alle Sicherheitsvorteile zunichte macht; auch fixierte Gegenstände können den Brechreiz auslösen, nicht fixierte können direkt die Atemwege verlegen.
Eine fiktive Darstellung eines extremen Tape Gags findet sich in dem von Willie, John und Stanton, Eric gemeinsam gezeichneten Comic "Tony goes to the bondage ball" (LV war GLAMO.A, fehlt).
Literaturhinweise:
1 Muthesius, Angelika / Neret, Gilles:
Erotik in der Kunst [Details]
Auf diesen Eintrag verweisen: Bondage-Tape, Duct Tape, Klebeband, Knebel, Knebelspiele
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Stand: 08.03.2003.
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