Der Papiertiger: SM-Welle |
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Der Papiertiger ist eine Enzyklopädie des Sadomasochismus, zusammengestellt von Datenschlag. Hier erklären wir Begriffe aus dem SM-Bereich und stellen sie in den Zusammenhang der sadomasochistischen Subkultur und ihrer Traditionen.
Begriff für das Aufgreifen sadomasochistischer Stilelemente durch den Mainstream, sowie einer zunehmenden Beschäftigung der Medien mit diesem Thema, im deutschsprachigen Raum ca. ab Mitte der 80er.
So findet sich Anfang der 90er als Teil der Plakatserie der Zigarettenfirma West eine Domina, die sich von einem Mann eine Zigarette anbieten lässt1. Das Bild erregte das Ärgernis der feministischen Zeitschrift EMMA
Sadomasochistische Motive auf Zeitschriftencovern können in drei
Arten unterteilt werden:
Cover zu Artikel über den Sadomasochismus Beispiel: Marabo 1993
Marabo Artikel über Fetischismus 1993 |
Die zweite Gruppe sind Berichte über Nicht-SM-Themen, bei denen ein Bild aus dem Gebiet des Sadomasochismus als Sinnbild benutzt wird. Diese Gruppe ist ein Zwischending zwischen einer Verwendung in der ersten Gruppe und dem reinen Blickfang der nächsten Gruppe. Beispiel: Stern 1991
Stern über Frauenkonkurrenz 1991 |
Die letzte Gruppe sind die Cover, auf denen der Sadomasochismus als reiner Blickfang benutzt wird, ohne dass es einen Artikel in der Zeitschrift
dazu gäbe. Während Madonna (siehe dort) auf dem Cover von Esquire mit ihrem eigenen Image spielt, sind jetzt auch Vanilla-Modells mehr und mehr, so scheint es, in einem sadomasochistischen Zusammenhang zu sehen. Beispiel: Prinz 1995
Nadja Auermann mit Halsband, Prinz 1995 |
Zwar gab es schon voher, auch vom STERN, Titelbilder zu diesen Themen (wie das berühmte Cover von Grace Jones in Ketten von 1978, gegen das
EMMA zum Auftakt ihrer PorNO-Kampagnie geklagt hatte), aber die
Menge und Verbreitung nahm wie in der Werbung erst in den 90ern deutlich zu.
So findet sich selbst in dem Buch Frauenfeindliche Werbung - Sexismus als heimlicher Lehrplan von Christiane Schmerl von 1981 unter hunderten als frauenfeindlich vorgestellten Bildern nur zwei, die im weitesten Sinn als "sadomasochistisch orientiert" beschrieben werden könnten3.
Es gibt einige Anzeichen dafür, daß die SM-Welle international aufkam und nicht nur ein isoliertes Phänomen des Westens ist. Aus Japan wird von einer zunehmenden Beschäftigung mit dem Sadomasochismus berichtet, deren Anfang irgendwann im Zeitraum zwischen 1985 bis 1990 zu suchen ist. Wie in Europa übernahm die Subkultur in Japan in dieser Zeit Elemente aus den USA, so die Farbe Schwarz als Symbolfarbe, wenn auch mit Einschränkungen.
Die Mainstream SM-Welle geht Hand in Hand mit einer zunehmenden Öffnung der sadomasochistischen Subkultur nach außen hin und einem großen Schub bei der Gründung von auch überregionalen Organisationen. Eine zunehmende Öffnung der Subkultur zum Mainstream zieht mehr Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf sich, was wiederum bedeutet, daß mehr "versteckte" Sadomasochisten aus dem Mainstream in die Subkultur eintreten, was seinerseits eine noch größere Öffnung erzeugt. Als ursprünglicher Auslöser der Bewegung kann die Pionierarbeit der Schwulen gesehen werden.
Einige Modedesigner haben Kreationen mit sadomasochistischen Elementen übernommen, so Mugler, Thierry.
Die SM-Welle der späten 80er und frühen 90er ist bis zum Ende der 90er wieder weitgehend abgeebbt.
Literaturhinweise:
1 Seim, Roland / Spiegel, Josef (Hrsg.):
Ab 18 - Zensiert, Diskutiert, Unterschlagen [Details]
2 Petra (Autor ungenannt):
Sex und Macht - Spezial [Details]
3 Schmerl, Christiane:
Frauenfeindliche Werbung - Sexismus als heimlicher Lehrplan [Details]
Synonyme: Fetisch-Welle, Mode-SM, Trend-SM
Auf diesen Eintrag verweisen: Japan, Kontaktanzeigen, Mugler, Thierry, Musik, Musikvideos, Sicherheit
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Stand: 30.11.2002.
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