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Januar 1990
Die deutsche SM-Gruppe GibS/Mir wird in Kiel gegründet.
1995 hat sie etwa 20 Mitglieder; im Frühjahr 1998 entsteht als Abspaltung die Gruppe "SaMba" (Sado-Maso bös und artig) und kurze Zeit später löst sich GibS/Mir auf.
(AG S/MÖFF, "SM Adressbuch 95/96", Neumünster)
(S/M-Depesche Juni 1998)
3. März 1990
Peter W. Czernich und das Fetischmagazin "O" veranstalten in Düsseldorf oder der Umgebung von Düsseldorf den 1. "Ball Bizarre" mit etwa 800 Gästen wohl die erste große kommerzielle Fetischparty im deutschsprachigen Raum.
Die Veranstaltung war ursprünglich für den 25. November 1989 geplant und dann verschoben worden.
("O" 2/1989, S. 43)
März 1990
Die Sadomasochistin Sina-Aline Geißler veröffentlicht ihre Lebensgeschichte in dem Buch "Lust an der Unterwerfung. Frauen bekennen sich zum Masochismus". Geißler wird von mehreren Magazinen und privaten TV-Sendern in Deutschland interviewt.
Geißlers Lebensgeschichte wird wesentlich bekannter als die von Maria Marcus von 1974. Viele Sadomasochistinnen sprechen später von einer entscheidenden Botschaft, die ihnen das Buch vermittelt habe: Dass sie mit ihrer Neigung nicht allein seien.
(Gei90)
März 1990
Finanziert aus dem Aids-Fonds der Loge 70 (Schweiz) erscheint die Broschüre "Safer Sex für Ledermänner" in einer Auflage von 13.000 Exemplaren und ist schon wenige Monate nach Erscheinen vergriffen. Im Sommer 1990 druckt die Aids-Hilfe Schweiz eine Neuauflage und lässt sie ins Französische übersetzen.
(Safer Sex für Ledermänner, Herbst 1996)
(Schlagworte 27. März 1997)
Mai 1990
Das erste schwule Ledertreffen zum Hafengeburtstag in Hamburg findet in den Räumen des "Black" statt.
In den Folgejahren etabliert sich das Ledertreffen unter dem Motto "Hamburger Hexenkessel".
(Schlagworte 19. April 1998)
4. Juni 1990
Das deutsche Nachrichtenmagazin SPIEGEL druckt zum 250. Geburtstag des Marquis de Sade die Titelgeschichte "Ja, ich bin ein Wüstling". Zu diesem Artikel werden in den folgenden Heften einige Briefe von Lesern abgedruckt, die über die "verherrlichende" Darstellung des Marquis empört sind ("De Sade ist für mich ein überdimensionales Dreckschw...", "Während die Menschen ... allmählich gegen Folter und Menschenquälerei sensibilisiert werden, fällt dem SPIEGEL nichts Besseres ein, als diesen quälgeilen Sexualterroristen in einer Titelgeschichte zu verherrlichen." "Sie verteidigen sowas. Interessant. Es verrät einiges über Sie.")
(Spi90b, Leserbriefe in Spiegel 25 und 33/1990)
August 1990
Nach einem Bericht des deutschen Magazins "Stern" über Geißlers Buch "Lust an der Unterwerfung" hagelt es Leserbriefe. Die "Stern"-Redaktion wird besetzt und eine Frauengruppe namens "Die Klapperschlangen" erklärt in der Hamburger Ausgabe der Zeitung "taz", Strafanzeige gegen das Magazin gestellt zu haben. Als Grund werden genannt: Verherrlichung von Gewalt gegen Frauen und Mädchen, Aufforderung zu Gewalt- und Willkürmaßnahmen gegen Frauen und Mädchen, öffentliche Aufforderung zum sexuellen Missbrauch und zur Vergewaltigung von Frauen und Mädchen, weiterhin Aufforderung zur Misshandlung von Kindern, Beleidigung, Herabwürdigung von Frauen und Mädchen zu Sexualobjekten.
Die Anzeige wird außerdem von folgenden Personen und Organisationen unterstützt: Ute Aalderink, Ulrike Betz, Sonja Deuter (GAL-Politikerin), Mechthild Dietrich (SPD-Politikerin), Domenica (Domina), Evelyn Ertel, Hamburger Frauenwoche, Gisela Frederking (Anwältin für Familienrecht), Sandra Holler, Brunhild D. Krüger, Birgit Laenger, Antje Meyer-Hagenström, Tina Muchow, Amiti Polzin, Psychologische Beratung für Frauen von Frauen, Uta Segler.
(Schlagzeilen 7/1990, S. 25-26)
(taz Hamburg, 4. August 1990)
September 1990
Die Gruppe Schlagseite Mannheim-Heidelberg entsteht.
(S/M-Depesche August 1992)
September 1990
In einem Artikel des Nachrichtenmagazins Spiegel über weiblichen Masochismus wird der Hamburger Sexualwissenschaftler Gunter Schmidt mit der Aussage zitiert, der aufblühende Sado-Maso-Trend spiele sich vor allem in den Medien ab, die damit höchst erfolgreich klassische Männerphantasien bedienten.
(Spiegel 40/1990, S. 301)
September 1990
Die erste Ausgabe des von Hermes Phettberg herausgegebenen Magazins "Stock im Eisen - Von der Fleischeslust der Abartigen" erscheint. Im Impressum ist als Herausgeber "Polymorph Perverse Klinik Wien" genannt. Das Wort "Klinik" wird von den Behörden moniert und später durch "Liebe" ersetzt. Das Magazin erscheint zweimal jährlich in einer Auflage von 300 Stück (Stand März 2001).
(Verzeichnis der alternativMedien 1997, www.iisg.nl/publications/vam1997.pdf)
(Persönliche Mitteilung Hermes Phettberg)
11. November 1990
Die SM-Gruppe "SM begegnet Hannover" (SMbH) trifft sich zum ersten Mal.
(Schlagworte 8. November 1998)
24. November 1990
Das Fetischmagazin "O" veranstaltet in Ottobrunn bei München den "2. Ball Bizarre" zum Eintrittspreis von DM 149,- (ca. EUR 75,-), an dem 800 Fetischisten aus Deutschland, den USA, Kanada, Großbritannien und der Schweiz teilnehmen. Zwei Wochen vor der Veranstaltung untersagt die Bürgermeisterin von Ottobrunn die Veranstaltung, und nur nach Einschaltung von Anwälten kann der "Ball Bizarre" schließlich doch noch stattfinden. Der per Gerichtsvollzieher zugestellte Auflagenkatalog der Gemeinde Ottobrunn an die Veranstalter umfasst acht Seiten und legt unter anderem fest: "Das Mitführen von Gegenständen, die zu einer geschlechtsbezogenen Handlung verwendet werden können (z.B. Dildos usw.), ist untersagt." "Geschlechtsverkehrshandlungen" sind ebenso untersagt wie "das Urinieren auf Gegenstände". Eine Hundertschaft Polizei steht einige Straßen entfernt für den Notfall bereit.
Ein 3. "Ball Bizarre" in Berlin war für 1991 geplant, wird dann aber abgesagt. Das Interesse sei zu gering, außerdem gebe es mittlerweile genügend "kleinere, nähere, preiswertere" Parties.
(Tempo Februar 1991, S. 60)
("O" 7/1990, S. 11-20)
November 1990
In Marburg entsteht die Gruppe SMile. 1994 wird sie für aufgelöst erklärt und noch im gleichen Jahr wiederbelebt.
Im März 2000 besteht die Gruppe aus einem harten Kern von etwa 40 Teilnehmern; zu den Treffen erscheinen zwischen 15 und 20 Personen.
(Giessener Magazin Express 9/92)
(S/M-Depesche Januar 1994, Juni 1994)
(Persönliche Mitteilung SMile Marburg, März 2000)
1990
Die deutsche Gruppe Blue System (gegründet von Dieter Bohlen, Ex-Modern Talking) veröffentlicht die Single "48 Hours". Refraintext: "Hit me - hit me baby I don't lie, 48 hours - come baby, hit me all night long". Der Videoclip ist explizit SM-orientiert und wird in der ARD-Sendung "Formel Eins" gezeigt.
(Quelle fehlt)
1990
Sina-Aline Geißler veröffentlicht unter dem Titel "Mut zur Demut" erotische SM-Phantasien von Frauen.
In "Mut zur Demut" finden sich wörtlich bzw. fast wörtlich drei Geschichten, die zuvor in den "Schlagzeilen" veröffentlicht wurden, als eingesandte Phantasien von Frauen wieder (darunter eine Story von Phoebe Müller und eine von Panta Rhei/Uwe Doll; eine Männerstory, die als Frauenphantasie ausgegeben wird). Geißler erklärt, diese Geschichten anonym zugesandt bekommen zu haben, der Moewig Verlag zahlt den tatsächlichen Autoren ein Honorar.
(Gei90a)
(Persönliche Mitteilung Tom Rohwer, AG S/MÖFF, März 2000)
1990
Im Spanner-Prozess werden in Großbritannien 16 Angeklagte zu Freiheitsstrafen bis zu viereinhalb Jahren verurteilt, sechsundzwanzig werden wegen Beihilfe zur - an ihnen selbst begangenen - Körperverletzung verwarnt. Drei der Verurteilten klagen vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte gegen das Urteil. Für den Prozesskosten-Fonds werden rund 250.000 DM (ca. EUR 125.000) benötigt, die durch Sammlungen in der englischen und amerikanischen Subkultur aufgebracht werden.
(taz 15.3.1993, S. 20)
(WM95,, S. 224)
1990
Der Alpha-Comic Verlag entfernt aus der Comic-Zeitschrift "Schwermetall" in der Serie "Druuna - Morbus Gravis 2'' von Paolo Eleuteri Serpieri eine Seite mit Flagellations-Szenen, um einer Indizierung durch die BPjS zu entgehen. Die Kürzungen werden in späteren Auflagen der Heftversion beibehalten. Die Erstauflage ist vollständig.
(QUELLE FEHLT)
1990
Im schwulen International Mr. Leather Contest in Chicago belegen Mark Ryan (USA), Ron Barone (USA) und Richard Armstrong (Kanada) die ersten drei Plätze.
(www.imrl.com)
1990 - Buchveröffentlichungen ohne eigenen Eintrag
Siehe 1990
4. Januar 1991
Die Hamburger SM-Party "Les Fleurs du Mal" findet im "Molotow" mit etwa 250 Teilnehmern zum ersten Mal statt.
(Schlagzeilen 08/1991, S. 41)
Februar 1991
Die Illustrierte TEMPO widmet unter dem Titel "Gier auf Gummi" ihre Titelstory dem Thema "Sex bizarr - Fetischismus wird zum Volksvergnügen". Die Reportage von Pascal Morché spricht von einem Fetisch- und Sadomasochismus-Boom, Fetischismus sei eine Sexualität der Intelligenten, die Fetischszene in Deutschland rekrutiere sich aus dem gut saturierten Mittelstand. Als Sachverständiger wird der Londoner Psychoanalytiker Masud Khan zitiert, der erklärt, stereotype Fantasien, Fetische oder pornografische Darstellungen entfremdeten den Perversen sowohl sich selbst als auch dem Objekt seines Verlangens. Der Deutsche der 90er Jahre, so das Fazit, ist sich selbst entfremdet. "Erotisch erleben wir die Fortsetzung des Sado-Maso-Booms mit einsameren Mitteln."
(TEMPO Februar 1991, S. 56-62)
3. April 1991
Graham Greene stirbt in Vevey (Schweiz)
(Encyclopaedia Britannica)
18. Mai 1991
Zur "Europerve Party" in Amsterdam erscheinen 700 Fetisch-Fans aus ganz Europa.
(Schlagzeilen 10/1991, S. 23)
Juni 1991
Die Arbeitsgemeinschaft S/M & Öffentlichkeit (AG S/MÖFF) wird im S/M-Sündikat Hamburg mit Vertretern aus der lesbischen, schwulen und heterosexuellen SM-Subkultur gegründet, um in der öffentlichen Diskussion die Interessen von Sadomasochisten besser vertreten zu können.
Anlass war die bevorstehende Verschärfung der Vorschriften gegen "Kinderpornographie". Man befürchtete damals, dass pauschal der §184 Abs. 3, in dem bis dahin Gewalt-, Tier- und Kinder-Pornos zusammengefasst waren, verschärft würde (besonders: Besitzverbot). Stattdessen wird die Kinderpornographie in einem neuen Absatz 4 gesondert behandelt.
(Schlagzeilen, HEFT FEHLT)
(Schlagworte 20. Mai 1997)
(Persönliche Mitteilung Tom Rohwer, AG S/MÖFF, März 2000)
Juni 1991
Die SMbH in Hannover richtet ein Info- und Beratungstelefon ein.
Bis zum Juni 1993 werden etwa 600 Anrufer beraten.
(S/M-Depesche Juli 1993)
September 1991
Das Titelbild der deutschen Illustrierten STERN zeigt eine Frau in Korsett, Halsband und Augenmaske. Die Titelstory, Teil der Serie "Perversionen", heißt: "Die geheime Lust. Frauen und Männer enthüllen ihr erotisches Doppelleben". In der Reportage von Lilly Engstfeldt wird über das Privatleben eines Gummifetischisten berichtet.
Abgesehen von der aufdringlichen Betonung der extremen Spießigkeit des Interviewpartners ein neutraler Bericht ohne psychologische Theorien.
(STERN September 1991, S. 78-86)
5. Oktober 1991
In Hamburg findet auf dem Museumsfrachter "Cap San Diego" das Jahrestreffen der European Confederation of Motorcyclist Clubs (ECMC), einer schwulen Lederorganisation, statt.
(Schlagzeilen 10/1991, S. 21)
November 1991
In Marburg entsteht die Gruppe Why Knot!
Die Gruppe löst sich im Sommer 1992 wieder auf.
(Giessener Magazin Express 9/92)
(S/M-Szene Intern, Mai 1993)
7. Dezember 1991
Die AG S/M & Öffentlichkeit organisiert im Hamburger Amerikahaus die Veranstaltung "Pornographiegesetzgebung und Sadomasochismus - Diskriminiert die Pornographiegesetzgebung die sadomasochistische Minderheit?". Dabei wird auch das "1. sadomasochistische Manifest" vorgestellt. Von den geladenen Politikern erscheint als einzige die Bundestagsabgeordnete Christina Schenk (damals Bündnis90/Grüne, später PDS).
An der AG S/MÖFF nimmt ab diesem Zeitpunkt nur noch ein harter Kern teil, der über die kommenden Jahre beständig bleibt.
(Schlagzeilen 10/1991, S. 35)
(Schlagzeilen 11/1992, S. 19)
(Persönliche Mitteilung Matthias T.J. Grimme, Redaktion Schlagzeilen, März 2000)
(Persönliche Mitteilung Tom Rohwer, AG S/MÖFF, März 2000)
Dezember 1991
Zwei Physiker machen die radikalfeministische Zeitschrift "Emma" auf die alt.sex.-Newsgruppen im Internet aufmerksam. Resultat ist ein Bericht mit dem Titel "Was Studenten an Uni-Computern treiben". Darin wird erklärt, dass C4-Professoren an Hochschulen sich den Alltag mit Computer-Sex und harter Pornographie beleben. Es wird ausführlich auf sadomasochistische Newsgruppen und Bilder hingewiesen. Als Beispiele für "pornographische Texte" werden Anfragen wie "Wie kann ich meine Freundin am besten fesseln?" und "Meine Freundin ist allergisch auf Gummi, was soll ich tun?" genannt.
In der Folge sperren die meisten Universitäten von sich aus den Zugang zu allen Newsgroups, in deren Name das Wort "Sex" vorkommt. Zu diesem Zeitpunkt gibt es außerhalb der Universitäten kaum Zugänge zum Internet. Deutsche Forscher verlieren die einfachste Möglichkeit, direkt mit Sadomasochisten in Kontakt zu treten.
(Ott91)
Ende 1991
Die deutsche Gothic-Gruppe Umbra et Imago formiert sich. Nach Aussage von Bandchef Mozart ist SM "unser roter Faden und unsere Hauptinspirationsquelle".
(Interview, Schlagzeilen Heft 31, Oktober/November 1996, Seite 46-47)
(Kuhnle, Volkmar "Gothic Lexikon. The Cure, Bauhaus & Co: Das große Nachschlagewerk zur Gothic-Szene", Lexikon Imprint Verlag Berlin 1999, S. 298-299)
1991
Der deutsche Jurist Valentin Sitzmann veröffentlicht den Aufsatz "Zur Strafbarkeit von sado-masochistischen Körperverletzungen" und kommt zu dem Schluss, dass einvernehmlicher Sadomasochismus in Deutschland rechtlich weitgehend unproblematisch ist.
(Sit91)
1991
Die deutsche Übersetzung eines Interviews von Régine Deforges mit Pauline Réage ("O m'a dit") wird in deutscher Übersetzung vom Ullstein Verlag als "Die O hat mir erzählt" herausgegeben. Als Dokumentation erscheint im Anhang der komplette Text der "Geschichte der O" und der "Rückkehr nach Roissy".
Die BPjS, die keine Handhabe über (literatur)wissenschaftliche Dokumentationen hat, lässt den Abdruck unbehelligt. Damit wird die "Geschichte der O" wieder für ein deutsches Publikum zugänglich.
(DR91)
1991
Die schwule Gruppe Leder und SM Aktion (LSMA) Köln entsteht.
(QUELLE FEHLT)
1991
Die Zigarettenfirma West wird vom Deutschen Werberat abgemahnt und muss ein Werbeplakat, das eine Frau in Fetischkleidung zeigt, wegen Verstoßes gegen die "guten Sitten" vom Markt nehmen. Es könne sich, so der Deutsche Werberat, "zwangsläufig nur um eine Prostituierte handeln".
Im Spiegel wird über den Protest des "S/M-Sündikat Hamburg" gegen diese Entscheidung berichtet. Mit der pauschalen Unterstellung, dass es sich bei einer Domina zwingend nur um eine Prostituierte handeln könne, so das Sündikat, würden alle aktiven Sadomasochistinnen in Deutschland herabgewürdigt.
(SS95, S. 95)
(Jahrbuch Deutscher Werberat 1991, S. ?)
(S/M-Depesche Juli 1995)
(Spi91)
1991
Die Lyrikerin Ulla Hahn veröffentlicht ihren ersten Roman "Ein Mann im Haus". Hahn erzählt die Geschichte von Maria, einer Frau, die jahrelang die Geliebte eines verheirateten Mannes gewesen ist und diese Rolle nun nicht mehr spielen will und kann. Aus der Liebe von einst ist längst Hass geworden. Sie fesselt ihn an sein Bett, demütigt ihn sexuell und setzt ihn zum Schluss in den Rheinauen aus.
(Hahn, Ulla: Ein Mann im Haus. Deutsche Verlagsanstalt, Stuttgart)
1991
Die Psychoanalytikerin Louise J. Kaplan veröffentlicht "Female Perversions", ein 600 Seiten starkes Werk, in dem sie von der Vermutung ausgeht, die männlichen Perversionen kämen bei Frauen praktisch nicht vor, und zu dem Schluss kommt, diesen Perversionen entsprächen bei Frauen Störungen wie Kaufrausch, Kleptomanie, Selbstverstümmelung, Magersucht oder zwanghafte Unterwerfung unter den Mann.
Obwohl Kaplans Werk jeder empirischen Basis ermangelt, wird es in der Folge regelmäßig in Veröffentlichungen zum Sadomasochismus zitiert. Insbesondere scheint hier die vielzitierte Behauptung herzustammen, Paraphilien träten bei Männern und Frauen im Verhältnis 99:1 auf, mit Ausnahme des Masochismus, bei dem das Verhältnis 20:1 betrage. Kaplan selbst gibt keine Grundlagen für diese Schätzung an.
(Kap91)
(Kap91a)
1991
Im schwulen International Mr. Leather Contest in Chicago belegen Darrell Cannon, Troy Leonheart und Mitch Johnson (alle USA) die ersten drei Plätze.
(www.imrl.com)
1991
Touko Laaksonen (Tom of Finland) stirbt.
(Bie98, S. 232)
1991 - Veröffentlichungen ohne eigenen Eintrag
Siehe 1991
Anfang 1992
In Münster entsteht die SM-Gruppe Lustvolles Leiden.
Die Gruppe stellt ihre Arbeit Anfang 1999 wieder ein.
(S/M-Depesche August 1992, Januar/Februar/März 1999)
Ende Januar 1992
In Frankfurt entsteht die Gruppe Main-Pain.
Main-Pain versucht von Anfang an, sich als Verein zu konstituieren, befindet sich aber im März 2000 nach wie vor in Gründung. Mitte 1993 entstehen aus Abspaltungen die Gruppen Main-Striem, SMash und SMalltalk. SMalltalk wird im Frühjahr 1995 aufgelöst, auch Main-Striem scheint (Stand März 2000) nicht mehr zu existieren.
(vereine.freepage.de/main-pain/person.htm)
Februar 1992
Bei einer Razzia in der SM-Buchhandlung "Schwarze Galerie" in Kassel werden 126 - größtenteils nicht einmal indizierte - Titel als Gewaltpornographie beschlagnahmt, darunter z.B. "Mein heimliches Auge". Dem Inhaber Christoph Bittner entsteht durch die einbehaltenen Bücher sowie die Anwalts- und Gerichtskosten ein Schaden von etwa 7500 DM (ca. EUR 3250); die Buchhandlung kann in dieser Form nicht mehr weitergeführt werden.
(Schlagzeilen Vol. 11, März 1992)
(S/M-Depesche September 1992)
(Persönliche Mitteilung Christoph Bittner, April 2000)
13. März 1992
In Essen wird SMart Rhein-Ruhr gegründet und am 30. Oktober 1992 ins Vereinsregister eingetragen. SMart entwickelt sich gezielt zu einem organisierten Verein, der die Verankerung in der Gesellschaft sucht. Im bevölkerungsreichsten Teil Deutschlands, dem Ruhrgebiet, entstehen teilautonome Regionalgruppen in mehreren Städten des Bundeslandes Nordrhein-Westfalen. Die Gruppe wendet sich zunächst überwiegend an Hetero- und Bisexuelle. 2000 hat SMart etwa 150 formelle Mitglieder und ein etwa fünfmal so großes Umfeld. Die Satzung dient mehreren anderen Gruppen später als Vorbild, darunter SMart Bremen-Oldenburg, Schlagwerk Hamburg und BDSM Berlin.
SMarts interne Struktur benötigt einen bis dahin in der Subkultur nicht bekannten Aufwand für Organisatorisches, der der Gruppe schnell den Ruf eines schwerfälligen Horts von Papierfetischisten einbringt. Die Infrastruktur ermöglicht jedoch auch einen größeren Handlungsspielraum. SMart übertrifft schnell ältere Gruppen an Bedeutung und ist ab Mitte der 1990er die einflußreichste heterosexuelle Gruppe Deutschlands, tut sich jedoch zunächst schwer mit der Nutzung des Internets.
(AG S/MÖFF, "SM Adressbuch 95/96", Neumünster)
(Schlagworte Ressourcenliste Version 00006A vom 2. März 2000)
März 1992
Die AG S/MÖFF wird zu einer eigenständigen Gruppe.
(Persönliche Mitteilung Tom Rohwer AG S/MÖFF, März 2000)
28. April 1992
Francis Bacon stirbt in Madrid.
(Encyclopaedia Britannica)
April 1992
In dem Restaurant "Kirk's" im kalifornischen Palo Alto findet der erste regelmäßige Munch statt, ein öffentliches Treffen von Sadomasochisten. Organisiert wird es von STella (sic) auf der Newsgruppe alt.sex.bondage. Zuvor hatten bereits sporadisch einzelne Treffen dieser Art stattgefunden.
Der Munch (vom englischen Wort für "Mampfen") wird in den USA wie auch in Mitteleuropa zu einem der erfolgreichsten Organisationsformen für SM-Gruppen, da er ein Treffen mit niedriger Hemmschwelle an einem öffentlichen Ort ohne direktes Outing ermöglicht.
(Angaben der amerikanischen SM-Gruppe Society of Janus (www.soj.org) unter "A Brief History of Munches")
Mai 1992
In Bremen und Oldenburg entsteht die SM-Gruppe SMart Bremen-Oldenburg.
(AG S/MÖFF, "SM Adressbuch 95/96", Neumünster)
Mai 1992
Zur 1. S/M-Gruppensprecherkonferenz gibt die AG S/MÖFF erstmals ihren Rundbrief "S/M-Depesche" in der "Null-Nummer" heraus.
Die erste reguläre Ausgabe erschien im Juli 1992. Die "Depesche" erscheint zunächst etwa alle drei Monate, dann bis 1999 monatlich und wird ab Januar 2000 nur noch als Mailingliste weitergeführt. Im Mai 2000 wird auch die Mailingliste eingestellt.
(Persönliche Mitteilung Tom Rohwer, AG S/MÖFF, März 2000)
(Schlagworte 22. Februar 2000)
Juni 1992
Das deutsche Stadtmagazin PRINZ berichtet in seiner Münchner Ausgabe unter dem Titel "Die netten Perversen von nebenan" über einen schwulen Gummifetischisten, einen Transvestiten und ein Sadomasochisten-Paar.
Abgesehen von der abfälligen Schilderung einiger Sadomasochisten ("unscheinbare Brillenträger") bleibt die Reportage erfreulich neutral.
(PRINZ München Juni 1992, S. 38-44)
Juli 1992
Der österreichische Sexualwissenschaftler Ernest Borneman plädiert auf der Tagung "Sexualität, Recht und Ethik" in Berlin für die umfassende Freigabe aller Pornographie und Erotika mit Ausnahme der "gewaltverherrlichenden".
Bornemans ablehnende Haltung gegenüber sadomasochistischen Themen äussert sich in vielen seiner Veröffentlichungen. Gewaltakte seien keine sexuellen, sondern antisexuelle Akte. Sadomasochistische Erotika übten auf den gesunden Menschenverstand keinerlei stimulierende Wirkung aus, fetischistische Erotika seien inhuman, weil verdinglichend. 1995 begeht Borneman Selbstmord, nachdem seine Geliebte ihm ihre masochistischen Neigungen gesteht und ihn wegen eines Mannes verlässt, der sie im Rahmen von SM-Spielen schlägt.
(taz 18. Juli 1992, S. 3)
(Schlagzeilen 24/1995, S. 44)
Oktober 1992
Die SM-Gruppe Kassel ist reaktiviert und hat etwa 20 Mitglieder.
(S/M-Depesche Februar 1993)
Herbst 1992
Drei schwule SM-Magazine - "Disziplin", "Kumpel" und "Z & O (Zucht und Ordnung)" stellen nach fast 30 Jahren ihr Erscheinen ein. "Disziplin" war mit 160 Ausgaben das älteste schwule SM-Magazin Europas.
(Schlagzeilen HEFT FEHLT)
Herbst 1992
Die Arbeitskreise "S/M & Vernetzung" (Wuppertal) und "S/M & Recht" (Heidelberg) konstituieren sich.
Der AK S/M & Vernetzung hat sich vermutlich etwa 1995 aufgelöst. Der AK S/M & Recht existierte auf dem Papier noch etwas länger, scheint sich aber auch etwa um die gleiche Zeit aufgelöst zu haben.
(S/M-Szene Intern, HEFT FEHLT)
Herbst 1992
In Hamburg entsteht aus dem Sündikats-Stammtisch die SM-Gruppe "Randgruppe".
Die Gruppe scheint sich bald wieder aufgelöst zu haben.
(S/M-Depesche Oktober 1992)
Herbst 1992
In Hamburg entsteht die Gruppe "Leder-Lesben Hamburg".
Die Gruppe scheint sich bald wieder aufgelöst zu haben.
(S/M-Depesche Dezember 1992)
Herbst 1992
Die SM-Gruppe Nordbayern/Süd-Thüringen entsteht. 1994 wird die Gruppe in "ActivSM" umbenannt.
ActivSM hat sich 1996 aufgelöst.
(S/M-Szene Intern, Dezember 1992)
(S/M-Szene Intern, November 1994)
(QUELLE FÜR DAS JAHR DER AUFLÖSUNG FEHLT)
6. November 1992
Auf dem Museumsfrachter "Cap San Diego" findet die SM-Party "Hamburg Black Night" mit über 600 Teilnehmern statt. Veranstalter ist die AG S/MÖFF.
Am Montag, den 9. November veröffentlicht die BILD-Zeitung unter der Überschrift "Cap San Diego: Mädchen gequält, 1000 sahen zu" einen Bericht über die Party. Die Verfasserin Christine Tintelnot hatte mit Wissen der Veranstalter teilgenommen. Daraufhin richten die Eigner der "Cap San Diego", die Stiftung Hamburger Admiralität, Schadensersatzforderungen und eine Klage an den damaligen Vorsitzenden des MSC Hamburg, der das Schiff im Auftrag der AG S/MÖFF angemietet hatte. Die Klage wird in der Folge zurückgenommen, aber das Ostertreffen des MSC Hamburg und eine weitere jährliche schwule Fete dürfen vorerst nicht mehr auf der Cap San Diego stattfinden.
(Persönliche Mitteilung Martin Schneider, März 2000)
15. November 1992
Die Gruppe Schlagseite Mannheim wird ein nichtrechtsfähiger Verein.
(S/M-Szene Intern, Januar 1993)
18. November 1992
Die AG S/MÖFF und die Schlagseite Mannheim laden zum 2. SM-Bundestreffen (der heterosexuellen SM-Gruppen) nach Mannheim. Nachdem das - von der AG S/MÖFF informierte -Nachrichtenmagazin "Spiegel" das Treffen kurz erwähnt, sehen sich die Veranstalter mit zahlreichen Anrufen regionaler und überregionaler Medien konfrontiert. Unter anderem, weil viele Teilnehmer Angst davor haben, geoutet zu werden, muss das Treffen verschoben werden.
(Spiegel 47/1992)
(Persönliche Mitteilung Martin Schneider, März 2000)
(S/M-Depesche November 1992)
28. November 1992
In London nehmen 1000 Menschen an einer SM-Demonstration anlässlich des Spanner Case teil.
Dabei dürfte es sich um die erste Demonstration für die Rechte von Sadomasochisten handeln.
("O" 16/1993, S. 30)
November 1992
In der Talkshow "Hans Meiser" des Privatsenders RTL treten Jan und Matthias von den "Schlagzeilen", Andrea aus dem S/M-Sündikat Hamburg sowie eine Profi-Domina aus München und ihre männliche Zofe auf. Drei Millionen Zuschauer sehen die Sendung. An den nächsten Tagen steht das Beratungstelefon der "Schlagzeilen" nicht still. Noch Monate später wird die Redaktion mit Briefen und Anrufen bestürmt.
Die jüngste Anruferin ist 14 Jahre alt. Dies ist das erste Mal, dass im Fernsehen das Thema SM nicht nur am Rande gestreift oder in einem fünfminütigen Beitrag (wie z.B. in der ARD-Sendung "Rote Couch Geschichten" mit dem ersten öffentlichen Auftritt des S/M-Sündikats Hamburg) behandelt wird.
(Schlagzeilen HEFT FEHLT)
(Persönliche Mitteilung Matthias T.J. Grimme, Redaktion Schlagzeilen, März 2000)
ab November 1992
Der Sadomasochist Wolfgang Boghardt hält an den Volkshochschulen Duisburg und Mülheim an der Ruhr gut besuchte Vorträge über Sadomasochismus. Wegen des starken Medieninteresses werden sie 1993 eingestellt.
(S/M-Szene Intern, Januar 1993)
(Persönliche Mitteilung Marko, SMart Rhein-Ruhr e.V., März 2000)
(Meiser, Thomas "Sadist mit aufrechtem Gang". Marabo - Zeitschrift für das Ruhrgebiet Nr. 11, November 92, S. 16-19)
Dezember 1992
Der AK S/M und Vernetzung fängt an, den Rundbrief "S/M-Szene Intern" herauszugeben, der für einige Zeit die offizielle Vereinszeitschrift der Gruppen SMart Rhein-Ruhr und Schlagseite Mannheim/Heidelberg wird
(S/M-Szene Intern, Dezember 1992)
1992
Peter Bahnen veröffentlicht den Text "Zur Sozialgeschichte des Sadomasochismus", in dem er eine Theorie über die Entstehung von sadomasochistischen Subkulturen in westlichen Ländern vorstellt.
(Bahnen, Peter "Zur Sozialgeschichte des Sadomasochismus", Schwulenreferat im ASTA/FU Berlin. Dokumentation der Vortragsreihe Homosexualität und Wissenschaft, Band 2, Berlin 1992, Seite 11-26)
1992
Es gibt 31 schwule Leder- Motorrad- und SM-Clubs mit 1200 bis 1500 ständigen Mitgliedern in Deutschland, 6 in der Schweiz und 2 in Österreich.
(Quelle fehlt)
1992
In Frankfurt am Main entsteht die SM-Gruppe Main-Pain.
(AG S/MÖFF, "SM Adressbuch 95/96", Neumünster)
1992
In Berlin wird die Berlin Sex Mafia gegründet. Die Gruppe veranstaltet in den nächsten vier Jahren Frauenplayparties und einen monatlichen SM-Workshop für Frauen. Ende 1996 stellt sie ihre Aktivitäten wieder ein.
(Women at Amsterdam Leather Pride 1998, Programmheft)
1992
In Berlin wird die Sadomasochistische Interessengemeinschaft gegründet. Sie wird später zu einem eingetragenen Verein mit etwa 20 Mitgliedern.
Die "Sadomasochistische Interessengemeinschaft" wird von der Berliner Domina "Dominique" in den Räumen des Studios "Dominiques Metroon" gemanagt. Nachdem Dominique sich etwa 1998 zurückzieht, schlafen auch die Vereinsaktivitäten ein.
(AG S/MÖFF, "SM Adressbuch 95/96", Neumünster)
(Persönliche Mitteilung Kathrin Passig, BDSM Berlin e.V., März 2000)
1992
Die "Schlagzeilen" führen etwa 20 SM-Gruppen im deutschsprachigen Raum auf. Knapp die Hälfte davon existiert noch im Jahr 2000.
(Schlagzeilen HEFT FEHLT)
1992
Pat Califias "Lesbian SM Safety Manual" erscheint als "das s/m sicherheits handbuch" im ikoo Verlag.
Die Übersetzung hat zahlreiche, teils schwere Fehler
(Schlagzeilen HEFT FEHLT)
1992
Die AG S/MÖFF richtet das 1. Gruppentreffen der deutschen heterosexuellen SM-Gruppen in Neumünster aus. Es erscheinen rund 30 Vertreter von 15 Gruppen.
(SM-Depesche HEFT FEHLT)
1992
Der Gynäkologe, Psychoanalytiker und Gerichtssachverständige Reiner Gödtel veröffentlicht "Sexualität und Gewalt".
Gödtel bietet in diesem Buch einen kurzen Überblick über die üblichen psychoanalytischen Erklärungen des Sadomasochismus. Er erwähnt zwar, dass eine sadomasochistische Deviation im Rahmen der sadomasochistischen Subkultur ungefährlich ausgelebt werden kann, wirft in der Folge aber Sadomasochismus, Orgien, Satanismus und Misshandlung in der Ehe wild durcheinander. Ein Großteil seines Materials scheint dem 1992 erschienenen Heyne-Taschenbuch "Satanspriesterin - Meine Erlebnisse bei einer schwarzen Sekte" von "Ricarda S." entnommen zu sein - an der Authentizität dieses angeblich autobiographischen Berichts bestehen erhebliche Zweifel.
(Gödtel, Reiner "Sexualität und Gewalt", Hoffman und Campe 1992)
1992
Im "Handbuch Sexualität" schreibt der Psychotherapeut und Sexualberater Friedrich Nolte: "Wenn Partner auf der Grundlage von Freiwilligkeit und Zuneigung im sexuellen Spiel 'Bestrafungsphantasien' ausleben und darin ihre sexuelle Befriedigung finden, so kann meines Erachtens nicht von Perversion gesprochen werden. Im Gegenteil: werden solche Menschen nicht eher als andere durch ihre spielerischen sexuellen Aktivitäten für die reale Gewalt und Destruktivität in der Gesellschaft sensibilisiert? Es wäre daher an der Zeit, das Phänomen dieses spielerisch sexuellen Verhaltens von Angst- und Zwangsformen zu unterscheiden sowie zu überlegen, ob die Begriffe des 'Sadismus', 'Masochismus' und der 'Perversion' nicht im Diskurs über Sexualität umgewertet werden oder vielleicht besser entfallen sollten."
(Nolte, Friedrich: "Sadomasochismus", in: Dunde, Siegfried Rudolf (Hrsg.): "Handbuch Sexualität", Deutscher Studien-Verlag, Weinheim 1992)
1992
Im schwulen International Mr. Leather Contest in Chicago belegen Lenny Broberg, Eric Witmeyer und A.J Steigenberger (alle USA) die ersten drei Plätze.
(www.imrl.com)
1992 - Veröffentlichungen ohne eigenen Eintrag
Siehe 1992
Anfang 1993
Die Gruppe "Sex Maniacs" entsteht in Dortmund und will "vor allem 'Freaks', TVs und Bi-SMler ansprechen".
(S/M-Szene Intern, Februar 1993)
Anfang 1993
In Mannheim eröffnet die Leder- und SM-Kneipe "(F)Ledermaus", die in erster Linie eine schwule Zielgruppe ansprechen will, aber auch für SM-Frauen offen ist.
(S/M-Szene Intern, Februar 1993)
1. Januar 1993
Die WHO (World Health Organisation) streicht die Homosexualität aus dem International Classification of Diseases (ICD). Sie war dort seit der ersten Veröffentlichung 1948 unter der Nummer 302.0 als psychische Krankheit geführt worden.
Sadomasochismus wird noch 2002 im ICD 10 unter der Nummer F65.5 als Krankheit geführt.
(hamburg.gay-web.de/chronik/brd3.shtml)
5. Januar 1993
Die AG S/MÖFF ist in der RTL-Sendung "Explosiv - Der heiße Stuhl" zu Gast. Thema der Sendung ist "Sex und Schmerz".
Das Fetischmagazin "O" berichtet über die Sendung: "Das niveaulose, undifferenzierte Gegeifere, jederzeit gekonnt angeheizt durch den Moderator, der es immer verstand, ernsthafte Diskussionsansätze im Keim zu ersticken ('Fakten sind langweilig, lassen wir das doch!'), zementierte bestehende Klischees hervorragend. Anwesende S/M-ler wirkten verschüchtert (siehste - alles Verklemmte!) und waren der Hetz- und Keifrunde in keiner Weise gewachsen.
(S/M-Depesche Februar 1993)
("O" 16/1993, S. 3)
Januar 1993
Der "Arbeitskreis für Prävention und Medizin im Sadomasochismus" (AK SMed) konstituiert sich in Mannheim.
Der Arbeitskreis scheint sich Mitte der 90er Jahre wieder aufgelöst zu haben.
(S/M-Szene Intern, Dezember 1992)
23. April 1993
Gründungsversammlung der Gruppe SMilo in Lörrach.
(S/M-Depesche April 1993)
24. April 1993
Auf Einladung des AK Vernetzung in Zusammenarbeit mit SMart Rhein-Ruhr findet im Haus Opherdicke im Kreis Unna die 1. Sprecherkonferenz der bundesdeutschen nichtkommerziellen SM-Szene statt. Nicht alle heterosexuellen Gruppen sind eingeladen, schwule und lesbische fehlen ganz. Es nehmen 12 Vertreter aus 11 Gruppen teil. Das erklärte Ziel, einen Dachverband zu errichten, scheitert. Wichtigstes Thema wird die Öffentlichkeitsarbeit. Von einigen Gruppen wird ein gemeinsamer Pressesprecher gefordert, der in Absprache mit den Gruppen alleinige Kompetenz zur Öffentlichkeitsarbeit haben soll. Die einzelnen Gruppen sollten sich auf regionale Medienarbeit beschränken. Auch hier kommt es zu keiner Einigung.
(S/M-Depesche, Mai 1993, Juni 1993)
(S/M-Szene Intern, Mai 1993)
April 1993
Jad Keres und andere Lesben der SM-Gruppe Female Trouble aus Philadelphia beginnen auf der "S/M Leather Conference" anlässlich des "March on Washington for Lesbian, Gay and Bisexual Rights" eine Umfrage zu Gewalt gegen lesbische Sadomasochistinnen.
(Keres, Jad "Violence against SM Women within the Lesbian Community". Female Trouble Philadelphia 1994)
8. Mai 1993
Die AG S/MÖFF richtet das 1. SM-Bundestreffen in Hamburg aus.
De facto handelt es sich um das 3. - vorangegangen waren Treffen in Neumünster und Mannheim.
(S/M-Szene Intern, Mai 1993)
(S/M-Depesche, Juni 1993)
(Persönliche Mitteilung Tom Rohwer, AG S/MÖFF, März 2000)
Mai 1993
In Würzburg/Aschaffenburg entsteht eine SM-Gruppe.
(S/M-Depesche Januar 1994)
Mai 1993
Das - noch nicht formell gegründete - SM-Museum The Leather Archives & Museum in Chicago stellt zum ersten Mal Teile seiner Sammlung aus.
(QUELLE FEHLT)
Frühjahr 1993
Eine SM-Gruppe in Karlsruhe entsteht und gibt sich am 14. April 1994 den Namen "SMAGK" (S/M Aktion + Gesprächskreis Karlsruhe).
(S/M-Szene Intern, Dezember 1993)
(S/M-Szene Intern, Juni 1994)
Frühjahr 1993
Eine Schlaf- und Mitfahrzentrale für Sadomasochisten, die SMZ, wird gegründet.
Ende 1996 stellt die SMZ wegen der abnehmenden Nachfrage ihre Tätigkeit ein.
(S/M-Depesche Juni 1993)
Juni 1993
Die SM-Mailbox "Hot Connection Box" (HCB) in Berlin schließt plötzlich, vermutlich nach einer Polizeidurchsuchung.
(QUELLE FEHLT)
Juli 1993
Erste Auflage des aus der Berliner SM-Mailbox "Hot Connection Box" hervorgegangenen elektronischen HCB-Handbuchs ("Schattenversion''). Die vierte Auflage im August 1993 erfährt eine (stark eingeschränkte) Verbreitung ausserhalb des Kreises der ehemaligen Benutzer der HCB. An der fünften Überarbeitung im Dezember 1993 sind nach eigenen Angaben keine der ursprünglichen Mailboxbenutzer mehr beteiligt. Im März 1994 entsteht die sechste Auflage und wird über den anonymen Server anon.penet.fi in Finnland erstmals über das Internet zugänglich gemacht. Im September und November 1994 entstehen die siebte und die achte Überarbeitung, vermutlich gegen den Willen der ursprünglichen Autoren. Die achte Ausgabe ("Efeuversion") kursiert nach wie vor im Internet.
Das HCB-Handbuch war für damalige Verhältnisse ein relativ gutes Nachschlagewerk. Die Urheber wollen anonym bleiben und sind nach wie vor unbekannt.
(QUELLE FEHLT)
August 1993
Ein Forum der AG S/MÖFF ist unter dem Titel "S/M-Szene-Infoservice" über BTX/Datex-J zu erreichen.
Damit ist die AG S/MÖFF die erste deutsche Organisation, die sich zur Informationsverbreitung eines Datennetzes bedient. Wie lange der Service besteht, ist unbekannt.
(S/M-Depesche Juli 1993)
August 1993
In Duisburg entsteht der Gesprächskreis SMALL (SM-Allgemein).
Über die weitere Entwicklung von SMALL ist uns nichts bekannt; die Gruppe scheint nicht lange existiert zu haben.
(Twilight 11/1996, S. 66)
August 1993
Die AG S/MÖFF veröffentlicht die erste Ausgabe des SM-Adressbuchs (Ausgabe 93/94), eine Sammlung von Adressen und Anlaufstellen aus dem hauptsächlich heterosexuellen SM-Bereich. Bis 1995 werden mehr als 3.500 Exemplare verkauft.
(S/M-Depesche August 1993)
August 1993
Die AG S/MÖFF richtet ein bundesweites SM-Info- und Beratungstelefon ein, das einmal wöchentlich vier Stunden lang besetzt ist.
Das Info- und Beratungstelefon wird noch vor dem Jahr 2000 wieder eingestellt.
(S/M-Depesche August 1993)
August 1993
Die AG S/MÖFF berichtet über die Züricher SM-Gruppe "Club im Turm".
Die Gruppe existiert zu diesem Zeitpunkt wohl schon seit längerem. Ob sie 2000 noch besteht, ist unbekannt.
(S/M-Depesche August 1993)
Sommer 1993
In München entsteht die SM-Gruppe "Club Kreativ".
Ob diese Gruppe noch existiert, ist uns unbekannt; vermutlich hat sie sich etwa Mitte der 90er Jahre wieder aufgelöst.
(S/M-Depesche Oktober 1993)
Sommer 1993
In Dortmund entsteht die SM-Gruppe "Sex Maniacs".
(S/M-Depesche Oktober 1993)
Sommer 1993
In Gießen entsteht eine SM-Gruppe.
(S/M-Depesche Oktober 1993)
Sommer 1993
Die SM-Gruppe Kassel erwirbt ein Wochenendhaus mit Grundstück, in dem in Zukunft alle Gruppenveranstaltungen stattfinden sollen.
Was aus diesem Haus geworden ist, ist unbekannt; 2000 hat die SM-Gruppe Kassel keine eigenen Räumlichkeiten mehr .
(S/M-Depesche August 1993)
29. September 1993
Der Film "Tokyo Dekadence" von Ryu Murakami läuft in einer geschnittenen Version in deutschen Kinos an.
Der Film handelt von der jungen Japanerin Ai, die in Tokioter Luxushotels die sadomasochistischen Gelüste reicher Gäste befriedigt und wird zu einem Klassiker der SM-Subkultur .
(S/M-Depesche September 1993)
(Mitteilung der Kinowelt-Filmverleih GmbH 1993)
September 1993
Das für den 8.-10. September angekündigte erste Schweizer SM-Treffen, das zum Preis von 300 DM in einem Luxushotel in Schönbühl stattfinden sollte, erweist sich als Ente. Veranstalter sollte eine - vermutlich gar nicht existierende - SM-Gruppe in Basel sein.
(S/M-Depesche Oktober 1993)
September 1993
Die S/M-Depesche berichtet über ein Spielfilmprojekt mit dem Titel "Punta Grande". Der Film soll das masochistische Coming-Out einer Mutter zum Thema haben; die Dreharbeiten auf den kanarischen Inseln im November 1993 beginnen. Ein Viertel der Produktionskosten soll das "Hamburger Filmbüro" übernehmen. Regisseur ist Gábor Altorjay, von dem auch das Drehbuch stammt; die SM-Autorin Sina-Aline Geißler soll in Beraterfunktion beteiligt sein.
Der Drehort wird schließlich nach Schleswig-Holstein verlegt; inwieweit der 1996 fertiggestellte Film das Thema SM noch behandelt, ist unbekannt.
(S/M-Depesche September 1993, Juli 1997)
(www.frankenpost.de/artikel/archiv/96-0/filmtage/25punt.htm)
(http://homepages.compuserve.de/AltorJay2000/punta_grande_E/punta_grande_e.htm)
14. Oktober 1993
In einem Artikel mit ausführlicher Bebilderung prangert die Autorin Irmgard Hochreither im Fotomagazin "Stern" die Pervertierung der deutschen Gesellschaft an. Ihre massive Kritik am Werteverfall einer "übersättigten Gesellschaft" richtet sich gegen den SM-Fotografen Gilles Berquet, die US-Popsängerin Madonna, den Schauspieler und Sadomasochisten Knut Koch, Dominas, Lack-und Ledernächte in Discos sowie Piercings.
In diesem Artikel nennt der Sexmagazin-Moderator Matthias Frings die "SM-Mode" eine Folge von Orientierungslosigkeit. Die Titelseite des "Stern"-Hefts zeigt das Gesicht einer Frau mit Halsband, die sich die Lippen leckt.
(Hochreither, Irmgard "Deutschland bizarr. Perversion als Gesellschaftsspiel". Stern Heft 42, 14. Oktober 1993, S. 88-89)
24. Oktober 1993
In Dortmund findet die 3. Sprecherkonferenz der SM-Gruppen statt. Vertreter aus Kiel, Hamburg, Bremen/Oldenburg, Münster, Ruhrgebiet, Frankfurt, Nordbayern/Südthüringen, Saarbrücken, Mannheim, Karlsruhe, München und den drei AKs Vernetzung, Medizin und Recht nehmen teil. Schwulen- und Lesbengruppen sind ebenfalls eingeladen, erscheinen aber nicht.
(S/M-Szene Intern, November 1993)
30. Oktober 1993
Am Trafalgar Square in London demonstrieren einige hundert Sadomasochisten beim "SM Pride March" gegen das Spanner-Urteil. Etwa 80 Prozent der Teilnehmer sind homosexuell.
(Schlagzeilen Heft 18, Dezember 1993, S. 17)
Oktober 1993
Der SM-Fotograf Gilles Berquet stellt seine Werke im Erotic Art Museum Hamburg aus.
(Hochreither, Irmgard "Deutschland bizarr. Perversion als Gesellschaftsspiel". Stern Heft 42, 14. Oktober 1993, S. 88-89)
Oktober 1993
In Mönchengladbach eröffnet die "Fetisch-Disco" Atomage.
("O" 20/1993, S. 3)
Herbst 1993
Der Lederclub Hamburg richtet die Herbstsitzung der SKVdC aus.
(Schlagworte 19. April 1998)
Herbst 1993
In Stade entsteht die Gruppe SM in Stade (SMiS).
Anfang 1996 meldet SMiS, der Stammtisch sei "vorübergehend eingeschlafen". Danach scheint sich die Gruppe aufgelöst zu haben.
(S/M-Depesche November 1993)
(S/M-Depesche April 1996)
4. November 1993
Das Magazin "Liebe Sünde" des Privatsenders VOX bringt einen ausführlichen Beitrag über die "Trierer Studie", in dem mehrere Sadomasochistinnen zu Wort kommen.
(S/M-Depesche November 1993)
23. November 1993
Die privaten Fernsehsender gründen in Bonn die "Freiwillige Selbstkontrolle Fernsehen e.V." (FSF), ein Äquivalent zum Rundfunkrat der öffentlich-rechtlichen Sender. Zukünftig können die kommerziellen Programmanbieter ihre Sendungen vor der Ausstrahlung - freiwillig - begutachten lassen.
Die elf Landesmedienanstalten bleiben letzte Instanz, insofern handelt es sich um eine Art Vorzensur zur Vorzensur der Landesmedienanstalten.
(SS95, S. 38)
November 1993
Alice Schwarzer, Herausgeberin der feministischen Zeitschrift EMMA, druckt ohne Genehmigung 19 Fotos des Fetischfotografen Helmut Newton ab, um zu beweisen, dass die Bilder "sexistisch", "faschistisch" und "rassistisch" seien. Helmut Newtons deutscher Verlag Schirmer & Mosel strengt mit Billigung Helmut Newtons eine Klage wegen vorsätzlicher Urheberrechtsverletzung gegen den Emma-Verlag an.
Der Zeitschriftenhandel weigert sich, das Heft an die Kioske auszuliefern. Es handle sich bei den Abbildungen um harte Pornografie, für die nach § 184(3) ein generelles Vertriebsverbot besteht.
(Spi94a)
(Spiegel 1/1988, S. 122-131)
November 1993
Die Studie "Sadomasochismus - Szenen und Rituale", ein Forschungsprojekt der Universität Trier unter der Leitung des Soziologen Thomas A. Wetzstein, erscheint im Rowohlt Verlag. Die auch als "Trierer Studie" bekannte Arbeit bestätigt die Ergebnisse von Spengler und Weinberg. Etwa 38 Prozent der Befragten sind Frauen.
An den Befragungen für das Projekt beteiligen sich zahlreiche Mitglieder von SM-Gruppen. Bis 2000 erreicht die Gesamtauflage 22.000 Exemplare.
(WS+93)
(Persönliche Mitteilung Rowohlt Verlag, März 2000)
November 1993
Die "S/M-Gruppe Leipzig/Dresden" entsteht
(S/M-Szene Intern, Dezember 1993)
(S/M-Depesche Februar 1994)
November 1993
Die Gruppe SMile Freiburg entsteht. Im Juni 1997 besteht SMile aus etwa 20 Personen.
(Schlagworte 20. Juni 1997)
(S/M-Szene Intern, Januar 1994)
(Schlagworte Ressourcenliste Version 00006A vom 2. März 2000)
Ende 1993
Die Schweizer SM-Zeitschrift Sadanas wird nach einem zweijährigen Gerichtsverfahren wegen Gewaltverherrlichung zur Zahlung von 50.000 Franken verurteilt. Alle Gesellschafter werden darüber hinaus mit drei Wochen Haft mit zwei Jahren Bewährung bestraft. Zusammen mit den Prozeßkosten fallen 90.000 Franken (etwa 108.000 DM) an und die Zeitschrift, eine der ältesten im deutschsprachigen Raum, wird mit der Nummer 100 eingestellt. Die Toleranz gegenüber "solchen Minderheiten", so das Bezirksgericht St. Gallen, habe dort ihre Grenzen, "wo das sexuelle Empfinden der Mehrheit verletzt bzw. gefährdet" würde und die "reelle Gefahr missbräuchlicher Nachahmung" bestünde. Den Herausgebern wird unter anderem vorgeworfen, sie hätten "keinerlei Einsicht des Unrechts ihrer Handlungen". Im Januar 1994 erscheint erstmals ihr Nachfolgermagazin Innere Freiheit. Wegen der hohen Kosten des Strafverfahrens hält sich jedoch auch die "Innere Freiheit" nur noch bis Dezember 1996.
Zum seit 1991 laufenden Verfahren war es gekommen, nachdem der Schweizer Zoll eine Bildersendung aus Österreich beschlagnahmt hatte, die "Photographien sadomasochistischen Charakters" enthielt, worauf die Geschäfts- und Privaträume der Sadanas-Herausgeber durchsucht und Magazine, Videos, Photos, Manuskripte "sowie Lederartikel und Gegenstände für die Ausübung sadomasochistischer Praktiken" beschlagnahmt wurden.
(S/M-Depesche Januar 1994)
(Schlagzeilen HEFT FEHLT)
Ende 1993
Das Nachrichtenmagazin Focus berichtet anlässlich der Trierer Studie in Heft 45/93 drei Seiten lang über Sadomasochismus. "Echter SM ist kein Spiel mit der Gewalt - er ist Gewalt pur" und "Sado-Maso-Orgien unterscheiden sich von politisch motivierter Folter im Prinzip nur durch das Einverständnis des Opfers" heißt es in dem Artikel.
Der Name des Autors fehlt derzeit; wir versuchen ihn nachzutragen.
(S/M-Depesche Dezember 1993)
Ende 1993
In Moskau entsteht die SM-Gruppe "Club X".
Erste bekannte SM-Gruppe in Russland. Zum Zeitpunkt der Gründung hat Club X 18 Teilnehmer. In Russland sind SM-Magazine, Videos und Bücher illegal und auch Fetisch-Kleidung ist praktisch nicht zu bekommen.
(S/M-Depesche November 1993)
Ende 1993
Die erste Ausgabe der deutschen SM-Zeitschrift Twilight erscheint. Redaktionsort ist Berlin. Der Untertitel der ersten Nummern lautet noch "Das Magazin für strenge Liebe - algolagnistisch, fetischistisch, intersexuell".
Twilight wird erst ein Jahr später auf farbigen Druck umgestellt. Bis zum Sommer 2000 erscheinen insgesamt 27 Ausgaben, dann wird Twilight in "Vamp" umbenannt. Die Printausgabe wird im Januar 2001 eingestellt und existiert als Onlinemagazin weiter.
(S/M-Depesche Dezember 1994)
1993
Der Lederclub Hamburg wird Vollmitglied der SKVdC (Ständige Konferenz der Vertreter deutschsprachiger Clubs).
(Schlagworte 19. April 1998)
1993
In Deutschland kommt der 1991 gedrehte Film "Anna Domina - Die Wahl der Qual" in die Kinos (ab 18). Regie führte Horst Schier, Darsteller waren u.a. Gabriele Hohn, Theo Reitz und Gudrun Meyer.
Der Film scheint weitgehend unbeachtet geblieben zu sein; zumindest sind kaum Informationen darüber auffindbar. Auch die taz-Rezension, auf die wir uns hier beziehen, ist nicht gerade schmeichelhaft.
(Westphal, Anke: "Der gute Mensch von Düsseldorf". taz 7. April 1993, S. 12)
1993
Der schwule Schauspieler und Sadomasochist Knut Koch veröffentlich in dem Buch "Barfuß als Prinz" den ersten Teil seiner Lebenserinnerungen.
(Koch, Knut "Barfuß als Prinz", Edition diá 1993)
1993
Astrid Ofner dreht den 30minütigen Kurzfilm "Ins Leere" (Österreich 1993). Das dokumentarische Kammerspiel zeigt, wie eine Domina ihren Sklaven in einem Studio für bizarre Erotik verbal und physisch behandelt.
Die Filmemacherin ist in erster Linie am Ablauf von Ritualen interessiert; eine andere ihrer Arbeiten zeigt den Alltag in einem Kloster.
(Quelle fehlt)
1993
Der amerikanische Kommunikationswissenschaftler Rick Houlberg veröffentlicht die erste Inhaltsanalyse einer SM-Zeitschrift.
(Houlberg, Rick "The Magazine of a Sadomasochistic Club: The Tie that Binds". Journal of Homosexuality Vol. 21(1/2) 1993 S. 167-183)
1993
Die Berliner Gruppe Quälgeist wird rein schwul und bietet erst ab 1999 wieder gemischte Veranstaltungen an.
(S/M-Depesche Februar 1993)
(Persönliche Mitteilung Quälgeist e.V. 1999)
1993
In einer überarbeiteten Neuauflage des Klassikers "Das Sex Buch" von Günter Amendt wird das Thema "Was ist eigentlich pervers?" auf vier Seiten eher abstrakt abgehandelt. Amendts Fazit lautet: "Wenn zwei Menschen ... sexuelle Beziehungen haben, ohne den andern in der Beziehung niederzumachen, zu schädigen und zu schänden, dann können wir von einer normalen Beziehung sprechen. Asoziales oder unsoziales Verhalten wäre demnach eine 'Perversion'; Ausbeutung oder Unterdrückung des Sexualpartners eine Form der 'sexuellen Perversion'. ... Zum 'Perversen' wird man gemacht. Jede Form der Unterdrückung sucht sich ihr Ventil. 'Perversionen' sind solche Überdruckventile." Das Wort "pervers", so Amendt, sollte allerdings "nicht benutzt werden. Es richtet zuviel Schaden an und sagt nichts." Auf den vier Seiten kommt es knapp vierzig Mal vor.
Wie die entsprechenden Passagen in der Erstausgabe von 1979 lauteten, wissen wir noch nicht und sind für Hinweise dankbar.
(Amendt, Günter: "Das Sex Buch", Elefanten Press 1993, S. 178 ff.)
1993
Im schwulen International Mr. Leather Contest in Chicago belegen Henri Ten Have (Niederlande), Brent Lacey (Australien) und A. J. Steigenberger (USA) die ersten drei Plätze.
(www.imrl.com)
1993 - Veröffentlichungen ohne eigenen Eintrag
Siehe 1993
Anfang 1994
Der Nürnberger Radiosender "Radio Z" bringt in der Schwulensendung "Fliederfunk" eine Serie von "S/M light" bis "S/M heavy". Die Erlanger Ärztin Elke Möller-Nehring fertigt eine Abschrift der gesamten Sendereihe an und übersendet sie unter anderem der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien (BLM) und dem Münchner Innenministerium. In der Folge protestieren diverse Pädagogen und Politiker, die komplette "Fliederfunk"-Redaktion wird entlassen und ein Bußgeldverfahren wird eingeleitet. Alle folgenden Sendungen müssen vorab abgesegnet werden. Unter anderem wegen dieses Verstoßes droht "Radio Z" der Lizenzentzug, der jedoch abgewendet werden kann. Das Verfahren wegen unzulässiger Verbreitung von Pornographie wird einige Zeit später eingestellt.
(taz. 25. Februar 1994, S. 18)
(S/M-Depesche Februar 1994, März 1994, November 1994)
Anfang 1994
Das deutsche Fotomagazin "Stern" berichtet von dem 30-jährigen Berliner Schlosser und Sadomasochisten Andreas Hoff, der seit 1982 als "Sadomaso-Klempner" in Notfällen Leute aus ihren Fesseln befreien soll. Dem Artikel nach betreibt Hoff hauptberuflich eine Firma für Kanalisationsroboter.
Diese mehrfach verbreitete Ente entstand aus einem Anruf eines Fernsehredakteurs bei der Berliner Domina "Dominique", die auch die "Sadomasochistische Interessengemeinschaft e.V." in Berlin managte. Der Redakteur erkundigte sich nach einem "Sado-Maso-Klempner", von dem er gehört hatte, worauf sich der zufällig anwesende Andreas Hoff zum Spaß für diesen ausgab. Hoff wurde als Folge seines Witzes Gast in mehreren Fernsehsendungen.
(Krause, Dieter "Klempner für pikante Fälle" Stern Heft 46 / 1994, S. 217)
(Persönliche Mitteilung Tom Rohwer, Redaktion S/M-Depesche, März 2000)
Anfang 1994
In Singen entsteht die SM-Gruppe SMiSi.
SMiSi erklärt im März 2000, derzeit fänden die Veranstaltungen mangels Nachfrage nur unregelmäßig statt.
(S/M-Depesche März 1994)
(Persönliche Mitteilung SMiSi, März 2000)
Anfang 1994
In Erfurt entsteht der schwule "Thüringer Lederclub" (TLC, tlc.infonet-thueringen.de/)
(S/M-Depesche März 1994)
Anfang 1994
In Trier entsteht die SM-Gruppe S/MiT.
Bis 2000 wohl aufgelöst.
(S/M-Depesche April 1994)
Anfang 1994
Im Hamburger Umland entsteht der "Verein individueller Sado- und Masochisten" (VISUM).
Diese Gruppe hat sich vermutlich noch vor 1997 aufgelöst.
(S/M-Depesche April 1994)
Anfang 1994
SMilo Lörrach schließt sich mit einer Gruppe aus Singen zum S/M Südbaden e.V. zusammen.
Bis 2000 wohl aufgelöst.
(S/M-Szene Intern, April 1994)
Anfang 1994
Die Gruppe In-SM in Ingolstadt entsteht.
Bis 2000 wohl aufgelöst.
(S/M-Szene Intern, April 1994)
Januar 1994
Die Gruppe SMilo in Lörrach wird eingetragener Verein. Das Finanzamt weigert sich, den Verein als gemeinnützig anzuerkennen. Es handle sich beim Vereinszweck um die "Förderung exklusiver Interessen" bzw. Bestrebung von "Außenseitern mit ausgesprochen einseitigen oder extremen Sonderinteressen". Mit ihrem Anliegen käme die Gruppe zehn Jahre zu früh; die Gesellschaft sei noch nicht soweit, sie anzuerkennen.
(S/M-Depesche, Dezember 1993)
(S/M-Szene Intern, April 1994)
Januar 1994
Im Nachrichtenmagazin "Spiegel" erscheint "Die Lust der Quälgeister", ein sachlicher Artikel über SM, der in Zusammenarbeit mit der AG S/MÖFF entstanden ist. Er enthält ein Interview mit Horst aus Berlin, Dana aus Hamburg und Tom und Sylvia, zwei Mitbegründern der AG S/MÖFF. Die Zahl der (Hetero-)SM-Gruppen in Deutschland wird im Artikel auf mehr als 40 geschätzt.
(Spiegel 1/1994, S. 76-81)
10. März 1994
Der deutsche Bundestag beschließt mit großer Mehrheit die Streichung des § 175 StGB. Der geänderte §182 (Verführung) schützt nun Jugendliche unter 18 Jahren unabhängig von ihrem Geschlecht vor sexuellem Missbrauch.
(hamburg.gay-web.de/chronik/brd3.shtml)
März 1994
Female Trouble veröffentlich die Ergebnisse ihrer Studie über Gewalt gegen SM-Lesben unter dem Titel "Violence against SM women within the Lesbian Community", der kurz "Jad Keres Report" genannt wird. Auf der Grundlage von 539 Fragebögen wird dokumentiert, dass 56 Prozent der teilnehmenden SM-Lesben wegen ihrer Neigung mindestens einmal Gewalt oder Diskriminierung innerhalb der lesbischen Subkultur ausgesetzt waren.
Dies ist die erste und einzige bekannte Studie über Gewalt gegen Sadomasochisten
(Keres, Jad "Violence against SM Women within the Lesbian Community". Female Trouble Philadelphia 1994)
März 1994
Die Frauenzeitschrift Cosmopolitan veröffentlicht unter dem Titel "Liebe mich, fessle mich!" einen Beitrag von Florentine Hoffmann über "Kinky-Sex", den "letzten Schrei in deutschen Betten. Sadomasochismus wird mehrfach als "Trend" bezeichnet, es finden sich aber auch differenziertere Betrachtungen. In der Szene komme auf 10 bis 15 Männer nur eine Frau, heißt es im Artikel. Zitiert werden unter anderem die Trierer Studie, der Schlagzeilen-Redakteur "Andreas" (gemeint war wohl Matthias) Grimme und seine Freundin Dana.
Ein angenehm wertungsfreie Reportage, für die nicht, wie ansonsten üblich, nur in Prostitution und Psychiatrie recherchiert wurde.
(Cosmopolitan 3/1994, S. 29-32)
März 1994
In Obertshausen entsteht ein SM-Stammtisch, der ab Sommer 1994 die Zeitschrift "Pranger" herausbringt.
Der Stammtisch löst sich etwa 1999 auf.
(S/M-Depesche November 1994, August 1995)
(Schlagworte 3. Oktober 1997)
7. April 1994
Der dokumentarische Spielfilm "Domenica" (BRD 1993, Regie Peter Kern) läuft in einigen deutschen Großstadtkinos an.
Die schlampig inszenierte Kolportage versucht, das Leben der Hamburgerin Domenica Niehoff nachzuzeichnen. Sie wurde bekannt als üppige Domina aus der Herbertstraße. In der Männerzeitschrift "Penthouse" brachte sie in einem Interview ihr Befremden über manche Wünsche ihrer masochistischen Kundschaft zum Ausdruck. Die NDW-Popgruppe "Trio" hatte ihr einen Auftritt in dem Video zu "Bum Bum" gegeben. In Frank Ripplohs Spielfilm "Taxi nach Kairo" sollte sie mit Strafen seine Homosexualität austreiben. Im Eichborn Verlag erschien ein A4-formatiges Buch über Domenica. Der Film klammert all dies aus und beschränkt sich auf die persönliche Vita. Der Arbeitstitel des Films lautete "Domenica - Alle kommen, keiner war da".
(Quellen fehlen)
14. April 1994
Die Kriminalpolizei durchsucht die Wohnung des Vorstands des Vereins Forum 88 e.V. in Bruchsal wegen Verdacht auf Verbreitung von Gewaltpornographie. Das Ermittlungsverfahren wird später eingestellt, weil es bereits am Tatbestand der Verbreitung mangelt. Ob Vereinsschriften tatsächlich tatbestandsmäßig im Sinne des § 184 StGB sind, wird dabei nicht untersucht. Dem Verein wird für die erlittene Verfolgung eine Entschädigung nach dem Entschädigungsgesetz aus der Staatskasse bezahlt.
Der Verein ist weiterhin Verfolgungen durch die Staatsanwaltschaft ausgesetzt, die ihm bis 2000 einen auf ca. DM 30.000 (ca. EUR 15.000) bezifferten Schaden verursacht.
(Persönliche Mitteilung Forum 88 e.V., März 2000)
15.-17. April 1994
Die "Leder+" in Köln, ein Wochenende für schwule Leder- und SM-Männer, findet zum dritten Mal statt. Veranstalter ist die AIDS-Hilfe Köln in Kooperation mit dem MS Panther und den Wirten der Lederkneipen.
(S/M-Szene Intern, Mai 1994)
17. April 1994
Der AK S/M & Kultur trifft sich in Hannover zum ersten Mal. Er versucht "die Kultur im BDSM zu entdecken, zu öffnen, publizieren, sichtbar zu machen und zu fördern". Der Arbeitskreis gibt ab September 1997 die Zeitschrift priS/Ma heraus.
Am 17. April 2000 gibt der AK S/M & Kultur, der bereits seit einiger Zeit mangels Beteiligung nicht mehr aktiv gewesen war, nach exakt sechs Jahren seine offizielle Auflösung bekannt.
(S/M-Szene Intern, Mai 1994)
(Schlagzeilen 17. April 2000)
16. Mai 1994
Die Norddeutschen Landesmedienanstalten beanstanden eine im November 1993 im Regionalprogramm von SAT 1 ausgestrahlte Sendung über Sadomasochismus. Die Magazinsendung, in der "Dokumentationsaufnahmen sadomasochistischer Praktiken wie Folterungen und Brustwarzenperforation" sowie Ausschnitte aus einem SM-Videofilm zu sehen waren, hätte erst nach 22 Uhr ausgestrahlt werden dürfen. "Die Darstellung sadomasochistischer Praktiken ist geeignet, bei Kindern und Jugendlichen, die ihre Einstellung zum eigenen und zum anderen Geschlecht noch entwickeln, Ängste zu erzeugen", so die Landesmedienanstalten.
(taz 17. Mai 1994)
Frühjahr 1994
In Magdeburg entsteht die "S/M-Arbeitsgemeinschaft für jede Frau und jedermann".
Diese Gruppe hat sich vermutlich noch vor 1997 aufgelöst.
(S/M-Depesche Juni 1994)
18. Juni 1994
Die Berliner Tageszeitung taz gibt bei mehreren schwulen und lesbischen Prominenten, unter anderem der sadomasochistischen Filmemacherin und Autorin Monika Treut, einen Text zur Frage "Was erregt Sie am meisten?" in Auftrag. Anstelle ihrer Antwort ist zu lesen: "Die sehr ausführliche und sehr explizit sexuelle Antwort von Monika Treut fiel der Zensur der Chefredaktion zum Opfer."
Es soll sich um die "Beschreibung einer SM-Orgie" gehandelt haben.
(S/M-Depesche Juli 1994)
(taz 18.6.1994, S. 6)
23. Juni 1994
Das deutsche Bundesarbeitsgericht entscheidet anlässlich der Klage eines Homosexuellen, dass eine Kündigung aus Gründen des persönlichen Sexualverhaltens auch innerhalb der Probezeit rechtsmissbräuchlich ist.
In Deutschland ist eine Kündigung innerhalb der Probezeit ohne jede Begründung möglich.
(S/M-Depesche Februar 1998)
23. Juni 1994
Nach etwa zwei Jahren Vorbereitungszeit wird die ARD-Dokumentation "Unter deutschen Dächern - Das soll Liebe sein?" von Jana Matthes und Andrea Schramm gesendet. Der Film entstand in Zusammenarbeit mit dem S/M-Sündikat Hamburg.
Der Film gilt als eine der fairsten Darstellungen das Sadomasochismus im Fernsehen, bleibt jedoch oberflächlich und spielt am Ende ohne erkennbaren Grund auf das Klischee der unglücklichen Sadomasochistin an, die eigentlich ihre Neigung loswerden möchte.
(S/M-Szene Intern, Juli 1994)
Juni 1994
In New York findet der Kongress "S/M Leather Fetish Celebration NYC 1994" mit 2.300 Teilnehmern aus aller Welt statt.
(DeB99)
Juni 1994
Offizieller Start der Mailbox Slaves and Masters BBS in Hamburg.
Die Box hatte das Ziel, streng innerhalb der gesetzlichen Grenzen ein Forum für Sadomasochisten zu bieten. Wer Zugang zu den SM- und Fetischangeboten haben wollte, musste den Betreibern eine Kopie seines Personalausweises schicken. Die Mailbox wurde offenbar zwischen 1997 und 2000 geschlossen.
(Twilight 5/1994, S. 9)
(Schlagworte 25. Mai 1997)
1. Juli 1994
SMart Rhein-Ruhr e.V. nimmt mit einem Infostand am Straßenfest zum Christopher Street Day in Köln teil. SMart ist die erste überwiegend heterosexuelle SM-Gruppe, die diesen Schritt wagt und nimmt seitdem jährlich teil. Andere SM-Gruppen in Deutschland folgen dem Beispiel (so BDSM Berlin e.V. 1999)
(Persönliche Mitteilungen SMart Rhein-Ruhr e.V. und BDSM Berlin e.V.)
16. Juli 1994
Auf der Burg Vondern in Oberhausen findet die 3. Sprecherkonferenz des AK Vernetzung in Zusammenarbeit mit SMart Rhein-Ruhr statt. Vertreten sind die Gruppen SMbH (Hannover), Manus Sinistra (Berlin), AK SMed, AK Recht, S/M-Sündikat Hamburg /Donnerstagsgruppe, Main-Pain (Frankfurt), GibS/Mir (Kiel), SMart Bremen/Oldenburg, MS Panther (Köln), Gesprächskreis Hamburg, SMAGK (Karlsruhe), Saar Bizarre (Saarbrücken), SMile Marburg, SMile Freiburg, FreieS/München, Libertine (Wien), Schlagseite Mannheim, S/M-Gruppe Nordbayern/Südthüringen, Schlagzeilen (Hamburg) und SMart Rhein-Ruhr.
Mit dem MS Panther nimmt damit erstmals auch eine schwule Organisation teil. Einer der Themenschwerpunkte ist das Verhältnis zur "kommerziellen Szene". Der Frauenanteil liegt bei einigen Gruppen zu diesem Zeitpunkt bei 30%, "einem Wert, der noch vor zwei Jahren vielerorts eine utopische Zahl gewesen wäre".
(S/M-Szene Intern, Juli 1994)
(S/M-Depesche, August 1994)
Juli 1994
Der SM-Stammtisch Obertshausen bringt die DIN-A4-Zeitschrift "Stammtisch-Postille" heraus, die später in "Pranger" umbenannt und im ganzen Rhein-Main-Gebiet monatlich verteilt wird.
Die Zeitschrift wird im Juni 1995 zunächst eingestellt, erscheint aber ab Januar 1996 wieder zweimonatlich im DIN-A5-Format mit einem Umfang von etwa 24 bis 28 Seiten.
(Schlagworte 3. Oktober 1997)
Juli 1994
Der Gründer und Chefredakteur der deutschen Fetisch-Zeitschrift "O", Peter W. Czernich, scheidet im Streit aus der Solinger Techcom-Verlag GmbH aus, die die Zeitschrift herausgibt.
(S/M-Depesche August 1994)
August 1994
In Neumünster entsteht die "S/M-Gruppe Mittelholstein".
Die Gruppe löst sich vor 1999 wieder auf.
(S/M-Depesche Oktober 1994)
Sommer 1994
In Berlin entsteht die Gruppe "Manus Sinistra".
Diese Gruppe hat sich vermutlich noch vor 1996 wieder aufgelöst.
(S/M-Szene Intern, Juni 1994)
September 1994
Das erste deutsche Radioprogramm von Sadomasochisten für Sadomasochisten, Radio Schwarzer Adler, nimmt in Hamburg den Betrieb auf. Radio Schwarzer Adler wendet sich vor allem an Schwule und bietet einmal monatlich Sendungen zu SM-Themen.
(von Radio Schwarzer Adler stadt.gay-web.de/rsa/)
September/Oktober 1994
Auf der Titelseite der deutschen Boulevardzeitung BILD erscheint ein Foto, das die berühmte Eiskunstläuferin Kati Witt als dominante Dame mit Reitgerte zeigt. Ein livrierter Diener kniet vor ihr und putzt ihre Stiefel. Das Foto soll eine Szene aus August Strindbergs Ende des 19. Jahrhunderts erschienenem Drama "Fräulein Julie" illustrieren. Aufgenommen wurde das Bild von Luis Steinkellner für die Zeitschrift "EGO" (10/1994).
(Quelle fehlt)
Herbst 1994
Die "Evangelische Familienbildungsstätte" (FBS) in Neumünster verweigert AG S/MÖFF-Mitbegründerin Sylvia die Verlängerung ihres Honorarlehrvertrags. Als Begründung wird ihre Teilnahme an einer Live-Diskussion in der ZDF-Reihe "Doppelpunkt" zum Thema "Was heisst hier schon pervers?" angeführt. Eine weitere Beschäftigung sei aus pädagogischen Gründen ("Erziehung zur Gewaltfreiheit") und mit Rücksicht auf Kollegium, Kirchenleitung, Arbeitsamt und Eltern leider "nicht mehr zu verantworten". Auf dem Dienstweg beklagt hatten sich nicht die Eltern, sondern Mitglieder des rein weiblichen Lehrerkollegiums.
(S/M-Depesche Oktober 1994)
Herbst 1994
SMart Rhein-Ruhr e.V. wird - wie üblich probehalber für ein Jahr - als gemeinnützig anerkannt.
Die Gemeinnützigkeit wird dem Verein später wieder entzogen. Als Begründung wird genannt, offenbar stehe bei SMart das "Ausleben der eigenen Sexualität und nicht die Hilfestellung aufgrund des seelischen Zustandes im Vordergrund". Außerdem überwögen die "wirtschaftlichen Geschäftsbetriebe und geselligen Veranstaltungen" die eigentlich gemeinnützigen Tätigkeitsbereiche.
(Persönliche Mitteilung SMart Rhein-Ruhr e.V., März 2000)
(Persönliche Mitteilung Finanzamt Essen-Süd, Mai 1998)
Herbst 1994
In Ulm entsteht die "S/M-Gruppe Chamäleon".
Die Gruppe löst sich Ende 1999 auf.
(S/M-Depesche Dezember 1994)
(Schlagworte Januar 2000)
Herbst 1994
Die "Allgäuer Zeitung" weigert sich, eine Anzeige der Ulmer SM-Gruppe Chamäleon zu veröffentlichen, in der für SM-Parties geworben wird.
Der Text der beanstandeten Anzeige lautete: "S/M-Party in Kempten, Dresscode: Latex, Lack, Leder uswl, Informationen gegen Freiumschlag".
(S/M-Depesche Dezember 1994)
Herbst 1994
In Tübingen entsteht eine SM-Gruppe.
(S/M-Depesche April 1996)
3. November 1994
Deutscher Kinostart des Films "Pulp Fiction" (USA 1993, Regie: Quentin Tarantino). In einer Episode des Films fallen Bruce Willis und Ving Rhames in die Hände zweier homosexueller Sadomasochisten und es kommt zu einigen nicht einvernehmlichen SM-Szenen.
Die beiden Hauptdarsteller können mit roten Ballknebeln im Mund bewundert werden. Sadomasochisten werden wie üblich als zynische Psychopathen dargestellt.
(Quelle fehlt)
November 1994
Die AG S/MÖFF veröffentlicht die Ausgabe 1994/95 des SM-Adressbuchs.
Im Adressbuch sind 49 - überwiegend heterosexuelle - deutsche SM-Gruppen und -Untergruppen verzeichnet.
(S/M-Depesche November 1994)
November 1994
Die erste Ausgabe des deutschen Fetisch- und SM-Magazins Marquis erscheint.
Marquis ist der Nachfolger der Zeitschrift "O" und wird wie diese von Peter W. Czernich herausgegeben.
(S/M-Depesche November 1994)
Dezember 1994
Das erste Heft der Schlagzeilen-Sonderreihe "Böse Geschichte und schmutzige Fotos" erscheint.
Weitere Hefte folgen in unregelmäßigen Zeitabständen.
(Schlagzeilen Heft 21, Dezember 1994, S. 63)
Dezember 1994
Das deutsche Magazin STERN zeigt auf dem Titelbild eine nackte, gefesselte Frau. Titelstory ist "Sex brutal". Im Heft wird über die Studie "Pornographie 1994 - Eine repräsentative Untersuchung über die Auswirkung von Pornographie" der Münchner "Gesellschaft für Rationelle Psychologie" unter Henner Ertel berichtet. Die Ergebnisse dieser Umfrage an 3054 Männern und Frauen werden mit einer Porno-Verkaufsliste von 1988 verglichen. Dabei ergibt sich eine höhere Nachfrage nach Filmen mit "feindseligen und aggressiven sexuellen Szenen". Die "Gier nach bizarren, erniedrigenden Sexualpraktiken" habe sich inzwischen auf acht Prozent verdoppelt. Paraphilien werden im Artikel als "sexuelle Abartigkeiten" bezeichnet. "Im Schweinsgalopp zu einer Sexualität ohne Seele?" lautet das Fazit des Autors Nicolaus Neumann. Ergänzt wird der Beitrag durch ein Interview mit der Berliner Domina Dominique, die erklärt, der Manager sei als Kunde im Dominastudio passé. "Heute kommen mehr Kiddies, für die SM ebenso der ultimative Thrill ist wie S-Bahn-Surfen und Bungee-Springen. Die Kids sind völlig überreizt."
(STERN Dezember 1994, S. 32-36)
Ende 1994
Der Offene Gesprächskreis Stuttgart Mitte (OSM) entsteht.
(S/M-Szene Intern, Januar 1995)
1994
Auf dem Index der BPjS befinden sich mehr als 700 Bücher und Comics.
(SS95, S. 28)
1994
In Zürich entsteht der Club X.
(Schlagworte Ressourcenliste Version 00006A vom 2. März 2000)
1994
Der Film "The Crow" kommt mit Brandon Lee in der Hauptrolle in die Kinos.
Die erfolgreiche Comic-Verfilmung enthält eine Reihe von SM-Elementen, eine Szene spielt auf einer SM-Party. Insbesondere unter Sadomasochisten mit einem Hand zum Gothic erreicht der Film Kultstatus.
(Kuhnle, Volkmar "Gothic Lexikon. The Cure, Bauhaus & Co: Das große Nachschlagewerk zur Gothic-Szene", Lexikon Imprint Verlag Berlin 1999, S. 62-64)
1994
Der ursprünglich 1991 als Mittelalterband gegründete Miranda Sex Garden bringt das Album "Fairytales of Slavery" heraus, das sich mit Fetisch und SM beschäftigt.
(Kuhnle, Volkmar "Gothic Lexikon. The Cure, Bauhaus & Co: Das große Nachschlagewerk zur Gothic-Szene", Lexikon Imprint Verlag Berlin 1999, S. 192)
1994
Zur 3. jährlichen Londoner Fetischgroßparty von "Skin Two", dem Rubber Ball, kommen 3.000 Besucher, darunter der Designer Jean Paul Gaultier sowie (erwünscht) der US-TV-Sender Warner HBO und die britische BBC 2.
Der Erlös von £14.000 (etwa 50.000 Mark) kommt AIDS-und MS-Stiftungen zugute.
("Skin Two" London, Nr. 16 1995, S. 16)
1994
Die Niederländer Maarje Seyferth und Victor Niewenhuijs drehen eine Schwarzweiß-Adaption von Sacher-Masochs "Venus im Pelz".
Gilt als die beste Verfilmung des Buchs.
("Skin Two" London, Nr. 16 1995, S. 53)
(Twilight 12/1996, S. 19-20)
1994
Die US-Gruppe Nine Inch Nails bringt auf der CD "The Downward Spiral" das Lied "Closer" heraus.
Das Video enthält eine Vielzahl von SM-Szenen mit Trent Reznor, die der Musiksender MTV trotz wütender Zuschauerproteste zensiert. Reznor wird vom US-Nachrichtenmagazin "Time" am 28. April 1997 als einer der einflussreichsten Menschen in den USA bezeichnet.
(Nine Inch Nails "The Downward Spiral", Island Records 1994)
(Schlagworte 14. Mai 1997)
1994
In der Schweiz gründet "eine Gruppe von SM-Freunden" das "Institut SM", eine Partnervermittlung für Sadomasochisten; Betreiber ist ein Michael Schanz. Über die Partnervermittlung hinaus möchte das Institut "s/m-interessierten Leuten auf ihrer Suche nach einer offenen sexuellen Beziehung Hilfestellung bieten und über S/M-Praktiken informieren" sowie Seminare und Symposien veranstalten. Ein 2-3stündiges Beratungsgespräch kostet SFr 350,- (ca. EUR 230,-), die erste und zweite Vermittlung je SFr 300,- (ca. EUR 200,-), jede weitere SFr 200,- (ca. EUR 130,-)
Die Seriosität des Unternehmens wird verschiedentlich bezweifelt; es scheint nicht sehr lange existiert zu haben.
(Twilight 12/1996, S. 11-12)
(SMart-Info 1/2 1996)
1994
In einem Interview mit der US-Zeitschrift "The New Yorker" outet sich Dominique Aury (eigentlich Anne Declos) als Autorin der "Geschichte der O". Sie beschreibt das Buch als einen Liebesbrief an den französischen Literaturkritiker Jean Paulhan.
(The New York Times, 3. Mai 1998)
("The Unmasking of O", John De St. Jorre, The New Yorker 1. August 1994)
(St. Jorre, John de: "Venus Bound - The Erotic Voyage of the Olympia Press And Its Writers", Random House 1994)
1994
Die älteste deutsche Flagellantenzeitschrift "freies forum für erziehungsfragen", veröffentlicht keine Leseranzeigen mehr, in denen unter Chiffre Bücher, Filme, Fotos oder ähnliches zum Kauf angeboten werden. Bei Verlag und Inserenten hatten mehrfach Hausdurchsuchungen durch Polizei und Staatsanwaltschaft unter dem Vorwurf der Verbreitung von "Gewalt- und Kinder-Pornographie" stattgefunden.
(S/M-Depesche Juli 1994)
1994
Der deutsche Privatsender Pro 7 filmt mit versteckter Kamera auf der Toilette einer SM-Fete, verwendet die dort entstandenen Aufnahmen in der Serie "Reporter" und wird von einem der Gezeigten verklagt.
(S/M-Depesche Februar 1994)
1994
Die schwule SM-Gruppe Lederclub Thüringen entsteht.
(QUELLE FEHLT)
1994
Die schwule SM-Gruppe CLMSC-Eagle entsteht in Chemnitz.
(QUELLE FEHLT)
1994
In der vierten Ausgabe des APA-Handbuchs (DSM-IV) werden die Diagnosekriterien für "Sadismus" und "Masochismus" drastisch eingeschränkt. Als krank kann nur noch diagnostiziert werden, wer klinisch relevanten Leidensdruck empfindet oder in seiner sozialen oder beruflichen Funktionsfähigkeit eingeschränkt ist.
Über Nacht werden Sadomasochisten von gemeingefährlichen Geisteskranken zu braven, gesunden Mitbürgern. SM wird mehr als 100 Jahre nach Krafft-Ebing in der Medizin erstmals wieder nicht per se als krank angesehen.
(APA94)
(Sho97, S. 305)
1994
Der Charon-Verlag, Herausgeber der "Schlagzeilen", richtet die erste bezahlte Stelle ein.
(Schlagzeilen HEFT FEHLT)
1994
Der amerikanische Psychologe Eugene E. Levitt und Mitarbeiter bestätigen Breslows Erkenntnis, dass es in der sadomasochistischen Subkultur auch Frauen gibt, die keine Prostituierten sind.
(Levitt, E.E. "The Prevalence and Some Attributes of Females in the Sadomasochistic Subculture: A Second Report" Archives of Sexual Behaviour Vol. 23 Nr. 4 1994, S. 465)
1994
Der US-Forscher Thomas S. Weinberg veröffentlicht eine Zusammenfassung von zwei Jahrzehnten Forschung über SM aus der soziologischen Perspektive. Er beschreibt SM als erotisch, freiwillig und erholsam ("erotic, consensual, and recreational")
(Weinberg, Thomas S. "Sociological and Social Psychology Issues in the Study of Sadomasochism" in Weinberg, Thomas S. "Sadomasochism. Studies in Dominance and Submission". Prometheus 1995)
1994
Im schwulen International Mr. Leather Contest in Chicago belegen Jeff Tucker, Orlando Diaz und Terry Gatewood (alle USA) die ersten drei Plätze.
(www.imrl.com)
1994 - Veröffentlichungen ohne eigenen Eintrag
Siehe 1994
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