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in die Medizin

Über viele Jahrzehnte galten Sadomasochisten als krank und unheilbar, als kaum therapierbar und gefährlich. Erst seit Mai 1994 wurde ein Teil der Sadomasochisten aus der Liste der psychiatrisch Kranken herausgestrichen. Damals brachte die American Psychiatric Association die neueste Version des "DMS" heraus, des "Diagnostic and Statistic Manual of Mental Disorders" Nr. IV2.22. Hier werden internationale Kriterien für die Diagnose von psychiatrischen Erkrankungen festgelegt. Im Kapitel "Paraphilias"2.23 sind die Diagnosekriterien für sexual Sadism und sexual Masochism enthalten.

Die Neuerung ist aber, daß nunmehr zwei Kriterien erfüllt sein müssen, um als krank zu gelten. Das A-Kriterium verlangt, daß man sexuell erregende Phantasien, sexuelle Neigungen oder Verhaltensweisen haben muß, die damit zu tun haben, den Mitmenschen zu peinigen (für Sadisten) oder gepeinigt zu werden (für Masochisten). Sadismus auf Gegenseitigkeit erfüllt dieses Kriterium eindeutig. Aber das B-Kriterium, welches verlangt, daß klinisch relevanter Leidensdruck beim Patienten hervorgerufen wird oder eine Einschränkung der Funktionsfähigkeit im sozialen, beruflichen oder einem anderen wichtigen Bereich verursacht wird, trifft keinesfalls auf solche Leute zu, welche ihre sexuellen Neigungen mit großer Selbstakzeptanz leben und damit glücklich sind.2.24

In der Psychiatrie wird, wer in der SM-Szene als Realsadist, dh als Sadist ohne Grenzen, also ohne sich an die Regeln des einverständlichen gegenseitigen Sadomasochismus zu halten, bezeichnet wird, unter dem Namen "Sadistic Personality Disorder" (SPD) eingereiht. Um die Diagnose SPD zu rechtfertigen, müssen aber mindestens vier der aufgezeigten Punkte erfüllt werden: "benutzt Gewalt oder Grausamkeit, um in einer Beziehung die Vorherrschaft zu sichern; genießt es, Menschen in der Öffentlichkeit zu erniedrigen oder demütigen; genießt es, Menschen oder Tieren körperlichen oder seelischen Schmerz zuzufügen; diszipliniert Menschen unter seiner Kontrolle mit exzessiver Strenge und/oder Härte; erzählt Lügen mit dem Ziel, Schmerzen und Leid zu erzeugen; benutzt Einschüchterung bis hin zum Terror, um Leute zum befolgen seiner Befehle zu bringen; hat eine Faszination für alles, was mit Gewalt, Folter, Tod und Zerstörung zu tun hat; hat wenig Respekt für die Rechte anderer und hat die Neigung die Freiheit derer einzuschränken, mit denen er zusammen ist oder zu denen er eine enge Beziehung hat."2.25

Innerhalb eines Spieles mögen diese Kriterien mehr oder minder zutreffen, sie haben aber außerhalb eines Spieles keinen Platz und beeinflussen das restliche Leben grundsätzlich nicht. Daher sind "echte Sadomasochisten" auch nicht unter dem Krankheitsbild SPD subsumierbar, den es gilt: Echter Sadomasochismus ist alles, was beiden Partnern im Spiel Spaß macht!


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2000-10-19