schliesslich und weitestgehende Verwertung dieses Mittels zu perverser Erregung und Befriedigung, welches, weil es einen Uebergang zu einer anderen Perversion vermittelt, Anlass zur Aufstellung einer besonderen Gruppe - s. unten unter b) p 129 - gab, zeigt der folgende klassische Fall von Masochismus, welchen Hammond op. cit. p. 28, nach einer Beobachtung von Dr. Cox 1) in Colorado, berichtet.

Beobachtung 50. X., Muster eines Ehemannes, streng sittlich, Vater mehrerer Kinder, hat Zeiten resp. Anfälle, in welchen er ins Bordell geht, sich 2-3 der grössten Mädchen auswählt und mit ihnen sich einschliesst. Corporis superiorem partem nudavit humi iacens manus supra ventrem ponens oculos claudit et puellas trans pectus suum nudatum et collum et os vadere iubet et poscit, ut transgredientes summa vi calcibus carnem premerent. [Er entblößt seinen Oberkörper, legt sich auf den Boden, die Hände auf dem Bauch, schließt die Augen und heißt die Mädchen über seine nackte Brust, seinen Hals und seinen Mund zu schreiten und fordert, dass die auf ihm Umhergehenden ihm die Schuhe mit aller Kraft ins Fleisch pressen.] Gelegentlich verlangt er eine noch schwerere Dirne oder einige andere Kunstgriffe, die jene Prozedur noch grausamer gestalten. Nach 2-3 Stunden hat er genug, honoriert die Mädchen mit Wein und Geld, reibt sich seine blauen Flecke, kleidet sich an, zahlt seine Rechnung und geht in sein Geschäft, um nach einer Woche etwa dieses sonderbare Vergnügen sich neuerdings zu verschaffen.
Gelegentlich kommt es vor, dass er eines dieser Mädchen sich auf seine Brust stellen lässt, während die anderen sie im Kreise herumdrehen müssen, bis seine Haut unter dem Drehen der Schuhabsätze blutrünstig geworden ist
Häufig muss eines der Mädchen so auf ihn sich stellen, dass ein Schuh quer über den Augen steht und der Absatz auf den einen Augapfel drückt, während der andere Schuh quer über seinem Halse ruht. In dieser Stellung hält er den Druck der ca. 150 Pfund schweren Person etwa 4-5 Minuten lang aus. Verf. spricht von Dutzenden analoger Fälle, die ihm bekannt geworden seien. Hammond vermutet mit Grund, dass dieser Mann im Verkehr mit dem Weibe impotent geworden, in dieser eigenartigen Prozedur ein Aequivalent fur Koitus sucht und findet, und während er blutig getreten wird, angenehme, von Ejakulationen begleitete Sexualgefühle hat.

Beobachtung 60. Herr aus den höheren Ständen, 66 J., von hypersexualem Vater. Zwei Brüder angeblich mit Masochismus behaftet. Patient versichert bestimmt, dass sein eigener Masochismus auf seine Kinderjahre zurückreiche. Fünf Jahre alt, habe er von kleinen Mädchen verlangt, dass sie ihn ausziehen und ad podicem [auf das Gesäß] flagellierten. Etwas später wusste er es einzurichten, dass Knaben oder Mädchen Lehrer mit ihm spielten und ihn abprügelten. Mit etwa 15 J. musste er sich vorstellen, dass Mädchen ihn in einen Hinterhalt locken und schlagen. Er hatte damals noch keine Ahnung von der sexuellen Bedeutung solcher Vorstellungen und wusste überhaupt nichts von der Vita sexualis. Seine Sehnsucht, von Frauen geschlagen zu werden, wurde immer grösser. 18 Jahre alt, wusste er sie zu befriedigen und bekam dabei die erste Pollution. 19 Jahre alt erster Koitus, mit voller Befriedigung und Potenz, ohne dass masochistische Vorstellungen auftraten. Von da ab normaler Geschlechtsverkehr bis zum 21. J., wo eine Puella ihm eine masochistische Szene anbot. Er akzeptierte, war davon höchst befriedigt


1) Transactions of the Colorado State medical society quoted in the "Alienist and Neurologist", 1883 April, p. 345

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