und unterliess es von nun an nicht, dem Koitus ein masochistisches Abenteuer
         vorausgehen zu lassen. Er erkannte früh, dass der Reiz nicht im Schlagen, sondern in der
       Idee, in der Macht eines Weibes zu sein, liege. Pat hat geheiratet. Es ist ihm gelungen,
   in guter Ehe zu leben und masochistische Gedanken von seinem ehelichen Verkehr
     fernzuhalten, aber er gesteht schmerzlich zu, dass er ab und zu nicht widerstehen konnte,
 bei einer Puella in masochistischem Sinne sich schadlos zu halten. Dies komme noch hie und
   da, obwohl er Grossvater sei, vor. Die masochistische Szene sei immer das Vorspiel des
       Koitus. Von psychopathischen Erscheinungen und weiteren Perversionen ist Pat. frei. Er
     verweist auf die Häufigkeit des Masochismus und die geschickte Rolle, welche vielfach
          Masseusen dabei spielen. Besonders in England sei nach seiner Erfahrung der Masochismus
       sehr verbreitet und das englische Weib häufig dazu zu haben.
 
  
      Beobachtung 61
. Herr L., Künstler, 29 J., aus einer Familie, in welcher
      Nervenkrankheiten und Tuberkulose mehrfach vorgekommen sind, kommt zur Konsultation wegen
    seiner Besorgnis erregenden Anomalien seiner Vita sexualis.
  Diese erwachte bei ihm plötzlich im 7. Jahre anlässlich einer Züchtigung ad podicem mit
 der Rute. Seit dem 10. Jahr ergab er sich der Masturbation. Bei diesem Akt dachte er immer
   an flagellierende Gestalten, gleichwie auch in späteren Jahren nocturne Pollutionen nur
         von Flagellationsträumen begleitet waren. Auch im wachen Zustand hatte er seit dem 10.
          Jahre beständig den Wunsch, flagelliert zu werden.
  Vom 11. bis 18. Jahre hatte er Neigung zum eigenen Geschlecht. Sie überschritt jedoch
 nicht den Rahmen schwärmerischer Jugendfreundschaft. Auch in dieser homosexualen Episode
     hatte er immer den Wunsch, von einem lieben Freund flagelliert zu werden.
     Von dem 19. Jahre an Koitus, jedoch ohne eigentliches Wollustgefühl und mit mangelhafter
    Erektion. Die nunmehr ausschliesslich heterosexuale Neigung wandte sich immer
 Frauenzimmern zu, 
die älter waren als Patient. Junge Mädchen waren ihm
     gleichgültig. Immer mächtiger wurden die Flagellationsgelüste.
      Seit dem 25. Jahre innige, bis jetzt andauernde Liebe zu einem älteren Frauenzimmer.
   Eheliche Verbindung ausgeschlossen. Geständnis des Zustandes. Vergebliche Versuche der
 Frau, Pat. zum natürlichen sexuellen Verkehr zu bringen. "Trotz Verabscheuung des
    Zustandes, trotz inniger Liebe zu jenem Weibe, trotz Reue, Scham, guter Vorsätze immer
  wieder Rückfälle. Pat. erklärt seine sexuellen Gefühle zu jener Frau für 
ausschließlich
        masochistisch. Ab und zu gelang es ihm, jene Frau dazu zu bewegen, dass sie ihn
      flagellierte.
      Sexuell sehr bedürftig, liess er sich auch von puellis flagellieren. 
Er bezeichnet
         Flagellation als den ihm adäquaten sexuellen Akt, wobei es ehestens zu von lebhafter
         Wollust begleiteter Ejakulation kommt. Koitus ist ihm nebensächlich. Er hat ihn im
  Anschluss an Flagellationsbefriedigung nur ausnahmsweise versucht und nur selten auf Grund
   seiner relativen psychischen Impotenz reüssiert.
         Gleichwohl findet er eine differente Wirkung beider sexueller Akte seelisch und
         körperlich, insofern er nach Koitus sich sittlich gehoben und körperlich erfrischt
    fühlt, während der Flagellationsakt ihn körperlich angreift und hinterher Reue erweckt.
 Er empfindet eben seinen Masochismus pathologisch. Deshalb sucht er Hilfe.
    L. ist eine durchaus männliche Erscheinung, höchst dezent und tadellos in seinem
         Benehmen. Von körperlichen Beschwerden klagt er über Symptome in Sinne der zerebralen
    (Gedächtnis- und Willensschwäche, Zerstreutheit,
     
          
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