einer sadistischen Perversion dieser Messalinen nahe legt. Hierher gehört Valeria Messalina selbst, Katharina von Medici, die Anstifterin der Bartholomäusnacht, deren Hauptvergnügen es war, ihre Hofdamen vor ihren Augen mit Ruten streichen zu lassen, u. a. Vgl. jedoch oben p. 102 1).
2) Masochismus*) - Verbindung erduldeter Grausamkeit und Gewalttätigkeit mit Wollust.
Das Gegenstück des Sadismus ist der Masochismus. Während jener Schmerzen zufügen und Gewalt anwenden will, geht dieser darauf aus, Schmerzen zu leiden und sich der Gewalt unterworfen zu fühlen.
Unter Masochismus verstehe ich eine eigentümliche Perversion der psychischen Vita sexualis, welche darin besteht, dass das von derselben ergriffene Individuum in seinem geschlechtlichen Fühlen und Denken von der Vorstellung beherrscht wird, dem Willen einer Person des anderen Geschlechtes vollkommen und unbedingt unterworfen zu sein, von dieser Person herrisch behandelt, gedemütigt und selbst miss-
1) Ein grässliches Gemälde eines erdachten vollkommen weiblichen
Sadismus biete der geniale, aber zweifellos geistig nicht normale Heinrich von Kleist in
seiner "Penthesilea".
In seiner Penthesilea (22. Auftritt) schildert Kleist seine Heldin, wie sie, von
wollüstig-mordlustiger Raserei ergriffen, den in ihre Hände gelockten, in Liebesbrunst
bisher verfolgten Achilles in Stücke reisst, ihre Meute auf ihn hetzt.
"Sie schlägt, die Rüstung ihm vom Leibe reissend, den Zahn schlägt sie in
seine weisse Brust, sie und die Hunde, die wetteifernden, Oxus und Sphinx den Zahn in
seine rechte, in seine linke sie; als ich erschien, troff Blut von Mund und Händen ihr
herab", und später, als Penthesilea ernüchtert ist:
"Küsst' ich ihn tot? Nicht - küsst' ich ihn nicht? Zerrissen wirklich? - So
war das ein Versehen; Küsse, Bisse, das reimt sich, und wer recht von Herzen liebt, kann
schon das Eine für das Andere greifen."
In der neuesten Literatur findet sich ein weiblicher Sadismus geschildert, vor
allem in den weiter unten zu besprechenden Romanen Sacher-Masochs, dann in Ernst van
Wildenbruchs "Brunhilde", Rachildes "La Marquise de Sade" usw.
*) Literatur. V. Krafft, neue Forschungen auf d. Gebiet d. Psychopathia sexualis 2. Aufl. - Derselbe, Arbeiten aus d. Gesamtgebiet d. Psychiatrie u. Neuropath. IV. p. 127-160. - Moll, die kontr. Sexualempfindung. 3. Aufl. 276. - Eulenburg, Grenzfragen des Nerven- u. Seelenlebens XIX. Sadismus u. Masochismus 1902. - Fuchs, Therapie der anomalen vita sexualis (Stuttgart, Enke) Beob. 5. 6. - v. Schrenk-Notzing, die Suggestionstherapie 1892. - Seydel, Vierteljahrschr. f. gerichtl. Med. 1893, IV. 2 (interessante Briefe von Masochisten). - Bloch , Beiträge z. Aetiol. d. Psychiopath. sexualis, 2. Teil. Dresden 1903.