schlechtsbefriedigung kann auf sexuelle Befriedigung am anderen Geschlecht und auf solche am eigenen abzielen.
Damit ergeben sich zwei für die Einteilung des zu behandelnden Stoffes benutzbare grosse Gruppen von Perversion des Sexuallebens.
Auf dem Gebiet der sexualen Perversionen scheint der Sadismus 2), d. h. die Empfindung von sexuellen Lustgefühlen bis zum Orgasmus beim Sehen und Erfahren von Züchtigungen u. a. Grausamkeiten, verübt an einem Mitmenschen oder selbst an einem Tier, sowie der eigene Drang, um der Hervorrufung solcher Gefühle willen anderen lebendigen Wesen Demütigung, Leid, ja selbst Schmerz und Wunden widerfahren zu lassen, keine Seltenheit zu sein, vermutlich dann, wenn man seine rudimentären Kundgebungen mit berücksichtigt.
So bekommt man zuweilen als Arzt Konfidenzen zu hören, dahingehend, dass der eine der Konsorten in sexueller Brunst den andern schlug, biss 3), puffte, dass das Küssen in ein Beissen unvermerkt überging. Auch dass Liebende, Brautleute aus "Mutwillen" miteinander ringen, raufen, ist nicht selten zu beobachten. Von solchen, vielleicht noch als atavistische Erscheinungen im Bereiche physiologischen Geschlechtslebens auffassbaren Kundgebungen bis zu den monströsesten Akten der Vernichtung des Lebens der Konsors finden sich fliessende Uebergänge.
Eine ganz eigene, sicher als sadistisch anzusprechende und jedenfalls nicht mehr physiologische Erscheinung im Kulturleben von heutzutage ist eine allzu stürmisches Vorgehen des den maritalen Akt begehrenden Gatten gegenüber seiner Konsors bis zu Drohungen und
1) So genannt nach dem berüchtigten Marquis de Sade, dessen obszöne Romane von Wollust und Grausamkeit triefen. In der französischen Literatur ist der Ausdruck "Sadismus" zur Bezeichnung dieser Perversion eingebürgert. Eulenburg (Klin. Handb. der Harn- und Sexualorgane) bespricht hierher gehörige Erscheinungen unter dem Terminus "aktive Algolagnie".
2) Moll, Kontr. Sexualempfindung. 8. Aufl. p. 160; v. Krafft "Arbeiten" IV. p. 106; derselbe, Leydens deutsche Klinik VI. Abt. 2. p. 137; Eulenburg, Grenzfragen des Nerven- und Seelenlebens XXI. p. 1.
3) Vgl. die berühmten Verse A. de Mussets an die Andalusierin:
Q'uelle est superbe en son désordre, - quand elle tombe, les seins nus -
Qu'on la voit, béante, se tordre - dans un baiser de rage et mordre -
En hurlant des mots inconnus!