schon durch den Anblick verhüllter, durch die Verhüllung markierter und doppelt anreizender Körperteile, ja (beim Fetischisten) sogar durch den Anblick dieser Verhüllungen allein hervorgebracht wurden. So konnte es wohl unter begünstigenden Umständen dazu kommen, dass die sich ausbreitenden Territorien der erotischen Lustgefühle und der durch Schmerz erweckten Lustgefühle und der damit zusammenhängenden Vorstellungen mehr und mehr einander genähert wurden, bis zu teilweiser Deckung - ja in einzelnen prädisponierten Individuen bis zu mehr oder weniger vollständiger Verschmelzung. Hier haben wir vielleicht die ersten individualistischen Anfänge der Algolagnie zu suchen - und indem wir diesen Gedankengang etwas weiter ausspinnen, ist es uns vielleicht vergönnt, wenn auch nicht zu einer Erklärung der Algolagnie, doch zu einem gewissen Verständnisse der dabei vor sich gehenden abnormen Seelen Vorgänge und zugleich zu einer gewissen Einsicht in die entsprechenden (krankhaften) Störungen des zentralen Nervenmechanismus bei der Algolagnie zu gelangen.
Natürlich kann es sich dabei nur um Vorgänge handeln, die sich in den Sinnes- und Assoziationsfeldern der Hirnrinde und damit zusammenhängenden Projektionsbahnen abspielen. Wer dem Vorhergehenden mit Aufmerksamkeit gefolgt ist, für den wird es zu der im folgenden versuchten funktionell-anatomischen Darlegung und zu ihrer bildlichen Illustrierung durch das beigefügte Schema keiner detaillierten Erklärung bedürfen; ihm wird beides auch ohne weitläufige Erläuterungen und Anmerkungen wohl verständlich erscheinen. Man könnte von diesem - wie ich zugebe, recht anfechtbaren - assoziationspsychologischen Standpunkte der Sache etwa nachstehende einfache Formulierung zu geben versuchen:
Beim Algolagnisten geht der Weg zur Vorstellung von Wollustgefühlen und genitalen Erregungen, und zur Auslösung sexualer Impulse nicht direkt von den Sinneswahrnehmungen - sondern auf dem Umwege von solchen über die Vorstellung von Schmerzgefühlen (sei es durch Zufügung, oder Erduldung, oder durch blosses Mitansehen, oder Fingieren körperlicher oder seelischer Misshandlung und Demütigung).
In diesem weiten Rahmen lässt sich alles unterbringen, was uns an vielgestaltigen Äusserungen algolagnistischer Affekte und Triebe in Leben und Literatur entgegentritt. Auf das einfachste Schema reduziert, können wir uns die dabei in