Der Papiertiger: Selbstbeherrschung |
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Der Papiertiger ist eine Enzyklopädie des Sadomasochismus, zusammengestellt von Datenschlag. Hier erklären wir Begriffe aus dem SM-Bereich und stellen sie in den Zusammenhang der sadomasochistischen Subkultur und ihrer Traditionen.
Die Selbstbeherrschung spielt für den Sadomasochismus eine durchaus janusköpfige Rolle.
Einerseits ist sie insbesondere für Tops mit starken sadistischen Phantasien notwendig, andererseits kann eine zu weit gehende Zurückhaltung den Spaß auf beiden Seiten verderben.
Wie unter Sadomasochismus beschrieben existiert eine Ebene, auf der der Bottom dem Top häufig vollständig ausgeliefert ist. Tops mit ausgeprägten sadisistischen Phantasien könnten immensen Schaden anrichten, wenn sie nicht über genügend Selbstbeherrschung verfügen würden, diese Phantasien nicht, oder nur ansatzweise, in die Tat umzusetzen. Das Vertrauen in die Selbstbeherrschung seines Partners ist für den Bottom eine notwendige Voraussetzung, sich fallen lassen zu können.
Gelassenheit und Selbstbeherrschung sind ein Zeichen der Souveränität - daher können sie im SM-Kontext die Dominanz (s. Eintr.: Dominance and Submission) des Tops über den Bottom vergrößern. Dies gilt insbesondere im DS-Kontext.
Andererseits gehört es zum Erleben vieler Bottoms, möglichst authentisch aggressive Handlungen erleben zu wollen - ein überkontrollierter Top, der nur ein Skript abspult wirkt für sie deplatziert. Aus diesem Wunsch heraus gibt es nicht wenig Bottoms, die zur Provokation des Tops greifen um ihn aus seiner Ruhe zu bringen. Derartige manipulative Techniken werden aber von einigen Tops überhaupt nicht geschätzt und bringen u.U. die Gefahr der Überreaktion oder der Frustration des Tops mit sich.
Auch ein Bottom, der wie ein totes Pferd daliegt, egal mit welchen Werkzeugen er malträtiert wird ist häufig ein wenig geschätzter Spielpartner. Für den Bottom kann es ein Beweis seiner Ausdauer sein, daß er auf Schmerzen nicht reagiert, er kann sich oder dem Top damit zu beweisen suchen, daß er der eigentlich stärkere ist. Da es den wenigsten Tops aber um unpersönliche Ertüchtigung geht, sondern sie häufig Schmerzen gezielt erzeugen um sich daran zu laben ist ein nicht reagierender Bottom eine Quelle der Frustration.
Insbesondere bei Bestrafungsspielen kann die Versuchung für den Bottom groß sein, durch extreme Selbstbeherrschung die Strafe gleichzeitig anzunehmen und zu negieren.
Auf diesen Eintrag verweisen: Provokation, Selbstdisziplin
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Stand: 08.03.2003.
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