Papiertiger

Der Papiertiger: Schweden

 
   
   
   
   
   
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Der Papiertiger ist eine Enzyklopädie des Sadomasochismus, zusammengestellt von Datenschlag. Hier erklären wir Begriffe aus dem SM-Bereich und stellen sie in den Zusammenhang der sadomasochistischen Subkultur und ihrer Traditionen.



SM wird in Schweden juristisch weitgehend wie andere Sexualpraktiken behandelt, das Schutzalter ist 15 Jahre, es gelten für Beziehungen zwischen Minderjährigen und Erwachsenen - insbesondere in Vertrauenspositionen wie Lehrer oder Sporttrainer - gewisse Einschränkungen, die den Missbrauch von Abhängigen verhindern sollen. Prostitution ist nicht erlaubt, Zuhälterei ebenfalls nicht, das gilt auch für sadomasochistische Prostitution. Ähnlich wie in Deutschland existiert ein Verbot der Erregung öffentlichen Ärgernisses.
Für sadomasochistische Organisationen besteht volle Organisations- und Versammlungsfreiheit.

Seit 1982 besteht ein Verbot von gewaltpornographischen Videos, das 1988 durch eine Verfassungsänderung auch auf entsprechende Bilder ausgedehnt wurde. Dieses Verbot hat bisher nur zu relativ wenigen Prozessen geführt, in denen künstlerische Darstellungen sowohl in der Malerei als auch in der Fotographie von dem Verbot ausgenommen wurden. Andere Videos, in denen durch die Situation klargestellt ist, daß es sich um konsensuelle Aktionen handelt wurden vor Gericht ebenfalls von diesem Verbot ausgenommen.

Zum gegenwärtigen Zeitpunkt (Ende 2002) gibt es in der schwedischen Gesellschaft weder Versuche, die Rechtslage zu verschärfen, noch sie weiter zu liberalisieren.

Durchschnittlich kommt es in Schweden zu ca. einem Todesfall alle zwei Jahre bei konsensuellen sadomasochistischen Spielen und zu ungefähr zehn Todesfällen bei Solo-Atemkontrollspielen. Diese Zahlen bleiben seit mehreren Jahrzehnten ungefähr konstant.
Vor Gericht werden Todesfälle bei SM-Spielen entweder als fahrlässiger Totschlag oder als schwere Körperverletzung mit Todesfolge gewertet - beide Delikte werden in Schweden relativ milde mit Bewährungsstrafen von drei Monaten bis hin zu sechs Monaten Gefängnis ohne Bewährung geahndet. In den Gerichtsverhandlungen werden solche Fälle als Unglücksfälle betrachtet, dem überlebenden Partner wird die Nachlässigkeit, die zu dem Todesfall führte, jedoch verschärfend zugerechnet.

Durch das Internet hat sich auch in der schwedischen sadomasochistischen Subkultur einiges bewegt. Während vor der Popularisierung des Netzes einige wenige SM- und Fetischorganisationen das Geschehen dominierten wurden inzwischen einige neue gegründet.
Von diesen Netz-basierten Gruppen ist insbesondere BDSM-borgen (die schwedische SM-Burg) seit ihrer Gründung 1999/2000 sehr gewachsen und ist mit 1800 Mitgliedern die bei weiten grösste schwedische SM-Organisation. BDSM-borgen veranstaltet monatliche Treffen in Stockholm (ca. 35-45 Besucher) und vierteljährliche Göteborg (10-25 Besucher). Treffen, die BDSM-borgen früher in Malmö und Helsingborg veranstaltete wurden werden inzwischen in Kooperation von der lokalen Gruppe "GODIS" veranstaltet und ziehen zwischen 10 und 40 Leute an.

Die traditionsreiche grosse schwedische Organisation von Sadomasochisten ist mit ungefähr 500 Mitgliedern der "Club Sunrise", dessen lokale Zweige monatliche Parties in Göteborg (in einer eigenen Party-Location und mit 20-40 Besuchern) und zweimonatliche in Stockholm ((40-80 Besucher; in Kooperation mit dem "Royal Madness Club", der ca 400 Mitglieder hat) veranstaltet. Ebenfalls in Göteburg existiert "Fetisch People Party", eine Organisation mit ungefähr 200 Mitgliedern.

Ein ehemaliges Restaurant in Stockholm (das "Hjärter Dam" - "Königin der Herzen"), dessen Pachtvertrag vor einigen Jahren vom Hauseigentümer aufgrund dessen Abneigung gegen die dort veranstalteten SM-Parties gekündigt wurde wurde zum Kristallisationspunkt einer neuen Gruppe, dem "Openmindet Club", dessen 300 Mitglieder monatliche Parties mit 30-60 Besuchern in diversen Restaurants und Discos veranstalten. Diese Parties scheinen die des "Royal Madness Club" abzulösen, der seine Aktivitäten einstellen will. Ebenfalls in Stockholm veranstaltet die Gruppe "Kinks and Queens" monatliche SM-Galaparties.

In Südschweden werden Parties mit 20-60 Besuchern von "Club Decadent" in Malmö veranstaltet seitdem die früher aktiven Gruppen "Club Dare" und "KinkyClub" sich vor einigen Jahren aufgelöst haben. Auch die ursprünglich dänische Gruppe SMiL hat in Südschweden mit einer lokalen Gruppe Fuss gefasst.

Es existieren einige kleinere lokale BDSM-Gruppen in verschiedenen Orten, so z.B. "Björkriset" in Umea, "SM7H", "GSMK" und "Commando S" in Westschweden und "Bla Jungfrun" (unbekannt ob die noch besteht" und "SMC" in Südschweden. Ihre Grösse liegt bei ungefähr 10 bis 30 Mitgliedern.

Schwule und Lesben haben eigene SM-Organisationen, die "SLM" (Scandinavian Leather Men) mit lokalen Gruppen in Stockholm, Götebord und Malmö bzw. "Club Lash" in Stockholm.

Aufgrund der geringen Einwohnerzahl und der Pornographie-Gesetzgebung existieren in Schweden keine SM-Magazine (s. Eintr.: Zeitschriften), einzig der "Club Sunrise" publiziert ungefähr vierteljährlich eine Mitgliederzeitschrift mit dem Namen SMart. Auch andere sadomasochistische Medien wie Radiosendungen existieren nicht.

Der Eintrag stammt von "Fogden", dem Webmaster der schwedischen SM-Site BDSM-borgen (www.bdsm-borgen.com). Vielen Dank.

 

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Stand: 05.11.2002.

 

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