Flecken sichtbar waren. Ich stellte mir auch dabei wieder vor, ich werde von einem meinen Zugdienst überwachenden Jungen "wegen Trägheit" geprügelt. Entgegen den meisten Beobachtungen auf masochistischem Gebiet fühlte ich bei dieser Ausführung meiner Phantasie nur wenig Schmerz und durchaus keine Enttäuschung, sondern im Gegenteil verstärkte Wollust. Ich hörte mit dem Schlagen erst auf, als ich vor Erschöpfung nicht mehr konnte. - Allerdings war ich an diesem Tage besonders aufgeregt: Es gab eine enorme Hitze (25° R. im Schatten) und ich war ungeheuer nervös, da ich am Vorabend vor einer schweren Prüfung stand, zu der ich mich nicht gründlich genug vorbereitet glaubte. - Interessant ist, dass ich trotz der durch den Exzess hervorgerufenen Erschlaffung, welche jede geistige Arbeit während der Nacht verhinderte, die Prüfung doch recht gut bestand. - Es ist das ein bezeichnendes Kulturbild: Uebermenschliche Energie neben untermenschlicher Schwäche - ein furchtbarer Kampf zwischen Geist und Materie.
An die psychische Verfassung vor und nach dem andern reellen Akt (der Uringeschichte) kann ich mich leider nicht mehr genau erinnern. -
Ich habe vorhin erwähnt, dass das gedruckte Wort oft meine Begierde erregte, und füge nunmehr hinzu, dass auch Bilder und Statuen dieselbe Wirkung haben konnten.
Um nur ein Beispiel zu erwähnen, bemerke ich, dass mich in einer Ausstellung Knabenporträts durch mehrere Tage erregten. Es sind da zwei Jungen, der eine vielleicht 11, der andere 14 Jahre alt, abgebildet, fesche Burschen im Hausgewand mit blauen Schürzen und strammen, sonngebräunten blossen Waden, die mit zartem Haarflaum bedeckt sind, Die beiden Buben stehen da, als wenn sie mitten während des Herumtollens im Garten durch ein Machtwort des Vaters zu Stillstehen gezwungen worden wären, die Wangen haben sie noch gerötet, der ältere Knabe ist durch besonders trotzigen Gesichtsausdruck charakterisiert. - Zu diesem Knaben erfand ich mir lange Geschichten, in denen der Stock eine grosse Rolle spielte. Kein normaler Mensch konnte diesen Einfluss ahnen.
Im Theater besuchte ich mit Vorliebe die Stücke, in denen Knabenrollen vorkommen, und ärgerte mich jedesmal, dass dieselben meist von Mädchen gespielt wurden, was mir sexuellen Genuss unmöglich machte. Als ich in "Flachsmann als Erzieher" die eine Schülerrolle von einem veritablen Knaben gegeben sah, da kannte mein Entzücken keine Grenzen. Der junge Künstler spielte auch ausgezeichnet. Herber Trotz mit kindischer Angst gemischt, dieses Gefühlskonglomerat, das jeder Zögling vor seinem Direktor empfindet, und das sich in der Rauheit der herausgestossenen Antworten kundgibt, das hat der Darsteller ganz wunderbar getroffen und mich dadurch wieder zu einer Onanie gebracht.
Am meisten aber wirkten immer gedruckte Werke, wo der Phantasie der weiteste Spielraum gelassen ist. Es gibt keinen Klassiker und keinen angesehenen Schriftsteller überhaupt, in dessen Werken ich nicht zur Wollust reizende Stellen gefunden hätte. Es würde daher zu weit führen, wenn ich da näher eingehen wollte. Ganz besonders erregten mich bereits vor vielen Jahren "Onkel Toms Hütte" und auch eine Reise "Sindbads, des Seemanns" in "Tausend und einer Nacht". Ich meine das Abenteuer mit dem Ungeheuer, welches Sindbad als Reittier benützt. In dieser Erzählung liegt der Beweis dafür, dass Masochismus auch schon bei den alten Arabern bekannt war.
Dieses "Gerittenwerden" war auch ein oft in meinen Phantasien wiederkehrendes Moment ebenso wie das "Eingespanntwerden". Ich habe mich sogar schon manchmal als getretener Zughund oder als gepeitschtes Pferd gefühlt, was ich während der Zeit der Erregung mit Seelenwanderungsahnungen zu erklären versuchte, obwohl ich im normalen Zustand nicht an die Unsterblichkeit der sogenannten Seele glaube.