normität Ergriffenen unter eine Person des anderen Geschlechtes und in seiner Beherrschung durch dieselbe 1).

Die beiden Erscheinungen sind aber auch wieder klar gegeneinander abzugrenzen, und zwar sind sie nicht graduell, sondern qualitativ verschieden.

Geschlechtliche Hörigkeit ist keine Perversion, sie ist nichts Krankhaftes; die Elemente, aus denen sie entsteht, Liebe und Willensschwäche, sind nicht pervers, nur ihr gegenseitiges Stärkeverhältnis erzeugt das abnorme Resultat, das den eigenen Interessen, oft auch Sitten und Gesetzen, so sehr widerspricht. Das Motiv, aus welchem der unterworfene Teil hier handelt und die Tyrannei erduldet, ist der normale Trieb zum Weibe (resp. Manne), dessen Befriedigung der Preis seiner Hörigkeit ist. Die Akte des unterworfenen Teiles, in denen die geschlechtliche Hörigkeit zum Ausdruck kommt, geschehen auf Befehl des herrschenden Teiles, um seiner Habsucht usw. zu dienen. Sie haben für den unterworfenen Teil gar keinen selbständigen Zweck; sie sind für ihn nur Mittel, den eigentlichen Endzweck, den Besitz des herrschenden Teiles, zu erlangen oder zu bewahren. Endlich ist Hörigkeit eine Folge der Liebe zu einem bestimmten Individuum; sie tritt erst ein, wenn diese Liebe erwacht ist.

Ganz anders verhält sich dies alles beim Masochismus, welcher entschieden krankhaft, eine Perversion ist. Das Motiv für die Handlungen und Duldungen des unterworfenen Teiles ist hier der Reiz, den die Tyrannei als solche für ihn hat. Er mag daneben den herrschenden Teil auch zum Koitus begehren; jedenfalls ist sein Trieb auch auf die Akte, die zum Ausdruck der Tyrannei dienen, als auf direkte Objekte der Befriedigung gerichtet. Diese Akte, in denen der Masochismus zum Ausdruck kommt, sind für den unterworfenen Teil nicht Mittel zum Zweck, wie bei der Hörigkeit, sondern selbst Endzweck. Endlich tritt beim Masochismus die Sehnsucht nach Unterwerfung a priori auf, vor jeder Neigung zu einem bestimmten Gegenstand der Liebe.

Der Zusammenhang zwischen Hörigkeit und Masochismus, der bei der Uebereinstimmung beider Erscheinungen im äusseren Effekt der Abhängigkeit, bei allem Unterschied der Motivierung, wohl anzunehmen ist, der Uebergang der Abnormität in die Perversion, dürfte sich zunächst auf folgendem Wege vollziehen.

Wer sich durch lange Zeit im Zustande der geschlechtlichen Hörigkeit befindet, wird disponiert sein, leichtere Grade des Masochismus zu akquirieren. Die Liebe, welche gern Tyrannei um des Geliebten willen erträgt, wird dann direkt Liebe zur Tyrannei. Wenn die Vorstellung des Tyrannisiertwerdens lange mit der lustbetonten Vorstellung des geliebten Wesens eng assoziiert war, so geht endlich die Lustbetonung auf die Tyrannei selbst über, und es ist Perversion eingetreten. Das ist der Weg, auf dem Masochismus gezüchtet werden kann 2).

Ein leichter Grad von Masochismus kann also wohl aus der Hörigkeit entstehen, erworben werden. Der echte, vollkommene, tiefwurzelnde Masochis-


1) Es können Fälle vorkommen, in welchem die geschlechtliche Hörigkeit sich in denselben Akten ausspricht, die dem Masochismus geläufig sind. Wenn rohe Männer ihre Weiber prügeln und diese aus Liebe dulden, ohne jedoch nach Schlägen Sehnsucht zu haben, so liegt eine Trugform der Hörigkeit vor, die Masochismus vortäuschen kann.

2) Es ist sehr interessant und beruht auf der im äusseren Effekte wesentlich übereinstimmenden Natur von Hörigkeit und Masochismus, dass zur Illustrierung der ersteren ganz allgemein im Scherz und bildlich Ausdrücke gebraucht werden, wie "Sklaverei, Kettentragen, gefesselt sein, die Geissel über jemand schwingen, an den Triumphwagen spannen, zu Füssen liegen, Pantoffelheld

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