Die Analogie mit den Exzessen religiöser Schwärmerei ist selbst hier noch vorhanden. Die religiöse Schwärmerin Antoinette Bouvignon de la Porto mischte ihre Speisen mit Kot, um sich zu kasteien. (Zimmermann op. cit. p. 124.) Die beatifizierte Marie Alacoque leckte, um sich zu "mortifizieren", mit der Zunge die Dejektionen von Kranken auf und saugte an deren mit Geschwüren bedeckten Zehen! Interessant ist auch die Analogie mit dem Sadismus, bei welchem, ebenfalls durch (perverse) Betonung von sonst eklen Geschmacks- und Geruchsvorstellungen mit Lustgefühlen, Erscheinungen im Sinne des Vampyrismus und der Anthropophagie (vgl. p. 76 Fall Bichel, Menesclou, f. Beob. 19, 20, 23) möglich sind. Man könnte diesen Trieb zum Ekelhaften im Rahmen des Masochismus Koprolagnie nennen. Seine Beziehungen zum Masochismus, als Unterform desselben, sind schon in Beob. 51, p. 108 angedeutet. Sie werden durch die folgenden Beobachtungen vollkommen klargestellt.

Für manche Fälle hat es den Anschein, als ob die masochistische Empfindungsweise dem perversen Individuum unbewusst bleibt und nur der Trieb zu ekelhaften Dingen ins Bewusstsein tritt (larvierter Masochismus). Ein zutreffendes Beispiel von masochistischer Koprolagnie (in Kombination mit konträrer Sexualempfindung) ist Beob. 114 der 5. Auflage. Der Gegenstand derselben schwelgt nicht bloss in Gedanken, Sklave des geliebten Mannes zu sein, und verweist in dieser Hinsicht auf Sacher-Masochs "Venus im Pelz", sed etiam sibi fingit amatum posvere ut crepidas sudore diffluentes olfaciat ejusque stercore vescatur. Deinde narrat, quia non habeat, quae confingat et exoptet, eorum loco suas crepidas sudore infectas olfacere suoque stercore vesci, inter quae facta pene erecto se voluptate perturbari semenque ejaculari [sondern stellt sich den Geliebten auch in einer Lage vor, in der er dessen schweißtriefende Schuhe riecht und seinen Kot verzehrt. Des weiteren berichtet er, weil er dessen nicht habhaft werden könne, was er ersinnt und ersehnt, anstelle dessen an seinen eigenen schweißnassen Schuhen zu riechen und den eigenen Kot zu essen, wobei sein Glied erigiere und er erregt ejakuliere (Übersetzung grammatikalisch zweifelhaft, aber sinngemäß stimmt's)].

Beobachtung 80. Masochismus. Koprolagnie. Z., 52 Jahre, aus höherer Gesellschaftsklasse, von phthisischem Vater, aus angeblich unbelasteter Familie, von jeher aber nervös, einziges Kind, versichert, schon im 7. Lebensjahre eigentümliche Aufregung empfunden zu haben, wenn er zufällig Zuschauer war, wie die Dienstmädchen im Hause sich der Schuhe und Strümpfe entledigten. um die Stuben zu reinigen. Einmal bat er eines der Mädchen, ihm vor dem Waschen Fusssohlen und namentlich Zehen zu zeigen. Als er zur Schule ging und Bücher zu lesen begann, drängte es ihn förmlich zur Lektüre, in welcher raffinierte Grausamkeiten, Folterungen beschrieben waren, ganz besonders, wenn solche auf Befehl von Weibern ausgeführt wurden. Er verschlang förmlich Romane über Sklaverei, Leibeigenschaft usw. und wurde bei solcher Lektüre sexuell dermassen so erregt, dass er zu masturbieren begann. Namentlich aber reizte ihn die Vorstellung, Sklave einer jungen, hübschen Dame aus seiner Umgebung zu sein, nach längerem Spaziergang mit ihr, ihr pedes lambere 1) [die Füße lecken] zu dürfen, praecipue [vorzugsweise]


1) Dieses ekle Gelüste findet sich auch in Beob. 68 der 8. Aufl. dieses Werkes. Es scheint überhaupt nicht selten bei Koprolagnisten und fetischistisch bedingt.

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