Auch bei dem französischen Schriftsteller C. P. Baudelaire, welcher in Geisteskrankheit endigte, finden sich Elemente von Masochismus (und Sadismus).

Baudelaire entstammt einer Familie von Irren und Ueberspannten. Er war von Jugend auf psychisch abnorm. Entschieden krankhaft war seine Vita sexualis. Er hatte Liebesverhältnisse mit hässlichen widerwärtigen Personen, Negerinnen, Zwerginnen, Riesinnen. Gegen eine sehr schöne Frau äusserte er den Wunsch, sie an den Händen aufgehängt zu sehen, und ihr die Füsse küssen zu dürfen. Diese Schwärmerei für den nackten Fuss erscheint auch in einem seiner fieberglühenden Gedichte als Aequivalent für den Geschlechtsgenuss. Er erklärte die Weiber für Tiere, die man einsperren, schlagen und gut füttern muss. Diese masochistische und sadistische Neigungen verratende Persönlichkeit ging in paralytischem Blödsinn zugrunde. (Lombroso, Der geniale Mensch, übers. v. Fränkel, S. 83.)

In der wissenschaftlichen Literatur haben die Tatsachen, welche den Masochismus ausmachen, bis auf die jüngste Zeit keine Beachtung gefunden. Zu erwähnen wäre nur, dass Tarnowsky ("Die krankhaften Erscheinungen des Geschlechtssinns", Berlin 1886) die Erfahrung mitteilt, dass glücklich verheiratete, geistreiche Männer ihm vorgekommen sind, die von Zeit zu Zeit einen unwiderstehlichen Drang fühlten, sich selbst der gröbsten zynischen Behandlung zu unterwerfen - Schimpfworte, Schläge von Kynäden, aktiven Päderasten oder Prostituierten zu empfangen. Bemerkenswert ist auch Tarnowskys Erfahrung, dass bei gewissen, der passiven Flagellation Ergebenen Schläge allein und zuweilen selbst blutige, nicht den gewünschten Erfolg (Potenz oder wenigstens Ejakulation beim Flagellieren) haben "Man muss den Betreffenden dann mit Gewalt entkleiden oder ihm die Hände binden, ihn an eine Bank befestigen usw., wobei er sich anstellt, als ob er sich widersetzt, schimpft und scheinbar einigen Widerstand leistet. Nur unter solchen Bedingungen bewirken die Rutenschläge eine Erregung, die zum Samenerguss führt."

O. Zimmermanns Schrift "Die Wonne des Leids", Leipzig 1885, enthält manchen Beitrag aus der Kultur- und Literaturgeschichte zum vorliegenden Thema 1),


1) Es muss jedoch das Gebiet des Masochismus von dem in jener Schrift behandelten Hauptthema, dass die Liebe ein Moment des Leides enthält, scharf abgegrenzt werden. Von jeher ist ungeteilte Liebessehnsucht als "freudvoll und leidvoll" geschildert worden , und Dichter haben von "wonniger Qual" oder "schmerzlicher Wollust" gesprochen. Dies darf nicht, wie Z. tut, mit Erscheinungen des Masochismus konfundiert werden, so wenig es hierher gehört, wenn die sich nicht hingebende Geliebte "grausam" genannt wird. Immerhin ist es merkwürdig. dass Hamerling (Amor und Psyche, 4. Gesang) zum Ausdruck dieses Gefühls völlig masochistische Bilder, Geisselung usw. verwendet.

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