von Medici. Sie ist die dame grandissime, von der Brantôme (Vies des dames galantes) als klassischer Hof-, Augen- und Ohrenzeuge in seiner unverblümt naiven Schreibweise berichtet:
et sur ces visions et contemplations s’y aiguisait si bien en appétits, qu’après elle les allait passer bien souvent à son escient avec quelque galant homme bien fort et robuste. -
Die Motive der Geisselpassion dieser königlichen Flagellantin sind in den letzten Worten deutlich genug gekennzeichnet. Es kann danach nicht befremden, dass, wie Brantôme weiter berichtet, Katharina ihrer schon erwachsenen Tochter (der nachmaligen, als Margarethe von Valois bekannten und berüchtigten Gemahlin Heinrichs des Vierten) auf gleiche Weise und zu dem gleichen Zweck, ein- oder mehrmals täglich eigenhändig die Rute erteilte. Ein Fräulein von Limeuil wurde wegen einiger auf Katharina bezüglicher satirischer Verse vor versammeltem Hofe mit Ruten gepeitscht. - Ähnliche Dinge werden übrigens von dem russischen Hofe des 18. Jahrhunderts, namentlich aus der Zeit der Gynäkokratie: der Czarinnen Anna Iwanowna, Elisabeth Petrowna, und der grossen Katharina (die Byron bekanntlich nicht ganz mit Unrecht als
the greatest of all sovereigns and whores
feiert) vielfach berichtet. Beispiele davon werden uns noch im nächsten Abschnitt beschäftigen. Hier sei nur noch in Ergänzung der vorstehenden Ausführungen hervorgehoben, dass in der Pathogenese algolagnistischer (sadistischer) Impulse auch der Missbrauch der Flagellation als pädagogisches und häusliches Korrektionsmittel und als öffentliches (kriminalistisches) Strafmittel eine kaum geringere Rolle gespielt hat - und hier und da noch spielt - wie der im vorstehenden besprochene klösterliche und kirchliche Disziplin-Missbrauch. Die Affäre Dippold - die eigenartigen Vorgänge, die sich in einzelnen Fürsorgeanstalten während der letzten Jahre bei uns abspielten - die nicht minder