schmähen oder geradezu perhorreszieren (daher der Hass sämtlicher de Sadescher Helden gegen ihre Gattinnen, und auch sadistischer Heldinnen gegen ihre Männer); er geniesst und goutiert den Geschlechtsverkehr überhaupt nur, insofern dieser gewaltsam erzwungen und durch allerlei Beimischungen von besonders schmachvoller Demütigung und Erniedrigung, oder von voraufgehenden und nachfolgenden Grausamkeitsakten in für ihn pikanter Weise gewürzt ist. Zu charakteristischem Ausdruck gelangen diese Empfindungen und Stimmungen, die speziell aus der gewaltsamen Entehrung und schmachvollen Erniedrigung des Opfers den höchsten Lustreiz schöpfen, in einem „the battles of Venus“ betitelten englischen Werke1), wo die „pleasures of rape“ in folgender Weise gefeiert werden:

„I cannot conceive a higher bouquet to a man of lustful humour, than to see a modest and beautiful woman forcibly stripped naked; to observe her struggling and discovering her hidden beauties by degrees, until she comes to her last shift, and then to lay her down and, notwithstanding her efforts, rifle all her charms, and penetrate even into her honeyed treasure. For here are supposed resistance of both kinds, with modesty and beauty; and on the man’s side an imagination; prepared by best, and a body disposed to make the utmost advantage of its mandates.“

Ähnliche Gelüste kann man an zahllosen Stellen der de Sadeschen Werke wie bei neueren sadistischen Autoren zum Ausdruck gebracht finden - und man kann dem Inhalt der obigen Schilderung und allem darauf weiter zu Erwartenden auch in bildlicher Wiedergabe, in den zum Genuss ideeller sadistischer Liebhaber in den Handel gebrachten Serien sadistischer und flagellantistischer Akte, Photographien usw. begegnen. Die scheusslichsten Ausgeburten der Phantasie feiern hier ihre bildliche Auferstehung. Vor mir liegt eine solche (technisch gut ausgeführte) Bilderreihe, wobei einer von zwei Männern geschändeten weiblichen Person schliesslich ein dicker Pfahl in den After getrieben wird; auf anderen Bildern werden die Opfer in mannigfaltigen Attitüden gegeisselt oder gekreuzigt. Serien von Hexenfolterungen, Inquisitionsszenen, chinesischen und sonstigen ausländischen (auch russischen) Torturen, Pariser Apachenszenen usw. erfreuen sich anscheinend besonderer Beliebtheit.

Was die „Lustmorde“ speziell betrifft, so braucht natürlich nicht jeder „Lustmord“ aus rein sadistischen Motiven zu entspringen; nicht jeder Lustmörder braucht Sadist im engeren Sinne zu sein. Doch hat es wohl keinen erheblichen praktischen Wert, hier verschiedene Kategorien, des „typischen“, des „hyperhedonischen“ (Ziehen) und


1) The battles of Venus. A descriptive dissertation on the varions modes of enjoyment etc. - Translated from the posthumous works of Voltaire (!). Printed at the Hague in the year 1760.

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