er auf sein überstandenes Verhältnis zur Kottowitz zurückblickte, hat er selbst in einem als literarische Beichte à la Strindberg aufzufassendem Buche „Die geschiedene Frau, Passionsgeschichte eines Idealisten“ (1870) künstlerisch vollendeten Ausdruck gegeben. Aber wurde er auch von diesem Weibe frei - die Befreiung vom Weibe trat leider nicht ein. Ihm war einmal verhängt, an dieser für so viele schwach- und weitherzige Männer verderblichsten Lebensklippe immer und immer wieder zu scheitern. - An die Stelle jener treulosen Dauergeliebten traten zunächst flüchtige Verhältnisse, von zum Teil recht fragwürdiger Art und mehr und mehr spezifisch „masochistischer“ Färbung. So reiste Sacher-Masoch, wie sein Biograph berichtet, mit einer Fürstin Bogdanoff, die ihn ihrer Gunst gewürdigt hatte, als deren Diener oder Privatsekretär - der Welt gegenüber jedenfalls ganz als ihr Untergebener erscheinend - für einige Zeit nach Florenz. Mit einer Baronin Fanny Pistor liess er sich in der „Wanda und Severin“-Position, d. h. sie in der Pelzjacke auf einer Ottomane, mit strenger Miene auf ihn herabblickend, er demütig zu ihren Füssen knieend, photographieren. Von einem Verhältnis mit der für ihn begeisterten Baronin Reizenstein (schriftstellerisch bekannt unter dem Pseudonym Franz von Nemmersdorf) riss er sich los, weil sie doch nicht so recht sein erträumtes Frauenideal mit Pelzjacke und Peitsche zu verkörpern vermochte und er überdies unerfreuliche Nebenbeziehungen der Dame zu - ihrer Kammerjungfer entdeckte. Nicht lange darauf fiel er in die Netze der Frau, die den unheilvollsten Einfluss auf sein Leben üben sollte: die unter dem Namen Wanda von Dunajew bekannte Tochter einer geschiedenen Grazer Selterswasserbuden- und Tabaktrafik-Inhaberin Aurora Rümelin. Ohne jeden Liebreiz, mit harten gewöhnlichen Zügen, wie ihr Bild sie zeigt, nichts weniger als verführerisch, scheint sie dagegen ein stattliches Talent zur Intrigue, einen strebsamen Eifer zum Emporkommen um jeden Preis, womöglich mit Vorspannung anerkannter Grossen der Literatur, besessen zu haben. Siebenundzwanzigjährig bandelte die unbeschäftigte und unternehmungslustige junge Dame erst mit Rosegger an, bei dem sie aber trotz unverdrossen wiederholter Versuche kein Entgegenkommen fand, - dann mit dem schwachen und unselbständigen Sacher-Masoch, bei dem sie auf Grund der aus seinen Werken geschöpften Personalkenntnis mehr Glück hatte. Sie besuchte ihn maskiert, als vornehme Dame, dann als Offiziersfrau unter dem Namen Alice auftretend, liess sich von ihm die Füsse küssen und stellte ihm auch die gewünschten weiteren tätlichen Misshandlungen in Aussicht. Sie brachte es dahin, dass er die mit einer Grazer Künstlerin, Fräulein Frauenfeld, angeknüpfte Verlobung zurückgehen liess, dass er auch alle seine sonstigen Familien- und Freundschaftsbande allmählich lockerte, seine Grazer Stellung

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