blossen Verdacht, da die Bonbons, wie die chemische Untersuchung ergab, kein Gift enthielten. Dasselbe dürfte hinsichtlich der von mehreren bei der Orgie beteiligten Dirnen gegen den Marquis erhobenen Anklagen wegen widernatürlicher Unzucht der Fall sein.
De Sade, der inzwischen mit seiner Schwägerin nach Italien entflohen war, wurde vom Parlamente in Aix in contumaciam zum Tode verurteilt, welches Urteil 1778 in eine Geldstrafe umgewandelt wurde. Er selbst war 1772 nach dem plötzlichen Tode seiner Schwägerin-Maitresse in Piemont verhaftet und im Fort Miolans gefangen gesetzt worden. Es gelang aber seiner mit selbstlos-leidenschaftlicher Liebe an ihm hängenden Gattin, ihm im Mai 1773 zur Flucht zu verhelfen. Er hielt sich dann vier Jahre in Gesellschaft einer neuen Maitresse in Italien auf, kehrte 1777 nach Frankreich zurück, wo er bald verhaftet und im Festungsturm von Vincennes eingekerkert wurde, von wo er im Jahre 1784 in die Bastille gebracht wurde. Von hier kam er am Vorabend der Erstürmung der Bastille nach Charenton, um durch Dekret der konstituierenden Versammlung vom 29. März 1790 befreit zu werden.
In diesen 13 Gefängnisjahren entstanden die ersten Entwürfe zu seinen berüchtigten Werken, die gleichsam als eine Ableitung des jahrelang unterdrückten Geschlechtstriebes anzusehen sind. Dass aber die Brutalität und Grausamkeit, von denen diese Werke triefen, nicht blosse Phantasiegebilde waren, sondern im Charakter des Marquis lagen, bewies die herzlose Art, mit welcher er die ihn abgöttisch liebende Gattin in Briefen und bei ihren häufigen Besuchen im Gefängnis behandelte, so dass man sie öfters vor tätlichen Angriffen schützen musste. Das Material für seine Schriftstellerei im Gefängnis lieferten ihm ausser seiner sehr