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Jahresübersicht 2003
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15.03.2003 Und so war's ... ein Bericht von Andrea
Bis um acht (offizieller Veranstaltungsbeginn) waren hauptsächlich SMer da. Plus einige junge, schwarzgekleidete Menschen (von uns misstrauisch beäugt), die sich als Vertreter der Kinofraktion entpuppten, die gekommen waren, "um sicherzustellen, dass die Meinungsfreiheit gewährleistet bleibe", also faktisch für uns eintreten wollten.
Aber keine Gegner zu sehen vorerst.
Also pflasterten wir die Wände mit unseren Plaketen:
"Vanilletee für alle? - Manche mögen's spicy"
Und legten unsere Flugis aus:
"Vanillatee für Alle?!
Wir lieben die Vielfältigkeit unserer Stadt und unseres Viertels und sind ein Teil davon.
Das gilt für die Menschen aus den Gruppen der B5 wohl genauso wie für die Menschen im Hamburger SM-Sündikat.
Wir kennen uns nicht. Wir wissen nichts voneinander.
Kommt und laßt uns Tee trinken und reden.
Manche bevorzugen Vanille, andere mögens gepfeffert, die meisten mögen beides. Und Du?
Wir werden unsere Veranstaltung nicht in der geplanten Form durchziehen, - ein Signal des guten Willens, wollen uns aber auch nicht verbieten lassen - das kennt ihr sicher.
Wir sind gesprächsbereit und offen für Nachfragen.
Vielleicht können wir ja ein paar Vorurteile (auf beiden Seiten?) ausräumen.
Wir suchen nicht die Konfrontation, sondern das gegenseitige Kennenlernen im Gespräch.
Überprüfen wir unsere Bauchgefühle mit dem Kopf.
Respektiert Euer Gegenüber und setzt Euch auseinander, wir sind keine Feinde, in vielen Dingen sind wir ähnlicher Meinung.
Danke für Eure Aufmerksamkeit,
Andrea, Anna, Babs, Didi, Iris, Matthias, Surjan, Wiebke,
die Veranstalterinnen und Mitwirkenden von "LustBound", Teil des "SM-Sündikats Hamburg"
Dann luden wir die Anwesenden zu einer kostenlosen Bondage-Performance im Kino ein, ich ging noch rüber in die Räume der B5 und lud auch die dort Anwesenden ein, zu kommen und sich eine eigene Meinung zu bilden.
Wollten die aber nicht.
Erst als wir dann Musik auflegten, auf der Bühne eine Frau damit begann einen Mann zu fesseln ...
... kamen ca. 12 Leute ins Kino und verteilten Flugblätter mit der Stellungnahme der B5 zum Thema.
In Auszügen:
"Zuerst möchten wir, das linke internationalistische Zentrum B5, uns bei den Veranstalterinnen und Veranstaltern bedanken, daß sie die Veranstaltung abgesagt haben. Wir möchten einige Punkte darlegen, warum die Veranstaltung nicht in den Räumen der Brigittenstraße 5 stattfinden kann.
(...) [zum Plakat, das eine halbnackte gefesselte Frau zeigt] Wir assoziieren zu dem Bild, mit dem für die Performance geworben wird, Schrecken, Folter, sexualisierte Gewalt, Erniedrigung. Dies trifft nicht nur die Menschen in unseren Zusammenhängen, die selbst Opfer von Folter und sexualisierter Gewalt sei es von Staat, Militär und Polizei oder durch individuelle Angriffe geworden sind. Die BetreiberInnen des B-Movie kennen unsere Arbeit und unsere Zusammenhänge und hätten daher um die Problematik einer SM-Veranstaltung in den Räumen der Brigittenstraße 5 wissen müssen.
(...) Die Veröffentlichung des oben beschriebenen Bildes verletzt die Gefühle vieler Menschen. Folter, sexualisierte Gewalt, Vergewaltigung ist eine grausame Realität, die viele Menschen, inbesondere Frauen, tagtäglich weltweit erfahren. Ebengenau diese Assoziation oder Erinnerung an reale Gewalterfahrungen ruft das Bild bei vielen hervor. Wenn die Veranstalter von Zensur und verletzten Gefühlen sprechen, sollten sie die verletzten Gefühle anderer nicht ignorieren.
(...) Es geht hier nicht um eine Diskussion um sexuelle Vorlieben oder Neigungen. Wenn jemand für seine individuellen Interessen wirbt und sie kommerzialisiert, muss er sich mit den Widersprüchen auseinandersetzen und kann diese nicht mit dem Hinweis auf die persönliche Freiheit wegwischen wollen. Im Kampf um Befreiung finden wir das Spannungsverhältnis zwischen den Bedürfnissen des Individuums und des Kollektivs. Freiheit bedeutet für uns Leben in der Menschheitsgesellschaft ohne Gewalt- und Unterdrückungsverhältnisse und nicht die Reduzierung des Freiheitsbegiffs auf das Ausleben individueller Interessen."
Nach dem Verteilen der Flugblätter kam es zu einer kürzeren Diskussion, die aber den Standpunkt der B5 nur vertiefte, dass "sowas" eben nicht in diesen Räumen stattfinden könnte. Die eigentliche Auseinandersetzung werden wohl das Kino- und das B5-Kollektiv führen müssen.
Aus den Reihen der SMer kamen während des Gesprächs gute, pointierte Fragen sowie saubere dezidierte Antworten zum Unterschied zwischen Gewalt und SM, zur unterschiedlichen Rezeption von Bildern, und dazu, ob es möglich und nötig wäre, Menschen vor den Medien und der Werbung zu beschützen.
Es war gut, dass soviele SMer gekommen waren, im Vorraum gab es noch lange Einzeldiskussionen, auch wenn sich an der generellen Position der B5 nichts oder kaum etwas ändert, haben wir uns doch behauptet, und das in sachlicher und gelassener Art und Weise.
Liebe Leute, die Ihr da wart: Danke! Ihr wart klasse!
Andrea Grimme für das LustBound Team und mit besonderem Stolz heut nacht: für das SM-Sündikat Hamburg
Weiter Infos auf www.ropeart.de
Matthias T. J. Grimme
Redaktion Charon Verlag Grimme KG / SCHLAGZEILEN Magazin
Simon von Utrecht Strasse 4 c, D-20359 Hamburg, Deutschland
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Am 22. März findet wieder meine Party statt. Anmeldungen wie immer hilfreich, da ich bei 80 Leuten die Tür zu mache.
Bei dieser Party wird die Bondage-Performance von Patrick (kinbaku in mind/cats&mice) nachgeholt, die im Februar wegen Grippe ausfallen musste.
Autor: Chris (Barde)
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