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Jahresübersicht 2000
| Monatsübersicht Juni
Das amerikanische SM-Museum Leather Archives & Museum in Chicago hat eine eigene Mailingliste eingerichtet. Wie das LA&M am 21. Juni 2000 auf der Mailingliste LeatherHistory [swl20000524-0001] bekannt gab, sollen darüber Ankündigungen des Museums verbreitet werden.
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Die in Deutschland zum 1.1.2000 verbindlich eingefuehrte ICD-10-Kodierung der WHO, die die Erkenntnisse der DSM-IV zu den Paraphilien (das Leidensdruckkriterium) noch nicht beruecksichtigt, soll eventuell durch einen Zusatz entschaerft werden. Eine grundsaetzliche Ueberarbeitung der Klassifikation scheint derzeit noch nicht konkret bevorzustehen.
BDSM Berlin e.V. hatte Mitte April 2000 folgende Anfrage an Prof. Dr. H. Dilling, Direktor der Klinik fuer Psychiatrie der Universitaet Luebeck, gerichtet (gekuerzt):
[...] Es geht um das im Unterschied zum DSM-IV fehlende Leidensdruck-Kriterium bei den Paraphilien in der ICD-10. Heisst es im DSM-IV: "Die Phantasien, sexuell dranghaften Beduerfnisse oder Verhaltensweisen verursachen in klinisch bedeutsamer Weise Leiden oder Beeintraechtigungen ..." genuegt es in der ICD-10 nach den Kriterien fuer die allgemeine Stoerung der Sexualpraeferenz bereits, wenn der Patient "den Impulsen entsprechend handelt". Nach diesen Kriterien gelten Sadomasochisten saemtlich als krank und muessen in Deutschland seit der verbindlichen Einfuehrung des ICD-Schluessels damit rechnen, dass ihre privaten sexuellen Vorlieben an die Krankenkasse uebermittelt werden, wenn sie aerztliche oder psychologische Beratung suchen. Selbst wenn man davon ausgeht, dass sich dabei keine Datenschutzprobleme ergeben, wird hier doch so weitreichend in die Privatangelegenheiten des Patienten eingegriffen, dass er es in der Regel vorziehen wird, dem Arzt falsche Angaben ueber die Ursache seiner Beschwerden zu machen. [...] Dass Sadomasochismus und Fetischismus ueberhaupt unter den Persoenlichkeits- und Verhaltensstoerungen aufgefuehrt ist, ist zwar beklagenswert und wissenschaftlich fragwuerdig, aber wohl nicht von heute auf morgen zu aendern. Das Leidensdruckkriterium dagegen liesse sich mit vergleichsweise geringem Aufwand auch in der ICD-10 verankern. Leider ist mir als Nichtmedizinerin unklar, wie man bei einem solchen Versuch verfahren koennte und ob eine entsprechende Anpassung an DSM-IV fuer die Nachfolgeversion ICD-11 womoeglich bereits vorgesehen ist.[...]
Prof. Dilling antwortet am 19.6.2000:
"An den Grundtexten der WHO laesst sich zur Zeit nichts aendern. Wir koennen aber an dem deutschen Text der Leitlinien einen kursiv gedruckten Zusatz machen, der etwa inhaltlich dem der DSM-IV entspricht. Ich habe durchaus Verstaendnis dafuer, dass kulturspezifisch unterschiedliche sexuelle Verhaltensweisen und unterschiedliches Erleben moeglich sind, bin aber andererseits auch davon ueberzeugt, dass wir nicht aus Gruenden der politischen Korrektheit Leidenszustaende, die in Verbindung mit bestimmten sexuellen und anderen Problemen stehen, aus der ICD-10 bzw. ueberhaupt aus der psychiatrischen Diagnostik entfernen sollten. Eine ausgiebigere Diskussion zu diesem Thema waere dann erforderlich, wenn eine Neufassung der ICD entweder als ICD-10-R oder als ICD-11 in Angriff genommen wird. Dieses ist bisher noch nicht der Fall."
Prof. Dilling war laut Auskunft des Deutschen Instituts fuer Medizinische Dokumentation und Information (DIMDI) federfuehrend bei der Erstellung des deutschen Psychiatriekapitels der ICD-10 und hat massgeblich am englischen Originalkapitel mitgearbeitet.
KOMMENTAR
Ein solcher Zusatz waere schon mal ein erheblicher Fortschritt, z.B. auch im Hinblick auf die Gesetzgebung in der Schweiz, die zur Verschaerfung der Pornographiegesetzgebung ausdruecklich auf ICD-10 verweist (SWL vom 11.5.00). Ueber die Sache mit der politischen Korrektheit werden wir mit Prof. Dilling weiter im Gespraech bleiben.
Im Berliner Stadtmagazin TIP findet sich im zweiten Teil der Serie "Sex in Berlin" in der aktuellen Ausgabe 13/2000 auf S. 20-21 ein Artikel über Ponyspiele mit dem Titel "Zuckerbrot & Peitsche". Der Text ist zivilisiert geschrieben, kenntnisreich und gut recherchiert; er enthält unter anderem einen Hinweis auf www.pets-de.org. Als Autor ist nur das Pseudonym "Pandora" angegeben. Ein Literaturhinweis auf die Website www.dominasilvia.de/ legt nahe, dass der Text aus dem Umfeld dieses Studios entstanden ist. Des weiteren wird auf das neue Berliner Magazin "Vamp" verwiesen, wo sich "News, Fotos und Storys zum Thema Fetisch-Erotik-Dominanz sowie ein ausführliches Event-Programm für ganz Deutschland" finden sollen.
KOMMENTAR
Ein offensichtlich von einem Insider verfasster Artikel, wenn auch wohl nicht ganz uneigennützig. Man muss es dem TIP zugutehalten, dass hier jemand engagiert wurde, der weiß, wovon er schreibt, so dass einmal nicht der ansonsten bei SM- und Fetischthemen übliche vorurteilsdurchsetzte und schlecht recherchierte Einheitsbrei serviert wird.
ERGAENZUNG [23. Jun 2000]
Bei dem im TIP-Artikel über Ponyspiele erwähnten "neuen Berliner Magazin 'Vamp'" handelt es sich offenbar um ein Angebot der Berliner Zeitschrift "Twilight". Unter www.vamp.de/ heisst es: "Twilight Online legt zu: mit der ersten Ausgabe des neuen VAMP Magazins (Ende Juni) wandelt sich TWILIGHT Online zur grossen VAMP Online Community!". Angeboten werden ein Chat und ein Fetisch-Forum fuer angemeldete Teilnehmer; ansonsten ist das Angebot mit dem der bisherigen Twilight Online identisch. Ob die Papierausgabe des "Vamp" ab Juli "Twilight" ersetzen oder parallel dazu angeboten werden soll, geht aus der Website nicht hervor.
Impressum: Twilight Magazin Monumentenstr. 19 D-10965 Berlin Email: redaktion — at — twilight.de
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