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Jahresübersicht 1999
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Zur Zeit läuft in manchen Programmkinos Monika Treuts neuer Film "Gendernauts. A Journey through shifting Identities" (Uraufführung Februar 1999), ein auf Interviews basierender Dokumentarfilm über jene Menschen in der San Francisco Bay Area, die als Geschlechtsreisende (Gendernauts = Gender + Astronauts) sich vom binären System männlich-weiblich absetzen.
Es werden zahlreiche Vetreter des transgender mit ihren individuellen Schicksalen zu Wort kommen gelassen, die ein breites Spektrum der Intersexualität repräsentieren. Der Schwerpunkt liegt gleichwohl auf den Frau-zu-Mann Transsexuellen, die ihren Körper in erster Linie mit Testosteron manipulieren. So erfährt der Kinogänger u.a. Interessantes über eine spezielle transgender-Privatklinik, Theoretisches von Sandy Stone (Prof. an der Univers. of Texas, Austin), Künstlerisches von Texas Tomboy (Video-Künstler) und Amüsantes von Annie Sprinkle (Sex-Queen). Monika Treut hatte sich bereits mit ihrem Spielfilm "Verfuehrung. Die grausame Frau" - eine Zusammenarbeit mit Elfi Mikesch, die auch bei Gendernauts die Kamera führte - in der Subkultur einen Namen gemacht, und setzt nun ihr Engagement für alles, was queer ist, in konsequenter Weise fort.
Zur Zeit ist Gendernauts im Filmhaus Köln, Maybachstr.111, 50670 Köln, Tel.0221/2227100 leider nur noch bis einschließlich Mittwoch, 31.3., um 19.00 Uhr zu sehen. In anderen Städten ist eine Nachfrage bei den örtlichen Programmkinos lohnenswert.
KOMMENTAR
Es wird ein hochinteressantes Spektrum der Intersexualität am Rande des Experimentellen, teilweise darüberhinaus, abgesteckt, das die ein oder andere Überraschung bereithält. Angesichts einer solchen Flexibilität und Androgynität der Geschlechter ist hier nur eines sicher: die alten Geschlechterdefinitionen sind entweder in Frage gestellt oder ad absurdum geführt. Der Film ist vollgespickt mit Denkansätzen zur eigenen Positionierung auf der Geschlechterskala. Dem Appell des Films, die Augen für Menschen zwischen den Geschlechtern zu schärfen und Toleranz zu üben, ist in vollem Umfang zuzustimmen. Einziger Wermutstropfen ist die völlig kritiklose Glorifizierung der Stadt San Francisco als Hauptstadt der queer-world, dem Mekka aller sexueller Subkultur... Mit keinem Wort wurde in dem Film auf die soziale Position der vorgestellten Personen, bzw. der Transsexuellen allgemein, eingegangen. Angesichts des katastrophalen Gesundheitssystems in den USA drängt sich diese Frage doch geradezu auf, wo es doch in Deutschland schon schwer genug ist, als Transe über Wasser zu bleiben.
Wie auf News 8 Channel unter:
www.wtnh.com/news/1999/mar/03221999.html
berichtet, ist Ernest Stanton letzte Woche gestorben.
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Erzeugt am: 15.03.2006
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