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Jahresübersicht 1999
| Monatsübersicht März
Einfügung für Zensurdebatte:
In der aktuellen Ausgabe (2/99) widmet sich die Zeitschrift Emma nochmals ausführlich der neuen PorNO Kampagne. Unter der Überschrift: "Pornografie ist sexualisierter Frauenhaß" Zitat: "Auf den Schreibtischen von Frauenministerin Bergmann und Ex-Justizministerin Leutheusser-Schnarrenberger landete "waschkörbeweise" Zweifelhaftes: Hochglanzbroschüren mit sado-masochistischen Darstellungen und gefolterten Frauen, spöttische Appelle an die "Vernunft der Damen" und anonyme Beschimpfungen der "prüden Zicken". "Soviel Post habe ich noch nie zu einem Thema bekommen", wunderte sich die Frauenministerin." Und in einem auch dort abgedruckten Interview mit der Justizministerin Herta Däubler-Gmelin behauptet diese: (Zitat) "Pornografie ist ein Verstoß gegen die Menschenwürde. Auch über Saktionen für den Handel mit und den Konsum von Pornografie müssen wir nachdenken - wobei wir bei der Anwendung des Problem der internationalen Verbreitung durch die Neuen Medien haben. Auch die Entschädigung für die Opfer von Pornografie ist ein Thema."
KOMMENTAR
So werden aus ängstlichen, fragenden und traurigen Briefen spöttische Appelle und anonyme Beschimpfungen. Prost Mahlzeit! Warum bekommen wir es nicht hin 2-300 Leute und ein paar Prominente zusammenzutrommeln, die bekennen: Auch ich stehe auf SM-Pornos!?
Tatsachenbericht:
Gestern im #andersartig-Chat. Man unterhält sich. Eine Besucherin kommt auf die Idee, die Vorlieben der Anwesenden zu erfragen mittels Nennung diverser Praktiken, die je nach Präferenz benotet werden sollten. Fazit: Bondage, Soft-SM, Klammern stießen allgemein auf Zustimmung. Natursekt, Kaviar, Bestialty, Rape resultierten im empörten Ausruf einer Besucherin: "Dafür werdet Ihr in der Hölle schmoren." Nachdem diese Besucherin eine gute Freundin, die versuchte, ein wenig Toleranz einzufordern, als "krank, pervers und quasi völlig verrückt" beleidigte, kassierte sie einen Kick. Drei Minuten später war der (wirkliche oder angebliche) Staatsanwalt im Channel, wohl ihr Freund, und drohte ob solcher Themen mit Strafanzeige :-). Als Jurist fiel es mir nicht schwer, den Mann in den Senkel zu stellen, zum Grübeln gebracht hat es mich dennoch.
KOMMENTAR
Die von Matthias geforderte, auch wünschenswerte Front gegen PorNo, dem auch auf andersARTIG breiter Raum gewidmet wird, scheitert an der Intoleranz eben solcher Typen, die sich selbst als SM`ler bezeichnen, bei ihnen nicht genehmen Praktiken aber zurückziehen und schweigen oder gar kontraproduktiv reagieren.
Hier ein Antwortschreiben der MLPD (marxistisch-leninistische Partei Deutschlands) auf eine Mail von Andersartig.net:
Sehr geehrte Damen und Herren,
Ihre Anfrage ist leider erst jetzt bei mir gelandet, entschuldigen Sie darum bitte die späte Antwort.
Tatsächlich unterscheidet sich unser Standpunkt zu Pornographie und Sadomasochismus von dem Alice Schwarzers und Christine Bergmanns.
Selbst wenn wir Pornographie oder auch sadomasochistische Praktiken für ein Folge der jahrhundertealten Herabwürdigung vor allem der Frauen oder auch der Koppelung von Sexualität und Gewalt halten, so lassen sich diese Dinge nicht durch Verbote und Gesetze aus der Welt schaffen. Solange dies also Praktiken sind die einvernehmlich, sicher und gefahrlos zwischen erwachsenen Menschen passieren, ist das deren Privatsache - zumal die Grenzen dabei höchst subjektiv sind und beispielsweise von einem katholischen Moraltheologen bereits als Pornographie beurteilt wird, was für viele andere eine künstlerisch-erotische Darstellung sein mag.
Allerdings ziehen wir scharfe Grenzen, wenn es um Abhängige oder Kinder geht. Darum fordern wir die Bestrafung von sexueller Ausbeutung und Gewalt und treten für das Verbot von Gewalt- und Kinderpornographie ein.
Mit freundlichen Grüßen! Anna Bartholomi
KOMMENTAR
Mich würde es interessieren, wie männlicher Masochismus in das Erklärungsmodell "der jahrhundertealten Herabwürdigung vor allem der Frauen" passt? :-)
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Erzeugt am: 15.03.2006
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