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Jahresübersicht 1998
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Der deutsche Privat-TV-Sender Pro 7 hat nach einer Meldung der "Welt" vom Montag, dem 11. Mai 1998 alle Sex-Themen aus der Talksendung "Arabella" gestrichen. Die Zeitung berief sich dabei auf einen Bericht des Magazins "Focus", der am Montag herauskommen soll. Damit habe der Sender auf die Drohung der Direktorenkonferenz der Landesmedienanstalten (DLM) reagiert, die Sendung in das Abendprogramm zu verlegen. Arabella sei wiederholt als "Schmuddelfernsehen" angegriffen worden.
In früheren Berichten anderer Zeitungen war darauf hingewiesen worden, daß Arabella einen besonders hohen Anteil von jugendlichen Zuschauern habe.
Zu dem Tod von Dominique Aury, besser bekannt als Pauline Reage [swl19980502-0001] sind inzwischen weitere Details bekannt geworden. Nach einer Meldung der Nachrichtenagentur AP starb die Autorin der "Geschichte der O" (GdO) am 26. April 1998. Sie sei 1907 in Rochefort-Sur-Mer geboren worden, hatte Englisch studiert und sei eine bekannte Übersetzerin und Mitherausgeberin einer einflußreichen französischen Literaturzeitschrift gewesen.
Aury habe nach AP in einem Interview mit der Zeitschrift "The New Yorker" am 01. August 1994 zugegeben, GdO als Liebesbrief an den prominenten Literaturkritiker Jean Paulham geschrieben zu haben. Er habe vorher behauptet, sie könne kein erotisches Buch schreiben.
Die GdO sei nach seiner Veröffentlichung 1954 von französischen Zensoren zuerst verboten worden. Das Buch habe sich jedoch Millionenfach verkauft und gewann 1955 den französischen Literaturpreis "Deux Margots". Es wurde 1975 von Just Jaeckin mit Corrine Clery in der Hauptrolle verfilmt. Der italienische Comic-Zeichner Guido Crepax gab 1973 unter "L'Histoire d'O" eine Comic-Version heraus.
In Deutschland wurde die GdO laut dem Index der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften (BPjS) zum ersten Mal am 09. Oktober 1967 als Ausgabe des Melzer Verlags Darmstadt indiziert. Eine Ausgabe des Rowohlt-Verlags folgte am 14. September 1982. Im gleichen Jahr wurde am 22. Mai 1982 auch der Nachfolgeband, "Rückkehr nach Roissy" indiziert. Der Film im VPS Verleih wurde am 16. Oktober 1982 verboten. Die Comic-Version von Crepax folgte am 18. Dezember 1981 und nochmal am 30. März 1983. Die vollständigen Texte der beiden Geschichten erschienen schließlich 1991 im Ullsteinverlag als "Dokumentation" zu einem Interview von Pauline Reage mit Regine Deforges (Autorin) in "Die O hat mir erzählt".
Die GdO hat eine Reihe von Sadomasochisten beeinflußt. Der Fotograf Helmut Newton sprach in einem Spiegel-Interview in Heft 48/1996 auf Seite 228 von dem Einfluß des Buchs, Maria Marcus und Sina-Alina Geißler erwähnen ihn ebenfalls als Schlüssellektüre. Der Namenszusatz "Sir" wurde in Teilen der westlichen Subkultur übernommen. Als Pat Califia und Gayle Rubin und 16 andere SM-Lesbin am 13. Juni 1978 die erste Lesben-SM-Gruppe der Neuzeit gründeten, nannten sie sich "Samois", nach einem Ort aus dem Buch, wo O von Frauen ausgebildet wurde. "Roissy", der erste Ort zu dem sie ging, wurde auch zu einem Insiderbegriff.
KOMMENTAR
LiGate nennt als weitere Quelle für das Geständnis im New Yorker das Buch "Venus Bound" von John De StJorre im Random House Verlag 1994. Danke an ihn für die Mithilfe bei diesem Text.
Aus einer anderen Diskussion heraus wurde mir ein Brief geforwarded, in dem folgende Stelle als Beitrag zur juristischen Lage emfohlen wurde. Es soll sich dabei um eine Disseration von Olaf May handeln. Sie ist vermutlich 1995 in Kiel erschienen. Ein genauer Titel lag zunächst nicht vor.
Nach May soll SM juristisch als "einverständliche Fremdgefährdung" eingestuft werden können, vergleichbar mit Tandemfallschirm-Springen und Bergsteigen. Die Quelle soll eine günstigere Postition ergeben als der Aufsatz von Valentin Sitzmann.
KOMMENTAR
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