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Jahresübersicht 1997
| Monatsübersicht August
Im neuen "Stern" (Heft Nr. 35/1997) gibt es einen Bericht über den berühmten japanischen Fotografen Nobuyoshi Araki, der vor allem mit Bondage-Fotos Aufsehen erregt hat. Der Titel lautet "Wenn die Lust Fesseln trägt". Der mit einer Reihe von Fotos, zum Teil im Ganzseitenformat, geschmückte Artikel beginnt auf Seite 48. Im Text wird u.a. der Ablauf einer Bondage-Foto-Session geschildert. Einen weiteren künstlerischen Schwerpunkt des Fotografen bilden Aufnahmen von verwelkenden Blüten. Dazu das Zitat eines Bildtextes: "Welke Blumen und verschnuerte Brüste: Für Araki ist beides Ausdruck von Seelenstimmungen zwischen Lust und Trauer".
KOMMENTAR
Die im Artikel wiedergegebenen, meiner Meinung nach wunderschönen Aufnahmen lassen die besondere Intimität und Liebe spüren, mit der sie entstanden sind. Da ist nichts von glatter Perfektion und Routine, aber einiges von rührender Menschlichkeit und unverhüllter Lust zu spüren. Das liegt sicher zum einen daran, dass Araki seine Models einfach auf der Straße findet bzw. sie ihn dort finden. Zum anderen aber liegt sein Geheimnis vermutlich in seiner eigenen Einstellung: "Ohne sexuelles Interesse", sagt er, würde er den fotografierten Frauen "fremd bleiben. Ich brauche ein Gefühl der Intimität. Aber am Ende steht zwischen mir und dem Modell immer die Kamera" (Zitat aus dem Artikel). Diese grundehrliche Lust, die am Zeigen und die am Gezeigt-Werden, wird unvermittelt zur Lust am Schauen. Mein Appetit ist jedenfalls geweckt!
Titel: "Die Verfolgung und Ermordung Jean Paul Marats, dargestellt durch die Schauspielgruppe des Hospizes von Charenton unter Anleitung des Herrn de Sade - Drama in zwei Akten" Autor: Peter Weiss Regie: Peter Schulze-Rohr Darsteller: Charles Regnier und andere Produktion: NDR (1967) Sendetermin: Sonntag, 23. August 1997, um 02.20 Uhr Kanal: N3
INHALT
Theater im Theater: Zur Unterhaltung des Publikums führen die Insassen des Irrenhauses von Charenton ein Stück des berühmtesten unter ihnen auf, des Marquis de Sade, und zwar unter dessen Leitung. Sie spielen darin das Scheitern von J. P. Marat, dem berühmten Führer der Französischen Revolution, nach und versuchen, es zu ergründen. Dabei bilden die ideologischen Auseinandersetzungen zwischen Marat und De Sade den Kern.
KOMMENTAR
Das Stück gibt fuer alle, die sich entweder mit Philosophie und/oder Politik im allgemeinen oder aber mit Marat und/oder De Sade im besonderen auseinandersetzen möchten, vielfältige Denk- und Diskussionsanregungen. Es wird deutlich, dass beide Herren radikale Anhänger von Gewalt sind. Marat ist jedoch ein Extremist des Idealismus, De Sade dagegen einer des Realismus.
Der eigentliche Anlaß für die Ausstrahlung dieser Produktion von 1967 dürfte das dreißigjährige Jubileum der Einführung des PAL-Farbfernseh-Systems sein. Es war nämlich laut einer NDR-Broschüre von 1984 die "erste elektronische Farbaufzeichnung eines Fernsehspiels in Hamburg". Dazu paßt auch, daß unmittelbar vorher (Beginn 00.15 Uhr) der "Galaabend der Schallplatte" gesendet wird, mit dem die Funkausstellung 1967 begann und in dem Willi Brandt damals den offiziellen Start des Farbfernsehens vollzog.
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