Beobachtung, dass er durch Frauenzimmer, mögen sie auch noch so hässlich sein, jeweils sexuell erregt wird, sobald er in ihrem Wesen einen herrischen Zug entdeckt. Ein zorniges Wort aus dem Munde einer solchen Frauensperson genügt, um die heftigsten Erektionen bei ihm hervorzurufen. So sass er z. B. eines Tages in einem Café und hörte, wie die (hässliche) Kassierin den Kellner mit energischer Stimme auszankte. Er kam durch diesen Auftritt in die höchste sexuelle Erregung, die in kurzer Zeit zur Ejakulation führte. Z. verlangt von Frauen, mit denen er sexuell verkehren soll, dass sie ihn zurückstossen, ihn auf allerhand Weise quälen usw. Er meint, es könne ihn nur ein Weib reizen, das den Heldinnen in den Romanen von Sacher-Masoch gleiche.
Aus diesen Fällen von ideellem Masochismus wird vollkommen klar, dass es den mit dieser Anomalie Behafteten durchaus nicht darauf ankommt, Schmerz zu erleiden, und dass demnach die von Schrenck-Notzing und v. Eulenburg versuchte 'Bezeichnung dieser Anomalie als "Algolagnie" nicht das Wesen, den seelischen Kern masochistischer Gefühls- und Vorstellungsweise trifft. Dieser ist das wollüstig betonte Bewusstsein, dem Willen einer anderen Person unterworfen zu sein, und die ideelle oder wirkliche Markierung einer Misshandlung seitens einer solchen Person ist nur Mittel zum Zweck der Erreichung eines solchen Gefühls.
Der folgende Herzenserguss eines ideellen Masochisten an eine Dame der Gesellschaft ist ein zutreffender Beleg für diese Annahme:
"Allergnädigste Madame! Herrin! Göttin! Der in tiefster Ehrfurcht und
niedrigster Unterwürfigkeit sich Unterzeichnende ist ein Phantast à la Sacher-Masoch.
Als solcher wirft er sich Ihnen, als dem verkörperten Ideal der "Venus im Pelz"
zu Füssen, mit der demütigen Bitte, ihn eines Fusstrittes zu würdigen und die Sohle
Ihrer Stiefelette mit seiner Zunge als Hund lecken zu dürfen. Und dann, o Madame,
gewähren sie ihm die Gnade, vor Ihnen im Staube liegend, Ihren kleinen Fuss auf seinen
Nacken, Ihnen seine Geschichte in Kürze erzählen zu dürfen. Schon von Jugend auf
lechzte mein Sinn danach, den Fuss eines schönen Weibes küssen zu dürfen, von diesem
Fuss getreten, gestossen zu werden, von dem Weibe, das meine Herrin ist, als Sklave
behandelt, wie ein Hund dressiert zu werden.
Eine Tierbändigerin zu sehen war mein höchster Genuss und wenn die Dompteuse mit dem
Fuss, in eleganter Stiefelette mit hohem Absatz auf den Körper des Löwen oder Tigers
trat, geriet ich in Ekstase.
Später gelangte ich in den Besitz der "Damen im Pelz". Besonders
enthusiasmierte mich der "rote Edelhof", denn ich fand die Idee, als der Hund
der Herrin deren Fusssohlen lecken zu müssen, entzückend.
Seit dieser Zeit ist dies der Höhepunkt meiner Schwärmerei. Und sollte es der Herrin nur
ein Vergnügen sein, sich die Füsse von ihrem Sklaven, ihrem Hunde lecken zu lassen? In
meiner Phantasie befinden sich Bilder, wie eine Plantagenbesitzerin ihre Sklaven
misshandelt, sie wie Pferde reitet, sie wie Hunde dressiert. O, wenn Sie mich auch solche
Wonnen kosten liessen.
Möge es Ihnen gefallen, wenigstens diesen Brief mit Ihren Füssen zu treten, damit ich
ihn dann an meine Lippen drücken kann, als schönsten Lohn.