Auch hier hängt dies nur vom Zustand der meist physisch oder psychisch durch die perverse Richtung der sexuellen Vorstellungen beeinträchtigten Potenz ab und betrifft nicht das Wesen der Sache.
a) Aufsuchen von Misshandlungen und Demütigungen zum Zweck sexueller Befriedigung.
Beobachtung 50. Herr Z., 29 Jahre alt, Techniker, kommt wegen
vermeindicher Tabes in die Sprechstunde. Vater war nervös und stark tabisch, Vaters
Schwester war irrsinnig. Mehrere Verwandte sind hochgradig nervös und sonderbare Leute.
Pat. erweist sich bei näherer Untersuchung als sexual, spinal und zerebral asthenisch. Er
bietet keine anamnestischen noch gegenwärtigen auf Tabes dorsalis hinweisenden Symptome.
Die naheliegende Frage nach Missbrauch der Genitalorgane wird im Sinne der seit der Jugend
geübten Masturbation beantwortet. Im Lauf der Exploration ergaben sich folgende
interessante psychosexuale Anomalien.
Mit 5 Jahren erwachte die Vita sexualis in Gestalt von wollüstig empfundenem Drang, sich
selbst zu geisseln, zugleich mit dem Gelüste, der Flagellation durch andere teilhaftig zu
werden. An bestimmte, geschlechtlich differenzierte Individuen dachte Pat. dabei nicht.
Faute de mieux trieb er Autoflagellation und erzielte im Laufe der Jahre Ejakulation.
Schon lange vorher hatte er durch Masturbation sich zu befriedigen angefangen, wobei ihm
jeweils Flagellationssituationen vorschwebten.
Herangewachsen, suchte er zweimal ein Lupaner auf, um daselbst von Meretrices gegeisselt
zu werden Er suchte sich zu diesem Zweck das schönste Mädchen aus, aber er war
enttäuscht, brachte es nicht zur Erektion, geschweige zur Ejakulation.
Er erkannte, dass das Geisseln Nebensache, die Hauptsache die Idee des Unterworfenseins
unter den Willen des Weibes sei. Dazu gelangte er das erste Mal nicht, wohl aber das
zweite Mal. Weil er im "Gedanken der Unterwerfung" war, hatte er vollen Erfolg.
Mit der Zeit erzielte er unter Anstrengung seiner Phantasie im Bereich masochistischer
Vorstellungen sogar Koitus, auch ohne Flagellation, aber er empfand davon wenig
Befriedigung, so dass er vorzog, auf masochistische Weise sexuell zu verkehren. Im Sinne
seiner originären Flagellationsgelüste fand er an masochistischen Szenen nur Gefallen,
wenn er ad podicem [aufs Gesäß] flagelliert wurde oder sich
wenigstens eine solche Situation phantastisch hinzudichtete. In Zeiten hoher Erregbarkeit
genügte es ihm sogar, einem schönen Mädchen solche Szenen erzählen zu dürfen. Er
geriet dadurch in Orgasmus und gelangte meist zur Ejakulation.
Früh gesellte sich dazu eine höchst wirksame fetischistische Vorsteltung. Er
merkte, dass ihn nur solche Weiber fesselten und befriedigten, die hohe Stiefel und kurzen
Rock ("ungarische Tracht") trugen. Wie er zu dieser fetischistischen Vorstellung
gelangt ist, weiss er nicht anzugeben. Auch an Knaben reize ihn das mit hohem Stiefel
bekleidete Bein, aber dieser Reiz sei rein ästhetisch, ohne jegliche sinnliche Betonung,
wie er überhaupt nie homosexuelle Empfindungen an sich wahrgenommen haben will. Seinen
Fetischismus begründete Pat. mit einer Vorliebe für Waden. Es reize ihn aber nur die in
einem eleganten Stiefel steckende Damenwade. Nackte Waden, überhaupt feminile Nuditäten
üben auf ihn nicht den geringsten sexuellen Reiz aus. Eine untergeordnete
Fetischnebenvorstellung ist für Patient das menschliche Ohr. Es ist ihm ein wollüstiges
Gefühl, schönen Menschen, d. h.