bleiben und es, wenns hoch kommt, nicht über „eine von Hysterie befallene Buchholtz“ (wie Heinrich Mann so hübsch sagt) hinausbringen. Eine reizende Selbstpersiflage einer solchen ihre Phantasie künstlich überhitzenden would be-Perversen enthält Marie Madeleines allerliebste Dichtung „Grössenwahn“. Die perverse Dichterin betrachtet sich mit Begeisterung im Spiegel:

„Ich finde, von klingendem Rhythmus
Ist doch ein jeder Vers -
Und ausserdem bin ich wirklich
Doch eigentlich riesig pervers!

Hätt’ ich nur nicht so viele Gedanken;
Ich glaube das tut nicht gut!“
So sprach sie betrübt und probierte
Ihren neuen Pariser Hut.

„Ich habe so viele Gedanken,
Und pervers bin ich ausserdem;
Ich bin in der Tat für alle
Ein ungelöstes Problem!“

Einzelne als weiblicher Sadismus gedeutete Fälle, die aus neuerer Zeit berichtet werden, sind teils in den Einzelheiten zu unsicher oder zu wenig aufgehellt, teils sind sie mit anderweitigen Motiven in solcher Weise durchsetzt, dass sie als rein sadistische Belege jedenfalls nicht gelten können. Es wird von einer Zirkusdirektorin erzählt, die die Gewohnheit hatte, jeden Abend nach beendeter Vorstellung das männliche Personal, einschliesslich ihres Gemahls, mit der Reitpeitsche durchzuprügeln, und die sich schliesslich eine gerichtliche Verurteilung wegen schwerer Körperverletzung zu mehreren Wochen Gefängnis zugezogen haben soll. Mehr sadistische Züge würde, wenn sichergestellt, ein anderer Fall zeigen1), der geradezu an gewisse Szenen bei de Sade erinnert; ein junges Mädchen soll nämlich mit dem Gatten einer verheirateten Frau ein Liebesverhältnis unterhalten und ihre Herrschaft über den Mann benutzt haben, um ihre unglückliche Nebenbuhlerin jeden Tag auf das Grausamste mit Stock-


1) Vgl. das schon zitierte Werk „Stock und Peitsche“, 2. Auflage (1902), S. 102. - Wenn man sieht, wie in diesem Buche Wahrheit und Dichtung durcheinander gemischt sind, und mit welcher Unzuverlässigkeit auch gerichtlich verhandelte Fälle darin wiedergegeben sind (z. B. auf S. 149 der Fall Franke, bei dem ich selbst als Sachverständiger mitgewirkt habe), so erscheint ein gewisses Misstrauen nicht unberechtigt.

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