keineswegs enianzipationslüsternen, aber mehr und mehr zu einem gesunden und richtigen Selbstgefühl heranreifenden Frauen würden mit einer solchen, das biblische Herrengebot noch weit überspannenden Anschauung kaum etwas anzufangen wissen. Die in Demut ersterbenden Griseldisnaturen können ebensowenig als Frauenideale gelten, wie die männerzerfleischenden Penthesileen; die einen gebahren sich so krankhaft unerfreulich und widerlich wie die anderen - und selbst das vielgepriesene Käthchen von Heilbronn dürfte einem Manne von gesundem Fühlen und Denken im Grunde wenig Sympathie einflössen; sie ist eine psychopathische Halluzinantin, eine erotomane Hysterische, die auch nur ein männlicher Hysteriker, wie es Heinrich von Kleist unbeschadet seines Genies war, so recht nachzuempfinden und zu goutieren vermochte.
Durch unzählige Zitate hat sich die Fabel von jener jungen russischen Ehefrau fortgeschleppt, die unglücklich darüber ist, von ihrem Manne noch nicht den national herkömmlichen Liebestribut in Form von Schlägen empfangen zu haben, und die nicht eher ruht, als bis er ihr diesen schlagenden Liebesbeweis mit einer eigens beschafften Rute auf die von der Natur für diesen Zweck präformierten Körperteile nachträglich liefert. Die nicht schlecht ersonnene und ursprünglich ganz naiv gefasste Fabel wird von Doppet in seinem Traité du fouet schon mit echt französischem Raffinement aufgetischt und ist von da mehr oder weniger ausgeschmückt und entstellt in alle späteren Flagellationsschriften übergegangen. Ähnlich lässt übrigens auch Montesquieu in einer seiner Lettres Persanes (51) eine Russin ihre Sehnsucht nach Prügeln aussprechen und ihr Schicksal beklagen, dass ihr Mann sie in dieser Beziehung arg vernachlässige, während ihre Schwester das Glück habe, von dem ihrigen alle Tage braun und blau geschlagen zu werden. Man beruft sich darauf, dass auch die grosse Katharina sich in Adaptierung an russische Landessitten von Potemkin habe mit der Peitsche traktieren lassen - was allerdings weit weniger feststeht, als ihre (schon früher erwähnten) aktiv flagellantistischen Neigungen. Wenn übrigens in der Tat die bis auf Peters des Grossen Zeit unter barbarischem Druck schmachtende russische Frauenwelt damals noch und auf lange hinaus das Gefühl ihrer Würde abgestumpft oder bis zu einem gewissen Grade eingebüsst haben sollte, so könnten daraus allgemeine Folgerungen zugunsten eines naturgemässen weiblichen Masochismus gerade so wenig hergeleitet werden, wie aus dem entgegengesetzten Verhalten des von Sacher-Masoch mit bekannter Vorliebe geschilderten polnischen Frauentypus zugunsten eines naturgemässen weiblichen Sadismus.
Die vielen Sadistinnen der modernen Literatur, namentlich aus den späteren Sacher-Masochschen Erzeugnissen und denen seiner Epi-